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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Stich lassen. Der König war in ihren Bann geschlagen; die Tochter, die ihn fesseln würde, noch lange nachdem die Mutter des Kindes ihren Reiz eingebüßt hatte, war beinahe geboren.
    Lächelnd ging sie zur Anrichte, schenkte einen Kelch Wein ein, nahm selbst einen Schluck davon, und kehrte damit zum Bett zurück. »Hier, Kind! Trink davon. Das wird dir Kraft geben.« Sie hob Katherines Kopf ein wenig und hielt ihr den Kelch an die Lippen, dann tupfte sie ihr den Mund vorsichtig mit einem feinen Leinentuch. »Gut. Und nun ruh dich aus.« Mit den Lippen am Ohr ihrer Tochter fuhr sie flüsternd fort: »Denk an die Kunst deiner Mutter. Du hast meine Stärke und meine Kraft und durch mich auch die Kraft, die in der Erde unter diesem Haus schlummert. Damit kannst du alles tun, alles.«
    Noch während sie das letzte Wort triumphierend herauszischte, umklammerte ihre Tochter ihre Hand und begann wieder zu schreien, als erneut eine Wehe über sie hereinbrach.
     
    »Wie rufen wir Katherine denn?« Joss starrte auf den Boden. Müde bewegte sie ihren Kopf hin und her, um die Geräusche zu vertreiben – die Stimmen, die gerade außer Hörweite in ihren Ohren widerhallten.
    »Wir könnten sie bei ihrem Namen rufen.«
    »Hier?«
    »Warum nicht? Ich nehme an, daß das hier immer das große Schlafzimmer war. Vielleicht haben sie sich hier geliebt. Möglicherweise sogar in diesem Bett.«
    Beide starrten es schweigend an.
    »Ich glaube nicht, daß ich das schaffe«, sagte Joss und rieb sich erschöpft die Augen.
    »Doch, du schaffst es. Ich weiß es.« Natalie kniete sich wieder vor sie auf den Boden. »Denk an deine beiden kleinen Jungen. Für sie wirst du es schaffen.«
    Joss atmete tief ein. Draußen zuckte wieder ein Blitz über den Himmel. »Ja, für sie kann ich es schaffen.«

     
    Ein roter Schleier hatte sich vor ihre Augen gelegt. Unter ihren Hüften sickerte das Rot in die Laken und Matratzen und tropfte in die ausgestreuten Kräuter. Hinter diesem Rot lag nur Dunkelheit.
    Die Kraft.
    Beschwör die Kraft herauf!
    Sie dachte an die Worte, die sie ihre Mutter hatte rufen hören in der schwarzen, von keiner Kerze erleuchteten Gruft unter dem großen Saal, den Ruf, der die Kräfte der Dunkelheit aus dem tiefsten Inneren der Erde heraufbeschwören würde.
    Die alte Dienerin schrak zurück vor der Frau auf dem Bett, die nur wenige Sekunden zuvor ihr Kind gewesen war, und starrte in die Schatten des Raums. Der gesamte Haushalt war dort versammelt und sah mit Entsetzen zu.
    »Du!« Sie packte den Ärmel des Haushalters, der gerade mit den anderen Männern aus dem Raum schleichen wollte. »Ruf den Priester, und dann reite zum König! Halt dich unterwegs nicht auf, sonst kommt er zu spät.«
    »Aber die Herrin Margaret sagte …« Das Gesicht des Mannes war weiß und gezeichnet von dem Grauen, das er gesehen und gehört hatte.
    »Jetzt ist nicht die Zeit, der Herrin Margaret zu gehorchen. Jetzt sind die Wünsche der Herrin Katherine in diesem Haus Befehl.«
    Er nickte, warf einen letzten Blick auf das Bett und schlüpfte aus dem Zimmer.
    Eine Zeitlang kam sie zu sich, nur um wieder das Bewußtsein zu verlieren, und dann, langsam, spannte sich ihr Körper an und machte sich bereit für die letzte krampfhafte Anstrengung, das Kind, das sie tötete, auszustoßen.
    Sie riß die Augen auf und packte die Hände der einzigen Frau, die es noch wagte, sich ihr zu nähern.
    Hinter ihnen hatte der Priester, die Hände zum heiligen Zeichen des Kreuzes erhoben, damit begonnen, die Worte zu murmeln, die ihr Frieden bringen sollten.
    »Per istam sanctam unctionem indulgeat tibi Dominus quidquid deliquisti …«
    »Aufhören!« schrie sie. »Wenn Gott mir nicht helfen kann, tut
es der Teufel. Der Teufel, den meine Mutter heraufbeschworen hat, um die Geburt meiner Tochter zu überwachen.«
    Angetrieben von einem letzten Energieschub setzte sie sich auf.
    »Geh! Geh fort, Priester! Ich brauche dich hier nicht. Wenn ich sterbe, werde ich in der Erde des Teufels begraben werden! Geh!« Ihre normale Stimme hatte sich in wildes Kreischen verwandelt.
    »Legt Euch hin, Herrin, beruhigt Euch. Das Kleine ist beinahe da.«
    Die Hebammen waren schon lange fort. Es war ihre eigene alte Amme, die sie sanft in die Kissen zurückdrückte, die zwischen die blutigen Laken griff und schließlich das schwächliche, halbtote Kind hochhielt.
    »Es ist ein Junge, Herrin«, flüsterte sie. »Ein kleiner Junge.«
    »Nein!« Margaret schob sie grob beiseite. »Es kann
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