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Der Fremde ohne Gesicht

Der Fremde ohne Gesicht

Titel: Der Fremde ohne Gesicht
Autoren: Nigel McCrery
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das heißt Sergeant. Lernt ihr den gar nichts mehr auf eurem piekfeinen Polizeicollege? Oder kannst du noch nicht lesen?«
    »Nein, Sir, Sergeant, ich meine, ja. Tut mir Leid, Sergeant.«
    Sharman ließ den Ausweis wieder in seiner Tasche verschwinden und legte den ersten Gang ein. Bevor er weiterfuhr, feuerte er noch einen letzten Schuss auf sein Opfer ab. »Hier sind nicht genug Kegel aufgestellt. Ich will viel mehr Kegel. Das hier ist ein Mordschauplatz, verdammt noch mal. Kegel sind das Entscheidende.«
    Jetzt hatte der Kleine richtig Feuer unterm Hintern. »Ich werde das sofort veranlassen, Sir, Sergeant.«
    Sharman schüttelte den Kopf. »Nein, Söhnchen, du wirst das nicht veranlassen, du wirst das erledigen. Mach dich an die Arbeit.«
    Der Constable nickte. »Ja, Sergeant.«
    »Gut, wenn ich nachher hier fertig bin, will ich einen Haufen mehr Kegel sehen. Bis dahin habe ich auch meine Brille auf, sodass ich alles gut sehen kann, verstehen wir uns?«
    Wieder nickte der Junge nervös, während Sharman in die lange Einfahrt rollte, die hinauf zum Haus führte. Als er in den Rückspiegel schaute, hätte er schwören können, dass der kleine Hosenscheißer ihm den Stinkefinger zeigte. Er lachte. Dasselbe hätte er auch getan.
    Sharman fand einen Parkplatz gleich am Ende der Zufahrt in der Nähe des Hauseingangs. Als er aus dem Wagen stieg, kam wieder so ein milchgesichtiger Plattfuß auf ihn zu und sprach ihn an.
    »Entschuldigen Sie, Sergeant.« Wenigstens hatte man ihn diesmal erkannt. »Aber dieser Parkplatz ist für Superintendent Adams reserviert.«
    Wenn Sharman etwas noch mehr hasste, als von einem milchgesichtigen Plattfuß herumkommandiert zu werden, dann war es Superintendent Tom Adams. Seiner Meinung nach hatte Adams seinen jetzigen Rang einzig und allein zwei Frauen zu verdanken: Harriet Farmer, die, wie er zugeben musste, eine verdammt gute Polizistin gewesen war, obwohl sie eine Frau war, und der Pathologin Samantha Ryan. Wohlgemerkt, flach gelegt hätte er selbst sie auch gerne, wie wohl jeder in der Truppe. Das konnte er Adams nicht verübeln. Sie stand zwar in dem Ruf, so etwas wie eine eiserne Jungfrau zu sein, aber Adams schien sie ein wenig aufgetaut zu haben. Geheiratet hatte er allerdings statt ihrer diese andere Braut aus der Branduntersuchung. Seltsam, dachte Sharman, er hätte die Pathologin vorgezogen. Ein wenig kühl mochte sie sein, aber sie hatte etwas an sich – er wusste nicht recht, aber sie hatte etwas. Er starrte den Uniformierten an. »Dann schleppen Sie mich eben ab.«
    Damit verschwand er im Haus und überließ es dem verdutzten Constable, sich zu überlegen, was er nun tun sollte.
     
    Als er die riesige Eingangshalle betrat, kam ihm Tinker Graham entgegen und lächelte ihn an. »Besser spät als nie, Stanley.«
    Detective Constable John (Tinker) Graham war Sharmans Partner gewesen, kurz nachdem er zur Kriminalpolizei gekommen war, und sie hatten lange zusammengearbeitet. Für Sharmans Geschmack war Tinker immer ein bisschen zu träge gewesen und irgendwann hatte er genug davon gehabt, ihn mitzuschleifen. Nicht dass der Wechsel zu Meadows die Sache viel besser gemacht hätte. Aber als Sharman herausfand, dass Tinker sich bestechen ließ, fädelte er eine Trennung ein. Der Beschwerdeabteilung hatte er nie von den Nebeneinkünften seines Freundes erzählt; schließlich kannte er den Ehrenkodex zu gut, als dass er diese eiserne Regel gebrochen hätte. Und obwohl er selbst nie Bestechungsgelder angenommen hatte, hatte er genug Vorschriften übertreten, um sich eine saftige Disziplinarstrafe einzuhandeln, und Tinker wusste das genau. Wenn er Tinker anschwärzte, würde der den Gefallen erwidern, und dann würden sie gemeinsam untergehen. So war es nun einmal; schließlich waren sie Freunde.
    »Schieb’s dir in den Arsch, Tinker. Was geht hier ab?«
    »Hier ist die Kacke am Dampfen. Die ganze Welt spielt verrückt. Da oben liegt die Frau des Abgeordneten mausetot im Bett. Adams funkt einen Spruch nach dem anderen rüber und gibt den ganzen Druck nach unten an uns weiter. Mach dich lieber dünne, Stan. Kommt nichts Gutes dabei heraus, wenn du hier lange rumhängst.«
    Sharman schüttelte den Kopf. »Meadows hat mich eingeladen.«
    Tinker lachte. »Dann sitzt du in der Scheiße. Weißt du, dass der Chief Constable mit seiner halben Truppe unterwegs hierher ist?«
    Sharman zuckte die Schultern. »Macht dich das nervös? Mich nicht.«
    Tinker lachte wieder. »Mag sein, Kumpel, aber
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