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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition)
Autoren: Thomas W. Krüger
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Die Dornen stachen ihr in die Finger. Sie spürte den Schmerz, aber sie ließ die Stängel nicht mehr los. Die Gefahr putschte sie auf.
    „Was soll ich machen?“, stammelte sie.
    „Du musst den Dämon damit stechen“, keuchte Rogatus.
    Fest hielten die beiden Männer Brünhild umklammert, die sich vehement gegen den harten Griff wehrte. Sie zerrte und zog. So stolperte Julia, fiel mit einem Aufschrei auf den mit Münzen übersäten Boden. Die Rosen entglitten ihr.
    „Der Brief“, rief Jenning. „Rasch ... bevor es zu spät ist.“
    Julia sah, wie Rogatus das gefaltete Papier aus seiner Tasche nahm und Brünhild ins Gewand steckte. Daraufhin verharrte die Walküre für einen Moment. Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Die beiden Männer glaubten sich am Ziel, verringerten ihre Anstrengungen, waren für eine Sekunde unachtsam. Mit einer blitzschnellen Drehung befreite sich Brünhild aus der Umklammerung. Ihr Dolch durchschnitt die Luft, traf Jenning und riss eine lange Wunde in seinen Unterleib. Er schrie entsetzt auf. Blut quoll zwischen seinen Händen hervor, die er instinktiv auf seinen Bauch presste.
    „Reinhold“, hauchte Rogatus.
    Brünhilds Lachen hallte durch die Schatzhöhle. „Ihr jämmerlichen Narren. Ihr seid meines Standes nicht würdig.“
    Bestürzt eilte Rogatus zu Jenning, stützte ihn, als der Mann zu Boden sank. Jenning rang nach Luft, die Wunde blutete unaufhörlich. Julia verharrte wie versteinert. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie glaubte, es würde jeden Augenblick zerplatzen. Sie wusste, dass ihr Großvater verbluten würde, wenn er nicht sofort zu einem Arzt käme.
    „Das Schwert“, rief Rogatus ihr zu. „Deine Mutter muss das Schwert führen.“
    Julia sah ihn irritiert an. Was meinte er damit? Ihr Blick glitt zum Altar. Dort kämpfte Röwer nach wie vor mit Wittek und Hansen. Und dann sah sie, wie sich ihre Mutter regte.
    Langsam löste sich Hannah aus der Lethargie, die sie gefangen hatte. Noch etwas träge richtete sie sich auf und schaute sich um. Trotz ihrer Starre hatte sie alles mitbekommen; sie war bei vollem Bewusstsein gewesen. Tränen schossen ihr in die Augen, als die Empfindungen durchbrachen. Es war die Todesangst, die sich jetzt ihre Bahnen brach. Völlig hilflos hatte sie auf dem Altar gelegen, die Opfergabe für diesen Blut dürstenden Dämon. Sie hatte jede Hoffnung aufgegeben. Ihr ganzes Leben war eine Lüge. Sie war nicht die Person, als die sie ihr Vater, oder besser Ziehvater, erzogen hatte. Sie war eine Auserwählte, eine Wächterin des Lichts. Hannah konnte die Zusammenhänge im Moment überhaupt nicht erschließen. Sie wusste nur, dass jetzt nur noch das Leben ihrer Tochter zählte.
    Ein Schuss zerriss die Spannung.
    Überrascht blickte sich Hannah um. Röwer hatte auf Wittek geschossen, der mit einem hoch erhobenen silbernen Kerzenleuchter vor ihm stand. Der Verleger stockte in der Bewegung. Dann sackte er auf die Knie und fiel tödlich verletzt vornüber. Hansen vollführte eine blitzschnelle Drehung. Sein Fuß schlug dem Kommissar die Waffe aus der Hand. Mit einer weiteren Drehung setzte Hansen nach und rammte dieses Mal seinen Fuß brutal in Röwers Brust. Mit einem Aufschrei stolperte der Kommissar zurück, Blut sickerte aus seinem Mund, er stürzte. Hansen griff nach der Pistole und zielte auf Röwer.
    „Nein!“, schrie Hannah.
    Ein triumphales Lächeln zeichnete Hansens Gesicht. „Jetzt werden wir das Ritual vollenden!“
    „Hannah!“, schrie Rogatus. „Das Schwert!“
    „Stopp!“, entgegnete Hansen. „Oder dein Kommissar stirbt!“
    Abrupt stockte Hannah in ihrer Bewegung. Sie stand bereits neben dem Altar. Ihr Blick traf Röwer, der mit schmerzverzerrtem Gesicht inmitten des Goldschatzes lag. Sie zweifelte nicht an Hansens Entschlossenheit. Er würde den Kommissar erschießen. „Steffen“, murmelte sie. „Du ... wir ... könnten ...“
    „Du kannst nur eins“, erwiderte er hart, „nämlich sterben. Dein Blut für die Königin. Oder ich töte Röwer auf der Stelle.“
    „Nein“, flehte Hannah.
    „Kümmere dich nicht um mich!“, rief Röwer.
    „Halt‘s Maul!“, entgegnete Hansen.
    Hannah war völlig verwirrt. Die Männer, die ihr helfen wollten, lagen kampfunfähig am Boden. Ihre Gegner, zwar geschwächt, waren klar im Vorteil. Verzweifelt glitt Hannahs Blick zu ihrer Tochter, die bebend vor Angst auf den Münzen kauerte.
    Plötzlich sprang Rogatus auf, griff sich Tirfing und stürmte auf Brünhild zu. Alles
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