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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition)
Autoren: Thomas W. Krüger
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geschah nun blitzschnell. Ein Strahlenkranz baute sich um den Körper der Walküre auf. Rogatus holte mit dem Schwert aus. Ein Schuss krachte, brach sich ohrenbetäubend an den Höhlenwänden. Rogatus schlug zu, doch das Schwert prallte an der Lichtkugel ab. Es ließ den Mann straucheln. Brünhild lachte hämisch.
    „Stopp!“, schrie Hansen.
    Er hatte auf Röwer geschossen. Das Projektil hatte nur knapp den Kopf des Kommissars verfehlt.
    „Die nächste Kugel trifft!“
    Rogatus ließ sich nicht beirren. Er warf Hannah das Schwert zu. „Du musst es beenden.“ Ein gütiger Ausdruck lag in seinem Gesicht.
    Tirfing schepperte über den Goldschatz. Irritiert sah Hannah Rogatus an.
    „Nimm das Schwert“, forderte er.
    „Wage es nicht!“, äußerte Hansen.
    Sie zögerte.
    „Nimm es!“, wiederholte Rogatus.
    Sein Schrei riss Hannah aus ihrer Lethargie, sie zuckte zusammen. Sie glaubte zu verstehen, was er wollte. Nur sie konnte den Dämon vernichten. Aber es würde Röwers Leben fordern. Jetzt, wo das Schicksal eine Entscheidung forderte, fehlte ihr die Stärke. Verzweifelt starrte sie Rogatus an, der sie aufmunternd anblickte. Er war ein Wächter des Lichts; er war es gewohnt zu kämpfen und vielleicht auch zu töten. Aber Hannah hatte bislang weder eine Pistole, geschweige denn ein Schwert benutzt. Doch sie hatte keine Wahl! Das Schicksal forderte sie heraus, sie musste den entscheidenden Stich setzen - wenn sie denn überhaupt gegen die Stärke des Dämons ankommen würde. Sie musste es wagen! Abrupt riss sie das Schwert in die Höhe. Es war unerwartet leicht. Sie strauchelte, hatte sich mit dem Gewicht verschätzt. Rasch fing sie sich und stand schließlich vor Brünhild. Ihr Herz hämmerte wild. Ein mitleidiges Lächeln zeichnete das Gesicht der Walküre, als könnte Tirfing ihr nichts anhaben. In derselben Sekunde krachte erneut ein Schuss.
    „Jochen!“, schrie Julia.
    Das Mädchen hatte sich erhoben und starrte zum Altar hinüber. Der Kommissar schrie vor Schmerzen.
    „Ich hatte dich gewarnt, Hanni“, äußerte Hansen in süffisantem Ton.
    Hannah verharrte keuchend und schaute zu den beiden Männern hinüber. Die Kugel steckte in Röwers Oberschenkel. Hansen zielte mit der Pistole auf den Unterleib.
    „Wegen dir stirbt er einen qualvollen Tod.“
    Bestürzt ließ Hannah das Schwert sinken. „Nein.“
    „Jochen“, jammerte Julia mit Tränen in den Augen.
    „Es ist aussichtslos“, entgegnete Brünhild. „Du kannst gegen die Finsternis nicht bestehen.“
    „Nein!“, schrie Hannah.
    Ansatzlos fuhr sie mit dem Schwert herum. Die Klinge durchschnitt die Luft. Doch der Lichtkranz war wie ein Panzer, Tirfing prallte daran ab. Hannah stolperte zurück. Atemlos starrte sie auf die Walküre, der Schweiß strömte ihr nur so über den Körper. Warum fügte Tirfing dem Dämon keinen Schaden zu? War es nicht an Hannah, das Schwert zu führen?
    „Nicht sie musst du töten“, hörte sie Rogatus‘ leisen Worte.
    Verwirrt fuhr Hannah herum.
    „Du bist der erste weibliche Nachkomme des Heermeisters im Angesicht der Walküre, seit sie unser Geschlecht verfluchte“, erklärte er. „Das ist der Preis, den die Götter von dir verlangen, um das Grauen für alle Zeiten zu beenden.“
    „Nein“, stammelte sie, denn augenblicklich verstand sie die Wahrheit.
    Sie musste Rogatus töten, ihren leiblichen Vater, damit Brünhilds dämonische Umtriebe endeten. Hannahs Herz krampfte sich zusammen. Was für einen Akt verlangten die Götter von ihr? Wie konnten sie so grausam sein? Verzweifelt irrte ihr Blick umher.
    Aber war sie nicht umgeben vom Tod? Jochen Röwer, der Mann, der sie liebte, lag angeschossen neben dem Altar. Steffen Hansen, der Mann, für den sie Gefühle gehegt hatte, war ein Mörder. Ihr Ziehvater war schwer verletzt und verblutete. Wittek und Steinhagen, zwei Männer des Ordens, lagen tot zwischen den Kostbarkeiten, nach denen sie gesucht hatten. Und Beate, ihre beste Freundin, war der Tod bringende Dämon.
    Plötzlich sprang Rogatus auf Hannah zu und rammte sich das Schwert in die Brust, noch bevor Hansen mit seiner Pistole auf ihn anlegen konnte. Hannah stockte der Atem. Tränen schossen ihr in die Augen.
    „Nein“, hauchte sie.
    Rogatus lächelte sie an. „Nun ist es vollendet“, röchelte er.
    Hannahs Hände krallten sich förmlich um den Schwertgriff. Ihr Atem ging stoßweise. Ihr Körper begann zu verkrampfen. Jäh züngelten bunte Lichtblitze an der Einstichstelle hervor, zogen sich über
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