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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Natalies Stimme war ruhig.
    »Es ist von Luke. Ich weiß es noch genau. Wir haben im Bad miteinander geschlafen. Dabei muß es passiert sein…«
    »Natürlich.«
    »Es kann nicht von IHM sein.« Sie deutete in die Luft neben dem Bett, wo Edward gestanden hatte. »Das ist unmöglich! Völlig unmöglich! Das ist obszön!«
    »Joss, ich meinte es metaphorisch …«

    »Du sagst, er hätte im Keller mit mir geschlafen …« Joss sprudelte die Worte überstürzt hervor, ohne auf Natalies Einwand zu achten. »Er hat die Arme um mich gelegt und mich geküßt und mich gehalten. Ich glaube, ich bin ohnmächtig geworden… Ich weiß nicht, was dann passiert ist.«
    Seine Augen. Sie konnte sich an seine Augen erinnern, ganz nah vor ihren, voller Liebe und Mitgefühl, der schwarze Samt, die Berührung seiner Hände, warm, bestimmend …
    »Er hätte alles mögliche tun können …«
    »Joss, beruhige dich. Er kann gar nichts getan haben. Er hat keinen Körper, keinen wirklichen Körper.«
    »Angenommen, er hat das gleiche mit meiner Mutter gemacht. Angenommen, er hat meine Mutter vergewaltigt!« Ihre Worte überschlugen sich, ihre Gedanken waren außer Kontrolle. »Angenommen …«
    Verzeih mir, Jocelyn, aber ich kann mich nicht länger gegen die Wünsche Deines Vaters wehren, ich habe keine Kraft mehr. Ich verlasse Belheddon mit allem Segen und allem Fluch, der darauf lastet, aber Dein Vater läßt mich nur entkommen, wenn ich nachgebe. Er möchte, daß Belheddon Dir gehört, und ich muß ihm gehorchen. Wenn Du diesen Brief liest, wird er seinen Willen durchgesetzt haben.
    »Angenommen, er ist mein Vater!« Starr vor Entsetzen sah sie zu Natalie.
    »Nein, Joss, das darfst du nicht einmal denken…«
    »Die Frauen in diesem Haus. Laura, Lydia, Mary Sarah – alle, ohne Ausnahme! Er hat mit ihnen allen geschlafen!« Sie setzte sich hin, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt. »Meine Mutter hat es gewußt. Deswegen hat sie mich weggegeben. Sie hat versucht, den Fluch zu brechen! Um mich zu retten! Aber es ging nicht. Er hat sie nicht gelassen!«
    »Es war ein mächtiger Fluch, Joss. Ein wirklicher Fluch.« Natalie kauerte auf den Knien vor ihr und nahm Joss’ kalte Hände zwischen ihre warmen Finger. Ihre Stimme war sehr sanft. »Aber wir werden den Fluch brechen. Halb haben wir es schon geschafft. Und dann wird Belheddon wieder ein sicheres, glückliches Haus sein.« Sie lächelte. »Das verspreche ich dir. Wir schaffen es. Du schaffst es.«

    »Die anderen haben es nicht geschafft.« Sie flüsterte nur noch. Ihre Lippen waren trocken und aufgesprungen.
    »Die anderen wußten nicht, wie. Aber wir wissen es. Es ist der richtige Zeitpunkt, und du bist nicht allein wie deine arme Mutter. Du schaffst es, Joss.« Natalies Augen waren fest auf Joss gerichtet. »Du schaffst es.«
    »Wie?«
    »Wir müssen ihn noch mal rufen.« Natalie versuchte, einen Teil ihrer Kraft auf die Frau vor sich zu übertragen. »Wir müssen ihn noch mal rufen und ihn freisetzen, damit er nie mehr wiederkommen will.«
    Joss biß sich auf die Unterlippe. »Er ist in Windsor begraben. In der St. George’s Chapel. Das habe ich nachgelesen«, sagte sie langsam.
    »Sein Leichnam vielleicht«, antwortete Natalie überzeugt. »Und wenn das hier vorüber ist, kannst du sein Grab besuchen, wenn du möchtest. Aber sein Geist ist hier in Belheddon Hall.« Sie stand auf und ging zum Fenster. Der Regen prasselte auf den Garten, bildete Pockennarben auf dem See und hinterließ Pfützen auf dem Rasen. Es war fast nachtdunkel. Über dem Horizont flackerte ein Licht auf.
    »Ein Sturm naht«, sagte sie und drehte sich um. »Joss, wir müssen Katherine heraufbeschwören.«
     
    »Holt ihn! Im Namen Christi und der Heiligen Jungfrau, bringt ihn her!«
    Ihr Mund war zu trocken, die Worte, die sie herausschrie, kaum hörbar.
    »Er soll sehen, was er mir angetan hat!«
    »Still, Herzchen, schont Eure Kräfte!«
    Die alte Frau, die einst ihre Amme gewesen war, tupfte ihr wieder das Gesicht mit einem Leinentuch, das sie in Rosenwasser getaucht hatte, und strich ihr mit sanfter Hand das schweißnasse Haar aus den Augen. Sie sah zu Margaret. »Herrin, Ihr solltet nach ihm schicken. Sofort.«
    Die Botschaft in ihrem Blick war eindeutig: Wenn Ihr ihn nicht jetzt kommen laßt, ist es zu spät. Eure Tochter liegt im Sterben.

    Mit halb zusammengekniffenen Augen wandte Margaret den Kopf ab. Der Zauberspruch war stark, er hatte gut gewirkt. Und er würde sie auch jetzt nicht im
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