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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna
Autoren: Rosa Cerrato
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Eine einfache Vorsichtsmaßnahme. Wie auch immer, ich bin erst seit ein paar Minuten hier, wenn der Regen noch schlimmer geworden wäre, hätte ich es gewagt und wäre raufgegangen.«
    »Wie schön, dass du da bist ...« Na bitte, endlich hatte ihre Stimme fast normal geklungen. »Hast du schon gegessen?«
    »Nein. Was gibt’s denn Gutes? O nein, ich wette, es ist Pizza«, sagte Carlo und blickte kritisch auf das Päckchen, das zwischen ihm und Nelly steckte und von einem trüben Single-Abend zeugte.
    »Komm, ich lad dich zum Essen ins Galeone ein.« Er griff entschlossen nach ihrer Hand und traf auf einen noch entschlosseneren Widerstand. »Nichts da, ich will mit dir allein sein, nur wir zwei. Pfeif aufs Essen.«
    Eng umschlungen stolperten sie die schmale Treppe hinauf und stießen kichernd und flüsternd überall an. Wie schön, wie schön, wie schön, zum Glück bist du gekommen, ein Wunder, mein Flehen wurde erhört – dies ist ein ganz besonderer Abend, diese Leere in mir hat mich schier aufgefressen, wärst du eine Stunde später gekommen, wäre ich vielleicht nicht allein gewesen. Ich will gar nicht daran denken!

II
     
    Beim Klingeln des Weckers öffnete Nelly die Augen. Fahles Licht erfüllte das Schlafzimmer, und einen Moment lang starrte sie verdutzt auf den kräftigen Arm, der über ihrem Bauch lag, ehe sich ihr Gesicht zu einem dankbaren Lächeln verzog. Carlo lag bäuchlings da, alle viere von sich gestreckt, schnarchte leise vor sich hin und nahm drei Viertel des Bettes ein. Behutsam schob sie seinen Arm weg und stand auf. Ihr war nicht kalt, obwohl sie nichts anhatte. Der Tag draußen war ebenso grau und regnerisch wie der davor, doch für sie war es, als strahlte die Sonne. Der Spiegel zeigte ihr das Bild einer Frau mit glatter, rosiger Haut, glänzenden Augen und vom Küssen geschwollenen Lippen. Es war, als wäre das Treffen mit Sandra am Abend zuvor von einem Sturm, einem heilsamen Unwetter weggefegt worden.
    »Black magic woman « vor sich hin summend drehte sie die Dusche auf und fuhr zusammen, als das eiskalte Wasser auf sie niederrauschte und ihr den Atem nahm. Zum Teufel mit den Bruchbuden in der Altstadt. So schön sie sind, sie sind verdammt unkomfortabel. Der Vorhang wurde zur Seite geschoben, und Carlos muskulöse Figur zwängte sich in die Kabine und drückte sie gegen die Wand. Im selben Augenblick wechselte der Wasserstrahl von eisig zu kochend heiß. Schreie, Lärm, und der Unhold vergriff sich ein weiteres Mal an der armen, gegen die kalten Kacheln gedrückten Frau, die sich lachend befreite, um sich vor dem heißen Wasser und seiner Übermacht zu retten.
    Ein halbes Stündchen später ging Nelly in die Küche, blieb auf der Schwelle stehen und sah enttäuscht aus dem Fenster. Die Terrasse war tropfnass vom Regen, an ein Frühstück im Freien war nicht zu denken. Die drei Tigerkatzen Silvestro, Minni und Pippo hockten ebenfalls vor der Scheibe und drückten sich daran die Nasen platt. Doch als Nelly sich anschickte, die Tür zu öffnen, wichen sie empört zurück, drehten ihr das Hinterteil zu und verschwanden im Inneren der Wohnung. Nasse Pfoten? Um Gottes willen. Carlo stand im Bademantel daneben und grinste.
    »Ich mache Frühstück, du musst eher los als ich. Mein Flugzeug geht erst heute Nachmittag um zwei.«
    Ein Schlag in die Magengrube. Unter die Gürtellinie.
    »Verführt und verlassen also?«
    »Es tut mir leid, Liebste. Vielleicht hätte ich besser gar nicht kommen sollen. Ich hab die paar Stunden zwischen zwei Fahrten gequetscht, weil du mich gerufen hast.«
    »Ich habe was?« Mit noch feuchten Haaren, das Handtuch um die Brust gewickelt, starrte Nelly ihn an. Carlos kräftige Gestalt nahm fast den ganzen Türrahmen ein. Verlegen zuckte er mit den Achseln.
    »Klingt bescheuert, was? Ich hatte eine seltsame Eingebung. Als wärst du ganz nah und würdest mich bitten, sofort zu dir zu kommen. Also bin ich in Hamburg in den nächsten Flieger, in Frankfurt umgestiegen, und war bei dir. War das blöd von mir? Heute Nacht kam es mir gar nicht so vor.«
    Nelly flatterte mit den Lidern, als wollte sie einen lästigen Gedanken verscheuchen.
    »Nein, das war nicht blöd von dir.« Sie schluckte trocken. »Ich bin froh, dass du gekommen bist. Es tut mir nur weh, dass du so bald wieder wegmusst. Ich brauche dich so sehr«, fügte sie leise hinzu. Carlo war schon zum Kühlschrank gegangen und hatte es nicht mehr gehört. Nelly ging sich anziehen und bemerkte, dass ihre Hände
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