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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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aber jetzt stiegen Zweifel in ihm auf. Wenn Margaret de Vere eine richtige Zauberin war – nicht nur eine Hexe mit Kräutern und Heilmittelchen und Wachsfiguren, mit
denen sie ihren Zaubersprüchen Nachdruck verlieh –, ja, was wäre, wenn sie stärker wäre als das?
    Janet legte ihr Messer beiseite. »Wenn Lyn sich bereit erklärt, auf die Kinder aufzupassen, begleite ich euch.«
    Lyn zuckte die Achseln. »Ich habe nichts dagegen. Mir ist es sowieso lieber hierzubleiben.« Seufzend erinnerte sie sich, wie sehr sie David anfangs bewundert hatte; sie hatte ihn für einen ausgesprochen attraktiven Mann gehalten – aber jetzt? Zumindest war Luke vernünftig genug, das alles nicht zu glauben. Aber David war letztlich genauso neurotisch wie Joss!
    Durch das Fenster sah sie zu, wie alle in Janets Auto stiegen, und wandte sich dann wieder Tom zu, der fröhlich Marmeladenbrote in sich hineinstopfte; er saß auf dem alten Eichenstuhl am Kopfende des Tisches, die Beinchen gerade vor sich ausgestreckt.
    Er grinste sie mit verschmiertem Mund an. »Blechmann ist böse«, erzählte er.
    »Ach Tom, ich wünschte, wir könnten den Blechmann vergessen«, sagte sie, als sie ihre Tasse mit dem kalt gewordenen Tee zu sich zog. »Deine Mummy glaubt, daß es ihn wirklich gibt, aber wir beide wissen doch, daß du ihn erfunden hast, stimmt’s? Der Blechmann auf der gelben Ziegelstraße, der nach seinem Herzen sucht.«
    Hinter ihnen gurgelte Ned erfreut. Er ließ den Ring mit den bunten Plastikschlüsseln, mit denen er gespielt hatte, fallen, griff nach der weißen Blume, die mit einem Mal auf dem Teppich vor ihm erschienen war, und riß ein Blütenblatt nach dem anderen ab. Tom sah ihm zu. »Ned macht Dreck«, sagte er zu Lyn.
    Mit einem Aufschrei ließ sie sich auf die Knie fallen, nahm ihm die Blume aus der Hand und starrte sie an. Sie war kalt und naß, jedes Blütenblatt vollkommen und wunderschön. Sie hielt einen Moment inne, dann sammelte sie die verstreuten Blütenblätter ein und warf sie schaudernd in den Müll. Ned begann zu weinen.
     
    Das Haus war dunkel. Sie öffneten die rückwärtige Tür und sahen in die Küche. Luke griff nach dem Lichtschalter und knipste ihn an und aus. Nichts passierte.
    »Jetzt ist schon wieder der Strom ausgefallen.« Er tastete sich zur Anrichte vor. »Irgendwo sollte hier eine Taschenlampe
sein.« Er konnte sie nicht finden, und noch während er nach Zündhölzern und Kerzen suchte, ging Janet wieder nach draußen und holte die Lampe, die sie immer im Handschuhfach ihres Audi aufbewahrte. Auf der Türschwelle blieb sie stehen und atmete die kalte Abendluft ein. Die Atmosphäre im Haus war vergiftet.
    Niemand sagte ein Wort, als sie David die Taschenlampe reichte. Er spähte in den Gang vor der Küche hinaus, sah dann zu Luke und grinste verschämt. »Geht der Hausherr voran?«
    Luke nickte. Allmählich wurde ihm immer unbehaglicher. »Sollte ich wohl. Gib mir die Lampe.« Er ging an David vorbei in den großen Saal. Die anderen blieben reglos stehen, während Luke das Zimmer mit der Lampe absuchte, den Strahl auf die leere Galerie und den Kamin richtete und anschließend über den Tisch zur Tür in der jenseitigen Wand wandern ließ.
    »Wo sind sie?« fragte Janet mit zitternder Stimme.
    »Oben.« Luke ging auf die Treppe zu, die anderen direkt hinter ihm. »Warum sind alle Lichter aus?« flüsterte Janet. »Das gefällt mir gar nicht.«
    »Mir auch nicht.« David klang sehr besorgt. Als Luke sich anschickte, die Treppe hinaufzugehen, warf er einen Blick auf die Kellertür. Der Schlüssel steckte im Schloß. »Luke«, rief er leise, dabei klang sein Ton so dringlich, daß Luke stehenblieb und sich umwandte.
    »Der Keller.« David deutete auf die Tür.
    »Sind sie da unten?« Luke spürte, wie sein Magen sich verkrampfte. »Dann sehen wir besser mal nach.« Er drehte den Schlüssel – die Tür war offen. Langsam schob er sie auf und blickte hinunten in die Dunkelheit. Es war nichts zu hören.
     
    Jimbo saß in seinem alten Cortina beim großen Tor und beobachtete, wie Luke und David zum Haus zurückfuhren. Schon seit einiger Zeit war er da, rauchte und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Er war hin und her gerissen zwischen Angst und Neugier, wenn er daran dachte, daß seine Schwester allein mit Joss in dem alten Haus war. Er warf den Zigarettenstummel zum Fenster hinaus, beugte sich vor und sah zu, wie die Schlußlichter des Audi zwischen den Lorbeerbüschen verschwanden.
Drei Leute
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