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Der Fluch des Andvari (German Edition)

Der Fluch des Andvari (German Edition)

Titel: Der Fluch des Andvari (German Edition)
Autoren: Thomas W. Krüger
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aus purem Gold und war mit Rubinen besetzt. Augenblicklich glaubte sie sich wie vom Blitz getroffen; ein enormes Kribbeln ließ ihre Hand zittern, es griff auf ihren Arm über und erfasste letztendlich ihren gesamten Körper. Julia hielt den Atem an. Tirfing! Die Aura des Schwertes reagierte auf sie. Jäh löste sie ihre Hand von dem Griff. Doch das Kribbeln bestand fort. Überrascht hielt Julia inne. Es gab keinen Zweifel mehr. Sie hatte Tirfing entdeckt!
    „Ich habe das Schwert gefunden!“, rief Julia freudig.
    Doch gleichermaßen erschrocken über diese Tatsache fuhr sie herum und schaute nach Brünhild. Die Walküre reagierte sofort. Als würde sie über den Schatz schweben, eilte sie auf das Mädchen zu. Julia wich unwillkürlich zurück.
    Fordernd streckte Brünhild ihre Hand aus. „Nun folge deiner Bestimmung, Aslaug, meine Tochter. Reiche mir das Schwert.“
    Julia schluckte heftig und stammelte: „Ich bin nicht deine Tochter.“
    „Gehorche!“, fauchte Brünhild.
    Erschrocken stolperte Julia über ihre eigenen Beine, fiel gegen die Truhe, klammerte sich an dem Holz fest. Angsterfüllt starrte sie die Walküre an.
    Brünhild lachte auf. „Was für eine klägliche Stärke.“
    „Du kriegst das Schwert nicht“, jammerte sie.
    „Es ist deine Entscheidung“, erwiderte die Walküre betont gelassen. „Wenn du unbedingt das Weltenende heraufbeschwören willst.“ Sie beugte sich leicht vor und schrie abrupt: „Willst du das, Mädchen?“
    Julia zuckte heftig zusammen, wagte kaum mehr zu atmen.
    „Reiche mir das Schwert“, forderte Brünhild wiederholt.
    Zitternd erhob sich Julia, sah dabei immer wieder zu der Walküre. Brünhilds tiefblaue Augen funkelten diabolisch. Wie in Zeitlupe streckte Julia ihre Hände nach dem Schwert aus. Sie glaubte, ihr Herzschlag würde wie Donnerschläge in der Höhle hallen. Langsam schlossen sich ihre Finger um das kühle Edelmetall des Griffs. Kräftig zog sie daran. Die Schneide erstrahlte in hellem Glanz. Tirfing schien schwerelos. Fast mühelos konnte sie die lange Waffe halten. Mit einem Mal glaubte sie, Kampflärm von einem Schlachtfeld zu hören. Fremde Worte, deren Sprache sie nicht verstand. War es der Zauber des Schwertes, eine Fehde aus längst vergangener Zeit? Schaudernd starrte Julia zu Brünhild. Das war keine Frau, sondern ein Wesen der Finsternis. Sie hatte einen Pakt mit den dunklen Mächten geschlossen. Das Grauen, das Julia empfand, jagte ihr Schauer über den Rücken.
    „Das Schwert“, vernahm sie Brünhilds vibrierenden Worte.
    Julia zuckte zusammen. Zögernd reichte sie der Walküre das Schwert. Mit einem triumphalen Freudenschrei nahm Brünhild es entgegen. Stolz reckte sie es in die Höhe, bewunderte es. Hansen und Wittek gesellten sich zu ihr und lobten den Erfolg. Währenddessen glitt Julias Blick zu dem Kommissar, der festgebunden an der Wand stand. Sie musste ihn irgendwie befreien.
    Hansen wandte sich an Julia. „Wir haben dir viel zu verdanken, Mädchen. Aber jetzt benötigen wir deine Hilfe nicht mehr.“
    Der Schrecken lähmte sie.
    „Es ist an der Zeit, das Ritual zu zelebrieren“, fuhr er fort.
    „Nein!“, schrie sie entsetzt.
    Hart packte Hansen Julia am linken Arm und zerrte das Mädchen zum Altar. Sie wehrte sich verzweifelt, schrie, aber der Mann war zu stark.
    „Lassen Sie das Mädchen aus dem Spiel!“, schrie Röwer.
    „Halt’s Maul, Bulle“, blaffte Hansen scharf.
    Gnadenlos stieß er Julia zu Boden. Das Mädchen fiel auf die Knie, schrie auf. Hart fesselte er ihr mit einem Strick die Hände auf den Rücken.
    „Aua“, jammerte das Mädchen. „Sie Mistkerl.“
    Hansen lachte nur, als er sie hilflos liegen ließ.
    Mühevoll rollte sich das Mädchen auf die Seite und sah nach den beiden Männern. Sie war wehrlos. Schweiß trat ihr auf die Stirn. Ihr Atem beschleunigte sich. Furchterfüllt sah sie nach dem Kommissar.
    Währenddessen nahm Wittek einen mit Gold beschlagenen Kasten aus einer großen Tasche; ebenso einen reich verzierten Kelch. Brünhild hielt das Schwert fest in beiden Händen und ging auf den Altar zu. Hansen und Wittek folgten.
    Hastig griff Julia nach dem Dolch, den sie zwischen den Goldmünzen entdeckt hatte. Damit konnte sie möglicherweise ihre Handfesseln durchschneiden. Vorsichtig begann sie an dem Seil zu säbeln.
    Wittek erhob ehrfurchtsvoll seine Stimme: „Heil dir, Brünhild. Gelobt seiest du, Königin.“
    „Willkommen, Loki, Bote der Götter“, entgegnete die Walküre.
    Als Erwiderung
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