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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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Lächeln bemerkte ich einen Anflug des Wiedererkennens.
    Im Vorübergehen nickte ich beiläufig. »Hoffe, Sie haben es gefunden«, sagte ich.
    Er sah zu mir auf. »Ja«, erwiderte er. »Natürlich.«
    Zu dem Zeitpunkt befand ich mich bereits drei Meter hinter ihm und stapelte mein Material auf dem großen Kartentisch. Was immer es gewesen war, ich wollte nichts davon wissen. Er hatte seine Probleme, und ich hatte meine. Ich hatte gehofft, das Oberdeck in diesen Stunden für mich allein zu haben, aber Mr. Ackerman hatte sich offenbar für die Nacht hier eingerichtet. Es war der einzige Ort im Flugzeug, an dem seine Anwesenheit keine Entrüstung hervorrief. Da er also eine Weile in meiner Nähe sein würde, fand ich, wir sollten uns miteinander arrangieren.
    Ein strenger Geruch nach Desinfektionsmittel hing in der Luft. Die gesamte Lounge roch wie das Untergeschoss eines drittklassigen Krankenhauses. Ich öffnete sämtliche Lüftungsventile über meinem Sitz und breitete mein Material auf dem Tisch aus. Ich versuchte
mich zu erinnern, ob der britische Korrespondent bei seinem Erlebnis Schmerzen erlitten oder Verletzungen davongetragen hatte, aber mir fiel nur ein, dass er während des gesamten Aufenthalts in Zaire ausschließlich langärmelige Hemden getragen hatte. Keine Fleischwunden, keine Giftstoffe im Nervensystem, aber drei Wochen in der Hitze des Kongo hatten einen gruseligen Pilz auf seinem Arm wuchern lassen, und als ich ihn zwei Monate später in London sah, schimmerte seine Hand noch immer auffällig blau.
    Ich ging an die Bar und holte mir Eis für meinen Drink. Auf dem Rückweg an den Tisch fragte ich: »Wie geht’s Ihrem Arm?«
    »Ist blau«, erwiderte er. »Und juckt.«
    Ich nickte. »Das Zeug hat’s in sich. Sie sollten in Honolulu besser zum Arzt gehen.«
    Er stemmte sich ein wenig in die Höhe. »Sind Sie denn nicht Arzt?«, fragte er.
    »Was?«
    Lächelnd zündete er sich eine Zigarette an. »Steht doch auf Ihren Gepäckanhängern«, sagte er. »Dass Sie Arzt sind.«
    Ich lachte und blickte hinunter auf meine Tasche. Klar, der Anhänger vom Red Carpet Club verkündete: »Dr. H. S. Thompson.«
    »Jesus«, sagte ich. »Stimmt ja. Ich bin Doktor.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Also schön«, sagte ich schließlich, »versuchen wir, das Scheißzeug von Ihrem Arm abzukriegen.« Ich stand auf und bedeutete ihm, mir zu der winzigen, ausschließlich fürs Flugpersonal reservierten Toilette hinterm Cockpit zu folgen. Die folgenden 20 Minuten verbrachten wir
damit, seinen Arm mit seifigen Papiertüchern abzuschrubben. Anschließend rieb ich ihn mit Coldcream aus dem Tiegel ein, den ich beim Rasierzeug hatte.
    Ein hässlicher roter Ausschlag wie von Giftefeu bedeckte seinen gesamten Arm, Tausende von fiesen kleinen Bläschen … Ich ging zurück zu meiner Tasche, um eine Tube Desenex zu holen und mit der Salbe den Juckreiz zu mildern. Doch es war unmöglich, die blaue Verfärbung loszuwerden.
    »Was?«, sagte er. »Das lässt sich nicht abwaschen?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Zwei Wochen im Salzwasser, und die Farbe könnte vielleicht verblassen. Immer schön hinaus in die Brandung, viel am Strand abhängen.«
    Er reagierte verwirrt. »Am Strand?«
    »Ja«, sagte ich. »Einfach so tun, als wenn nichts wäre. Erzählen Sie denen, was immer Sie wollen, nennen Sie es ein Muttermal …«
    Er nickte. »Klar. Gute Idee, Doc  – Keine Ahnung, was Sie meinen, welcher blaue Arm denn? So in der Art?«
    »Richtig«, sagte ich. »Sich niemals entschuldigen. Niemals eine Erklärung abgeben. Sich einfach normal verhalten und das Mistding ausbleichen lassen. Sie werden am Waikiki Beach zur Berühmtheit.«
    Er lachte. »Danke, Doc. Vielleicht kann ich mich eines Tages bei Ihnen revanchieren  – was bringt Sie nach Hawaii?«
    »Berufliches«, sagte ich. »Ich schreibe für eine medizinische Fachzeitschrift über den Honolulu-Marathon.«
    Er nickte und setzte sich. Seinen blauen Arm streckte er auf dem Sofa aus, um ihn zu lüften. »So«, bemerkte er schließlich. »Was Sie nicht sagen, Doc.« Er grinste hintergründig. »Eine medizinische Fachzeitschrift. Großer Gott, das klingt gut.«
    »Was?«
    Er nickte nachdenklich, legte die Füße vor sich auf den Tisch, drehte sich um und lächelte mich an. »Ich hab nur gerade überlegt, wie ich mich erkenntlich zeigen könnte«, sagte er. »Bleiben Sie lange auf den Inseln?«
    »Aber nicht in Honolulu«, sagte ich. »Nur bis nach dem Marathon am Sonnabend. Dann reisen wir an
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