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Der Fluch des Lono (German Edition)

Der Fluch des Lono (German Edition)

Titel: Der Fluch des Lono (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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wütend, als er sanft den Rückwärtsgang einlegte.
    Die Menge teilte sich widerstrebend; man war keineswegs begeistert, uns ungeschoren davonkommen zu sehen. »Ruft die Polizei!«, verlangte jemand. Die Politesse schrie aufgeregt in ihr Walkie-Talkie; währenddessen fädelten wir uns in den Verkehr ein und ließen sie in einer Wolke dröhnenden Motorenlärms zurück.
    Skinner angelte sich ein weiteres Primo-Bier aus der kleinen Kühlbox im Fußraum und lenkte mit den Knien, während er mit einem Ruck die Flasche öffnete und sich eine Zigarette ansteckte. »Wohin soll’s gehen, Doc?«, fragte er. »Ins Kalaha Hilton?«
    »Genau«, sagte ich. »Wie weit ist es?«
    »Weit«, sagte er. »Wir müssen unterwegs halten und noch Biernachschub kaufen.«
    Ich lehnte mich auf dem heißen Ledersitz zurück und schloss die Augen. Im Radio war ein schräger Song über »hula hula boys« zu hören, ein Titel von Warren Zevon:
    … Ha’ina ’ia mai ana ka puana
Ha’ina ’ia mai ana ka puana …
     
    I saw her leave the luau
With the one who parked the cars
And the fat one from the swimming pool
They were swaying arm in arm …
    Skinner trat energisch aufs Gaspedal, und wir schossen durch eine plötzliche Verkehrslücke, haarscharf vorbei an der Heckklappe eines schleichenden Ananaslasters und mitten durch eine Meute räudiger Köter, die den Highway überquerten. Wir gerieten aufs Kiesbett, und unser Heck rutschte weg, aber Skinner brachte den Wagen wieder auf Kurs. Die Hunde wollten zuerst nicht weichen, stoben jedoch panisch in alle Richtungen auseinander, als er sich aus dem Wagen lehnte und einem von ihnen die Bierflasche seitlich über den Schädel zog. Es war ein großes gelbes Untier mit dürren Flanken und den geifernden Lefzen eines Straßenköters der zehnten Generation; er hatte den GTO mit der dumpfen Selbstüberschätzung eines brutalen Beißers attackiert, der es offensichtlich gewohnt war, dass alles vor ihm Reißaus nahm. Er ging direkt aufs linke Vorderrad los, kläffte wie wild, machte dann aber plötzlich große Augen, als ihm  – viel zu spät  – klar wurde, dass Skinner nicht vorhatte, ihm auszuweichen. Er stemmte alle vier Pfoten in den
heißen Asphalt, war aber zu schnell, um noch zu stoppen. Der GTO hatte ungefähr 50 drauf, im niedrigen Gang. Skinner ließ den Fuß auf dem Gaspedal und schwang die Bierflasche wie einen Poloschläger. Ich hörte einen dumpfen Knall, gefolgt von einem markerschütternden Jaulen, als der Köter über den Highway kugelte und unter den Rädern des Ananaslasters landete, die ihn zermalmten.
    »Eine üble Plage, diese Viecher«, sagte er und warf den abgebrochenen Flaschenhals in die Landschaft. »Heimtückisch. Die springen dir an der Ampel glatt ins Auto. Eins von den Problemen, wenn man ein Cabrio fährt.«
    Meine Verlobte schluchzte hysterisch, und aus dem Radio drang noch immer die schräge Musik:
    I could hear their ukuleles playing
Down by the sea …
She’s gone with the hula hula boys
She don’t care about me
     
     
    Ha’ina ’ia mai ana ka puana
Ha’ina ’ia mai ana ka puana
    Skinner bremste ab, als wir uns der Ausfahrt näherten, die ins Zentrum Honolulus führte. »Okay, Doc«, sagte er. »Es wird Zeit, die Droge auszupacken. Ich werd nervös.«
    Klar, dachte ich. Du Hundemörderschwein. »Die hat Ralph«, sagte ich hastig. »Er wartet im Hotel auf uns. Er hat eine ganze Alka-Seltzer-Flasche voll davon.«
    Er nahm seinen Fuß von der Bremse und trat wieder aufs Gas, während wir unter einem großen grünen Schild
hindurchfuhren, das »Waikiki Beach 1 ½« verkündete. Sein Lächeln war mir vertraut: das fiebrige Feixen eines fickrigen Drogensüchtigen, der weiß, dass er schon bald an Stoff kommt. Ich kannte es nur zu gut.
    »Ralph ist paranoid«, sagte ich. »Wir müssen vorsichtig sein.«
    »Mach dir meinetwegen keine Sorgen«, sagte er. »Ich komm mit Engländern prächtig aus.«
    Inzwischen hatten wir die Innenstadt Honolulus erreicht und fuhren am Wasser entlang. Auf den Straßen wimmelte es von Joggern, die ihre Tempovarianten für den großen Lauf abstimmten. Sie ignorierten den Autoverkehr, was Skinner nervös machte.
    »Dieser ganze Marathon-Hype ist völlig außer Kontrolle«, sagte er. »Jeder reiche Liberale der westlichen Welt mischt da inzwischen mit. Zehn Meilen am Tag rennen sie. Es ist wie eine gottverdammte Religion.«
    »Und du, läufst du auch?«, fragte ich.
    Er lachte. »Scheiße, ja, klar lauf ich. Aber nur wenn die
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