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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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einen Ort namens Kona.«
    »Kona?«
    »Ja«, sagte ich, lehnte mich zurück und schlug eines meiner Bücher auf, ein Werk aus dem 19. Jahrhundert mit dem Titel The Journal of William Ellis .
    Er ließ sich in die Kissen sinken und schloss wieder die Augen. »Ein schöner Ort«, sagte er. »Dort wird es Ihnen gefallen.«
    »Gut zu wissen«, sagte ich. »Bezahlt hab ich nämlich schon.«
    »Bezahlt?«
    »Ja. Ich habe zwei Häuser am Strand gemietet.«
    Er sah auf. »Sie haben im Voraus bezahlt?«
    Ich nickte. »Es war die einzige Möglichkeit, etwas zu bekommen«, sagte ich. »Alles ist ausgebucht.«
    »Was?« Er schnellte in die Höhe und sah mich entgeistert an. »Ausgebucht? Was zum Teufel mieten Sie denn da alles  – Kona Village?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, erwiderte ich. »Es ist ein Anwesen mit zwei großen Häusern und einem Pool, ziemlich weit draußen vor der Stadt.«
    »Wo?«, fragte er.
    Irgendwas stimmte nicht mit seinem Tonfall, aber ich versuchte, es zu überhören. Ich wollte gar nicht wissen, was immer er mir eventuell zu sagen hatte. »Freunde haben es für mich gefunden«, sagte ich schnell. »Es liegt direkt am Strand. Total isoliert. Wir haben eine Menge Arbeit zu erledigen.«
    Jetzt wirkte er endgültig besorgt. »Von wem haben Sie es gemietet?«, fragte er. Und dann nannte er tatsächlich den Namen des Immobilienmaklers, über den ich es gebucht hatte. Meine Miene musste ihn erschreckt haben, denn er wechselte unverzüglich das Thema.
    »Warum Kona?«, fragte er. »Wollen Sie Fische fangen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Nicht unbedingt. Aber ich will raus aufs Wasser und tauchen. Ein Freund von mir hat da drüben ein Motorboot.«
    »Oh? Und wer ist das?«
    »Ein Typ aus Honolulu«, sagte ich. »Gene Skinner.«
    Er nickte. »Ja«, sagte er. »Klar doch, ich kenne Gene  – The Blue Boar .« Er beugte sich aus den Kissen nach vorn und musterte mich, inzwischen mehr als halb wach. »Sie sind mit ihm befreundet?«
    Ich nickte, überrascht von seinem Lächeln. Dieses Lächeln hatte ich schon einmal gesehen, konnte es aber nicht gleich einordnen.
    Ackerman beäugte mich noch immer und hatte plötzlich ein seltsames Leuchten in den Augen. »Hab ihn lange nicht mehr gesehen«, sagte er. »Ist er zurück auf Hawaii?«
    Hallo, dachte ich. Hier stimmt was nicht. Und dann erkannte ich das Lächeln: Ich hatte es auf den Lippen anderer Männer gesehen, in anderen Ländern, wenn Skinners Name fiel.
    »Wer?«, fragte ich und stand auf, um Eis zu holen.
    »Skinner«, sagte er.
    »Zurück von wo?« Ich wollte nichts mit Skinners uralten Fehden zu tun haben.
    Er schien zu verstehen. »Kennen Sie sonst jemanden in Kona?«, fragte er. »Außer Skinner?«
    »Ja. Ich kenne ein paar Leute im Whisky-Business. Und ein paar Immobilienmakler.«
    Er nickte gedankenvoll und musterte dabei die langen Finger seiner neuerdings blau gefärbten Hand, als habe er soeben erst etwas Sonderbares an ihr entdeckt. Es war die professionelle Denkpause eines Mannes, der wohlvertraut ist mit den Arbeitsgeräuschen seines Gehirns. Ich konnte ihn fast hören  – den Hochgeschwindigkeits-Gedächtnis-Scan seines mentalen PCs, der früher oder später die Tatsache, den Link oder das längst vergessene Detail ausspucken würde.
    Er schloss erneut die Augen. »Die Große Insel unterscheidet sich von den anderen«, erklärte er. »Besonders von dem Chaos in Honolulu. Als hätte man die Zeit zurückgedreht. Niemand belästigt dich, jede Menge Platz, um sich zu bewegen. Wahrscheinlich ist es der einzige Ort auf den Inseln, wo sich die Menschen noch Sinn für die alte hawaiianische Kultur bewahrt haben.«
    »Wunderbar«, sagte ich. »Wir werden nächste Woche dort sein. In Honolulu müssen wir uns nur um den Marathonlauf kümmern. Dann verschanzen wir uns für eine Weile in Kona und stricken unsere Story zusammen.«
    »Genau«, sagte er. »Rufen Sie mich an, sobald Sie dort eingezogen sind. Ich kann Ihnen ein paar Orte zeigen, an denen die alte Magie noch immer lebendig ist.« Er lächelte
versonnen. »Ja, wir können runterfahren nach South Point, zur Stätte der Zuflucht, und dort ein wenig Zeit mit dem Geist von Captain Cook verbringen. Teufel auch, wir könnten vielleicht sogar tauchen  – wenn das Wetter passt.«
    Ich legte mein Buch beiseite, und wir unterhielten uns eine Weile. Es war das erste Mal, dass mir überhaupt jemand etwas Interessantes über Hawaii erzählte  – die Legenden der Eingeborenen, die Kriege in
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