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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler
Autoren: Giogio Faletti
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Männerstimme, nicht jung, aber fest und energisch.
    »Ja bitte?«
    »Ich habe eben diese Rückrufnummer bekommen.«
    »Sind Sie Bravo?«
    »Ja.«
    »Sie wurden mir von einem gemeinsamen Freund empfohlen.«
    »Wie sehr ist er Ihr Freund, und wie sehr meiner?«
    »Genug, um jedes Mal, wenn er aus Rom kommt, den Dienst zweier Personen von Ihnen zu erbitten. Und um mir Ihre Diskretion und die Qualität Ihres Angebots zu garantieren.«
    Ich weiß, von welcher Person er redet. Einer der größten Antiquitätenhändler der Hauptstadt, der eine Passion für Dreier und für bezahlte Frauen hat. Wer der Mann ist, mit dem ich rede, weiß ich nicht, aber ich gehe nicht davon aus, dass er mir das am Telefon verraten würde.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich würde gerne eine Ihrer Mitarbeiterinnen kennen lernen.«
    »Nur eine?«
    Die Antwort klingt leicht amüsiert. Und ein wenig wehmütig.
    »Ja. Bestimmte Praktiken kann ich mir schon seit geraumer Zeit nicht mehr gestatten.«
    »Heute Abend?«
    »Nein, morgen früh. Ich mag ein fröhliches Erwachen.«
    »Haben Sie Präferenzen?«
    Er beschließt, zu würfeln und sein Glück zu versuchen.
    »Mein Freund sagt, dass Sie für gewöhnlich nicht mit bösen Überraschungen aufwarten. Ganz besonders zufrieden war er allerdings mit einer gewissen Laura. Sagt Ihnen das was?«
    Mein Schweigen deutet er als Zustimmung.
    »Gut. Die möchte ich. Als Anreiz kann ich Ihnen versichern, dass Geld keine Rolle spielt.«
    Das ist eine gute Nachricht. Geld brauche ich, in Anbetracht des Telefonats, das ich später zu erledigen habe.
    »Wo und wann?«
    »Ich bin im Hotel Gallia, Zimmer 605. Gegen neun wäre gut. Ich werde an der Rezeption Bescheid sagen, dass man Besuch für mich hochlässt.«
    Das gefällt mir nicht, also antworte ich nicht. Er versteht und beruhigt mich.
    »Ich bin in einer Geschäftssuite. Es gibt eine direkte Durchwahl. Wenn es Ihnen lieber ist, rufen Sie im Hotel an und lassen sich mit meinem Zimmer verbinden.«
    Ich weiß nicht, wer der Mann ist, mit dem ich rede, aber es ist jemand mit Grips. Und Geld. Einer, der zu leben weiß und der auch weiß, was es kostet, es gut zu tun. Beides ist für mich Quelle uneingeschränkter Hochachtung vor einem Menschen.
    »Neun ist okay. Die Person wird eine Million von Ihnen bekommen. In bar.«
    »Das ist eine hübsche Summe.«
    »Wenn Sie das Mädchen sehen, können Sie entscheiden, ob sie es wert ist oder nicht.«
    Dieses Mal ist es mein Gesprächspartner, der sich eine Pause gönnt. Dann eine Klarstellung in herrischem Ton. In einem sehr herrischen Ton.
    »Ich darf Sie daran erinnern, dass dies für uns beide den Beginn einer langen und fruchtbaren Zusammenarbeit bedeuten könnte.«
    »Natürlich. Daher gestehe ich Ihnen das Recht zu, Ihre Wahl zu korrigieren.«
    Der Ton wird wieder zuvorkommend.
    »Bestens. Es war mir ein Vergnügen.«
    »Ganz meinerseits. Bis bald.«
    Ich lege auf. Jetzt ist es Zeit für ein zweites, wesentlich ernsthafteres Telefonat. Ich wähle Lauras Nummer. Die Stimme, die sich meldet, ist die einer Person, die neben dem Telefon gewartet hat.
    Einer verängstigten Person.
    »Hallo?«
    »Hallo, Laura. Hier ist Bravo.«
    Die Erleichterung, von mir zu hören, dringt sofort durch den Draht.
    »Endlich. Wo warst du denn?«
    Ich lasse einen Moment vergehen, bevor ich antworte. Die Stille sollte ihr klarmachen, dass es meine Sache ist, wo ich bin. Insofern gebe ich auch keine Erklärungen ab.
    »Ich habe deine Nachricht gehört. Was ist passiert?«
    »Es ist passiert, dass dieser Typ ein Schwein ist. Jetzt verlangt er, dass ich in einer Wohnung hocke, fernsehe und auf ihn warte. Als ich das nicht mitmachen wollte, hat er mich geschlagen.«
    Laura beeilt sich von selbst, meine Sorgen zu zerstreuen.
    »Man sieht nichts, aber es hat trotzdem wehgetan.«
    Gut. Das Gesicht ist heil. Und vielleicht auch der Rest. Wenn man vom Pferd stürzt, ist es das Beste, man steigt sofort wieder in den Sattel. Bleibt nur das Problem, ihr das auch klarzumachen.
    »Wichtige Dinge stehen an. Ist dir nach Arbeiten?«
    »Bist du verrückt geworden? Wenn der mich mit jemandem erwischt, dann ist zappenduster. Der ist nicht normal. Du hättest seine Augen sehen sollen.«
    Das überrascht mich nicht. Es ist allgemein bekannt, dass die Tulpe eine Schraube locker hat. Etliche Personen, die ihn wütend erlebt haben, würden das sofort bestätigen. Andere, die es ebenfalls erlebt haben, sind nicht mehr in der Lage, irgendetwas zu bestätigen. So
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