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Der Fluch der Finca

Der Fluch der Finca

Titel: Der Fluch der Finca
Autoren: Deborah Dalton
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bebender Brust starren. Sie hatten ihn gezeichnet. Die Unglückszahl Dreizehn prangte
dort und würde ewig dort bleiben, bis ihm das Fleisch von den Knochen fiel.
    Das war der Moment, in dem Thorn begann, zu weinen. Vorher hatte er gebrüllt,
gekreischt, gefleht und gebettelt, doch jetzt weinte er wie ein kleines Kind.
    Gerade als Thorns Not am größten war und Juanita damit rechnete, dass sie ihn jetzt
umbringen würden, traten sie alle von dem Bett zurück. Sie begaben dich zur Tür und
formierten dort ein Spalier.
    Nachdem sie alle ihre Plätze eingenommen hatten, drang von draußen ein Licht in den
Raum, das Michelle und Keith sofort wiedererkannt hätten. Der Anführer der Untoten
trat ein, doch für Juanita war es nur ein weiteres Monster und noch dazu eines, das sie
daran hinderte, ihren Fluchtplan umzusetzen.
    Er schritt durch die Reihen deiner Gefolgsleute und hatte die Hände hinter dem Rücken
verschränkt. Sein Gesichtsausdruck war feierlich, als er sich dem gefesselten Jake
Thorn auf seinem Feldbett näherte. Der bemerkte den Greis zunächst überhaupt nicht,
weil er mit geschlossenen Augen vor sich hin weinte und schluchzte. Der Alte trat noch
einen Schritt näher an ihn heran und sprach:
    „Sieh mich an, du Wurm. Ich bin gekommen, um Gerechtigkeit walten zu lassen.“
    Thorn schlug die Augen auf und glotzte ihn tränenblind an. Juanita verfolgte das Schauspiel
derweil mit fasziniertem Grauen und dann erhob der Mann seine Stimme wieder:
    „Du, Jake Thorn, wirst heute hier dein Ende finden, um dem Zyklus der Gerechtigkeit
einen neuen Anfang zu geben. Hundert Jahre lag ein Segen auf dem Haus, hundert
Jahre wird wieder neuer Segen darauf liegen. Heute aber erfülle sich mein Fluch, auf
dass ich wieder ruhen kann, bis ich erneut erwache.“
    Mit einer ausladenden Bewegung führte er seine Hände hinter seinem Rücken hervor
nach vorn. In seiner Rechten hielt er einen faustgroßen Stein. Seine Hände trafen sich
vor seinem Bauch und seine Linke ergriff nun ebenfalls den Stein.
    Nach einer Sekunde der Stille begann er, den Findling mit beiden Händen ganz langsam
vor seinem Körper in die Höhe zu heben. Gleichzeitig begannen die anderen
wieder mit ihrem Singsang, der noch einmal düsterer und apokalyptischer klang, als
beim ersten Mal.
    Jetzt stand der Anführer mit dem hoch über seinen Kopf erhobenen Gesteinsbrocken
da und betrachtete Jake Thorn, der ihn mit schreckensweiten Augen anstarrte. Es war
der letzte Moment im Leben des erfolgreichen Nachtclubbetreibers und Unterweltpaten,
den Juanita mit ansehen musste. Sie realisierte diese Tatsache eine Sekunde zu spät,
um sich noch abwenden zu können. Ohne weitere Vorwarnung hieb der unheimliche
Anführer der Untoten mit dem schweren Brocken auf den Kopf seines Opfers ein. Das
Geräusch klang, als würde ein riesiges gekochtes Ei aufgeschlagen und es vermischte
sich mit Thorns Todesschrei zu einem Klang, den Juanita nie wieder vergessen würde.
Ihr wurde übel, doch sie konnte sich immer noch nicht abwenden.
    Ein letztes Zittern ging durch Thorns Körper und dann war es vorbei. Die Situation veränderte
sich nicht langsam, sondern schlagartig. Das Licht, das den Mörder ständig
umgeben hatte, wurde zu einem grellen Leuchten, breitete sich wie eine Springflut im
ganzen Raum aus und verschluckte alles. Es dauerte einige endlose Sekunden, bis
Juanitas Augen nach diesem Schock wieder funktionierten.
    Sie blickte sich um und sah außer dem toten und geschundenen Körper von Jake Thorn
niemanden mehr. Alle waren verschwunden, als wäre alles nur ein böser Traum
gewesen.
    Die Tür stand offen. Mehr brauchte sie nicht zu sehen. Das war alles, was jetzt zählte.
So schnell, wie noch nie in ihrem Leben rannte sie auf die Freiheit zu und fühlte doch,
dass etwas von ihr in diesem Gefängnis gestorben war. Ihre unbekümmerte Art würde
sie nie mehr ganz zurückbekommen, doch es war ihr egal.
Zeit, erwachsen zu werden,
Juanita.
     

 
    19. KAPITEL
    Zum ersten Mal seit einer gefühlten Unendlichkeit konnte Michelle sich wieder daran
erfreuen, den Mond und die ersten Sterne am Himmel aufgehen zu sehen. Angesichts
dessen, was sie erleben musste, hätte sie nie gedacht, dass sie der Nacht im Leben
noch einmal ohne Angst begegnen könnte, doch sie konnte es schon jetzt.
    „Sieh nur, Keith. Wie schön der Himmel heute ist.“
    Sie lehnte sich gegen ihn und er legte seine Hand um ihre Schulter.
    „Tut es noch weh“, fragte er und
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