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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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hatten in dem Wagen gesessen. Die Person am Steuer war Mrs. Goodyear gewesen, da war er sich ziemlich sicher. Das heißt, daß Lyn allein mit den Kindern drüben auf der Farm war. In Gedanken versunken blieb er noch eine Minute sitzen und spürte die kühle Abendluft, die durch das offene Wagenfenster über sein Gesicht wehte. Schließlich kam er zu einem Entschluß. Er kurbelte das Fenster hoch, griff nach dem Zündschlüssel, und der Motor sprang knatternd an. Es konnte nichts schaden nachzusehen, ob bei Lyn alles in Ordnung war – bei ihr und den Jungs. Wenn sie allein war, konnte sie vielleicht etwas Gesellschaft brauchen. Eigentlich war sie gar nicht so übel, diese Lyn, wenn er es recht bedachte. Oder vielmehr – er grinste verschämt in sich hinein, während er in den zweiten Gang schaltete und auf die Auffahrt hinausfuhr –, wenn er es wirklich recht bedachte, gefiel sie ihm eigentlich sogar ganz gut.
    Hinter ihm, auf dem Weg, glomm die Zigarettenkippe auf dem nassen Pflaster noch kurz weiter, bevor sie zischend ausging.
     
    Joss und Natalie standen in der Nähe des Wandschachtes, in dem sie die Wachsfiguren gefunden hatten, als plötzlich die Lichter ausgingen.
    Sie klammerten sich aneinander, spitzten die Ohren und spähten in die dichte, undurchdringliche Schwärze, die sie zu umfangen schien.
    »Die Taschenlampe«, flüsterte Natalie. »Wo ist die Taschenlampe? «
    »Ich weiß nicht.«
    »Zündhölzer?«
    »Hab keine.«
    »Mist!« Versuchshalber streckte Natalie eine Hand vor sich aus und erwartete beinahe, auf etwas oder jemanden zu stoßen, aber in der Dunkelheit vor ihr war nichts.
    »Hat sie das absichtlich getan?« Joss stellte sich eng an Natalie.
    »Ich weiß es nicht. Wir müssen hier raus, die Sicherung reparieren oder eine Taschenlampe oder Kerzen oder sonstwas holen und dann wieder herkommen.« Vorsichtig trat sie einen Schritt zurück; mit einer Hand umklammerte sie Joss’ Finger, die andere hielt sie vor sich ausgestreckt, und so drehte sie sich langsam in
die Richtung, in der sie den Gewölbebogen zum vorderen Keller vermutete.
    Joss folgte ihr. »Hier lang! Es muß hier sein. Wir haben die Tür oben an der Treppe offengelassen. Da wird es etwas heller sein.«
    Die Regung in der Luft hinter ihnen war so sacht, daß Joss glaubte, sie habe es sich nur eingebildet. Trotzdem blieb sie abrupt stehen und krallte ihre Finger in Natalies Arm; die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf.
    Auch Natalie war stehengeblieben. Niemand sagte ein Wort, beide lauschten angestrengt.
    Langsam wandte Joss sich um. In der hintersten Ecke des Kellers konnte sie etwas ausmachen, das sich vor der Dunkelheit bewegte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sie konnte kaum atmen.
    »Sei stark«, murmelte Natalie. »Wir müssen gewinnen.«
    Joss war sich deutlich des riesigen, alten Hauses über sich bewußt, das ebenso wie sie auf die Stille lauschte. Eine Woge der Panik ergriff sie, kalter Schweiß lief ihr über den Rücken. Einen Augenblick war sie davon überzeugt, daß ihre Beine nachgeben würden, aber dann fühlte sie den sanften Druck von Natalies Hand um ihren Arm. »Atme tief durch. Wappne dich mit dem Licht – stell dir vor, daß es dich ganz umgibt, und erhelle den Keller damit«, flüsterte sie. »Laß sie nicht merken, daß du Angst hast.«
    Sie?
    Jetzt konnte auch sie es erkennen: Die undeutlichen Umrisse einer Frauengestalt, die wie ein schwaches phosphoreszierendes Licht vor der Wand leuchteten …
    Es war die Herrin Ka-the-rine.
    Die Worte hallten vage in ihrem Hinterkopf wider, das Lied eines Kindes, eines kleinen Jungen, verloren in den Schatten der Zeit.
    »Katherine?« Plötzlich fand sie ihre Stimme wieder. »Katherine, du muß dieses Haus verlassen! Du hast schon genug Unheil angerichtet. Genug Menschen haben für dein Leid bezahlt. Hör auf damit!«
    Fast erwartete sie, aus der Stille eine Antwort zu bekommen.
    »Du mußt ins Licht hineingehen, ins Glück«, fuhr sie mit leicht zitternder Stimme fort.

    »Wir können dir helfen, Katherine«, fügte Natalie hinzu. Sie sprach klar und deutlich. »Wir sind nicht hier, um dich in die Hölle zu verbannen. Wir können dir helfen, die Kraft zu finden, um diesen Ort hinter dir zu lassen. Bitte, laß dir von uns helfen.« Ihre Augen waren geschlossen. In ihrem Kopf konnte sie sie deutlich vor sich sehen – keine verrückte Hexe, sondern ein Mädchen, kaum mehr als ein Kind, halb wahnsinnig vor Leid und Kummer, dem die Gier und der Ehrgeiz seiner
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