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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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gewährte Rettung.
    Die Priester und ihre Gefolgschaft hätten augenblicklich jeden getötet, der die Kühnheit besessen hätte, den Flüchtling weiter zu verfolgen oder zu belästigen, sobald er in den Pahu Tabu gelangt war; denn nun stand er, wie sie es ausdrückten, unter der Obhut des Geistes von Keave, dem Schutzgott dieses Ortes.
    Wir konnten nichts darüber in Erfahrung bringen, welche Zeitspanne die Flüchtlinge in dem Puhonua verweilen mussten; es schienen jedoch nicht mehr als zwei oder drei Tage zu sein. Danach dienten sie entweder weiter den Priestern als Gehilfen oder sie kehrten in ihrem Heimatort zurück.
    Der Puhonua in Honaunau ist weitläufig und kann eine große Anzahl von Menschen beherbergen. In Kriegszeiten wurden dort üblicherweise die Frauen, die Kinder und die Alten aus den angrenzenden Ortschaften untergebracht, während die Männer in den Kampf zogen. Hier erwarteten die Zurückgelassenen geschützt den Ausgang der Schlacht, gesichert vor Überraschungen und gewalttätigen Überfällen im Falle einer Niederlage. The Journal of William Ellis
    The Journal of William Ellis
(zirka 1850)
    Am grauen Nachmittag des 16. Januar 1779 segelte Captain James Cook, der wichtigste Entdecker seiner Zeit, mit den beiden Schiffen seiner Dritten Pazifischen Expedition in die winzige, aber Schutz bietende und von Felswänden eingerahmte Kealakekua-Bucht. Sie lag an der Westküste einer bis dahin unerforschten mittelpazifischen Insel, die von den Eingeborenen »Owhyhee« genannt wurde. Damit erwarb er sich einen Platz in der Geschichte als der erste weiße Mann, der die Hawaiianischen Inseln »offiziell« entdeckt hatte.
    Die Bucht war von Nebel verhangen und von steilen, fast 200 Meter hohen Klippen umgeben. Sie wirkte wie ein Grab, nicht wie ein Hafen, und trotz des verheerenden Zustands, in dem sich seine Schiffe und seine Mannschaft nach zehn Tagen in einem mörderischen Monsun befanden, scheute sich Cook, hineinzusegeln. Doch ihm blieb keine Wahl: Seine Mannschaft drohte mit Meuterei, Skorbut grassierte, die Schiffe waren kurz davor, ihm unter den Füßen auseinanderzubrechen, und die Moral seiner gesamten Expedition war nach sechs Monaten Fahrt in der Arktis auf dem Tiefpunkt … Und jetzt  – nach einer hysterischen Flucht von der Küste Alaskas geradewegs nach Süden  – ließ sie allein
schon der Anblick von Land außer Rand und Band geraten.
    Also lotste Cook sie hinein. Die Kealakekua-Bucht war nicht der sichere Ankerplatz, den er wollte. Aber inmitten dieses dramatischen Sturms war es der einzige, der sich anbot  – und er sollte sich auch als Cooks letzter erweisen.
    Ich las noch immer, als die Stewardess erschien und verkündete, dass wir in 30 Minuten landen würden. »Sie müssen unten Ihre regulären Sitzplätze einnehmen«, sagte sie und würdigte dabei den schlafenden Ackerman keines Blicks.
    Ich machte mich daran, meine Sachen zusammenzupacken. Draußen vor den Bullaugen wurde es hell. Als ich meine Tasche durch den Gang schleppte, wachte Ackerman auf und steckte sich eine Zigarette an. »Richten Sie denen aus, ich hätte es nicht geschafft«, sagte er. »Ich schätze, ich lass die Landung lieber hier oben über mich ergehen.« Er grinste und schnallte sich mit dem Gurt an, der aus den Tiefen seines Sofas lugte. »Die werden mich da unten wohl kaum vermissen«, sagte er. »Ich seh Sie dann in Kona.«
    »Okay«, erwiderte ich. »Sie bleiben nicht in Honolulu?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nur lange genug, um zur Bank zu gehen«, erklärte er und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Die macht um neun Uhr auf. Spätestens zum Lunch müsste ich zu Hause sein.«
    Er schmunzelte und griff in die Tasche seiner Safarijacke. »Danke, Doc«, sagte er. »Hier ist eine Kleinigkeit für Sie. Könnte ein langer Tag werden.« Er ließ ein kleines Glasfläschchen in meine Hand fallen und deutete
auf die Toilette der Crew. »Nehmen Sie’s am besten gleich da drin«, sagte er. »Bei der Landung wollen Sie doch bestimmt nichts Illegales dabeihaben, oder?«
    Am frühen Morgen des 16. Januar (1779) sagte Cook zu seinem Sailing Master: »Mr. Bligh, bitte rüsten Sie ein gut bewaffnetes Beiboot aus und loten Sie die Wassertiefe.« Beide hatten etwas entdeckt, das Cook zufolge »den Anschein einer Bucht« hatte.
    »Der Ort wirkt vielversprechend, Sir, und die Indianer scheinen nicht unfreundlich«, sagte Bligh.
    Cook erwiderte barsch: »Gleichgültig welches Naturell diese Indianer haben, ich bin
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