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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Rückkehr nach Hawaii war aber auch mit einer gewissen Wehmut verbunden, die sich während seines Aufenthalts in Honolulu noch verstärkt hatte. Da er drei Stunden auf den Anschlussflug nach Hilo warten musste, mietete er sich einen Wagen und fuhr über die Koolau Mountains zur Ostküste von Oahu. An einer Seitenstraße in der Nähe des Kailua Beach spazierte er auf einen kleinen Friedhof mit Blick auf den Ozean.
    Es war eine gepflegte Anlage mit viel Grün, umgeben von üppigen Laubbäumen. Er schlenderte über das Gelände, schritt eine Reihe nach der anderen ab und musterte die Grabsteine.
    Unter den Schatten spendenden Zweigen eines blühenden Jasminbaums fand er schließlich das gesuchte Grab.
    Summer Morgan, seine erste und größte Liebe, die Mutter seiner Kinder, war erst vor Kurzem gestorben. Pitt hatte keine Ahnung gehabt, dass sie überhaupt noch gelebt und nach einem Unfall, bei dem sie entstellt und verkrüppelt wurde, ein abgeschiedenes Dasein geführt hatte. Er war davon überzeugt gewesen, dass sie schon vor Jahrzehnten umgekommen war, hatte all die Jahre über versucht, sie zu vergessen, bis plötzlich seine beiden erwachsenen Kinder vor seiner Tür standen. Mit einem Mal waren die alten Gefühle wieder da gewesen, und er hatte sich voller Schmerz gefragt, ob sein Leben anders verlaufen wäre, wenn er gewusst hätte, dass sie noch lebte und ihre Zwillinge aufzog. Mittlerweile hatte er die Kinder ins Herz geschlossen – und er hatte Lori, seine jetzige Frau. Doch die Trauer blieb, durchsetzt mit Ärger über die verlorene Zeit.
    Mit einem bleiernen Gefühl, das ihm schwer auf der Brust lastete, sammelte er eine Handvoll zarter Jasminblüten ein und verstreute sie behutsam über dem Grab. Eine ganze Weile stand er wehmütig dort und starrte hinaus aufs Meer. Die sanft wogenden Wellen seiner anderen Liebe, der See, halfen ihm über den Schmerz hinweg. Er war müde und ausgelaugt, als er den Friedhof wieder verließ, aber zugleich voller neuer Hoffnung.
    Als er jetzt mit seinen Kindern auf der Brücke stand, wurde ihm beim Gedanken daran, dass ein Teil von Summer noch immer lebte, warm ums Herz. Seine alte Abenteuerlust meldete sich zurück, und er konzentrierte sich wieder auf das geheimnisvolle Wrack.
    »Bei der Markierungsboje hat Summer das Bohrschiff auf Grund gesetzt«, sagte Dirk lächelnd und deutete aus dem Fenster. »Das chinesische Wrack liegt fast genau in der Mitte der Bucht.« Er zog den Arm nach rechts.
    »Die Artefakte stammen laut Datierung aus dem dreizehnten Jahrhundert?«, fragte Pitt.
    »Alles deutet darauf hin«, erwiderte Summer. »Die Keramiken, die wir geborgen haben, stammen aus der späten Song- oder frühen Yüan-Dynastie. Bei den Holzproben stellte man fest, dass sie von einer Ulme herrühren, die etwa um das Jahr 1280 gefällt wurde. Die berühmte chinesische Werft in Longjian hat Ulmen zum Bau ihrer Schiffe verwendet, was ein weiterer eindeutiger Hinweis ist.«
    »Die geologischen Aufzeichnungen aus der Gegend geben auch einiges her«, sagte Dirk. »Da das Wrack von einem Lavastrom erfasst wurde, haben wir die historisch belegten Vulkanausbrüche auf der Hauptinsel abgecheckt. Der Kilauea ist zwar der bekannteste und aktivste Vulkan, aber auch der Hualalai und der Mauna Loa waren in der jüngeren Vergangenheit nicht gerade untätig. Der Mauna Loa, von uns aus der nächste, ist in den letzten hundertfünfzig Jahren sechsunddreißig Mal ausgebrochen. In den Jahrhunderten davor hat er zahllose Lavaströme ausgeschieden. Einheimische Geologen haben Holzkohleproben, die unter den Lavafeldern gefunden wurden, per Radiokarbonmethode datiert. Eins der Kohlestücke, von der benachbarten Pohue Bay, ist etwa achthundert Jahre alt. Wir wissen nicht genau, ob die Lavaströme, die sich in die Bucht ergossen und unser Schiff unter sich begraben haben, von diesem Ausbruch stammen. Aber ich gehe jede Wette ein, dass es genau so ist. Wenn ja, dann ist unser Schiff spätestens 1300 nach Christus hier gewesen.«
    »Stimmt das in etwa mit deinem geheimnisvollen Gepardenfell überein?«, fragte Summer.
    »Das lässt sich nicht datieren, aber die Reise, die darauf dargestellt ist, weist ein paar sehr interessante Parallelen auf«, erwiderte Pitt. »Das Flaggschiff ist eine mächtige viermastige Dschunke, was aufgrund des Ruders, das Dirk und Jack entdeckt haben, von der Größe her zu eurem Schiff passen würde. Leider gibt’s keinen Begleittext zu den Bildern. Auf dem Fell stehen nur ein paar
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