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Der Fluch der Finca

Der Fluch der Finca

Titel: Der Fluch der Finca
Autoren: Deborah Dalton
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ihr wissen, was das Privileg der Toten ist?“
    Auf diese Frage zogen es beide vor, zu schweigen.
    „Das Privileg, das uns in der Stunde des Todes zuteilwird, ist das Privileg der Rache,
meine sterblichen Freunde!“
    „Und an wem rächst du dich? Doch nicht an deinem Mörder, sondern an uns. Wo ist
denn da die Gerechtigkeit?“
    „Sagte ich nicht, dass es nicht um euch geht? Es geht um das Große, Ganze! Es geht
um das Prinzip der Gerechtigkeit und um die Balance zwischen dem niederen Trieb der
Rache und dem hohen Gut der Vergebung.“
    Plötzlich leuchtete die Antwort auf das Warum in Michelles Verstand auf und sie war
sicher, dass sie nun den Sinn von alledem erfasst hatte.
    „Sie haben den Grund und Boden verflucht, auf dem Sie zu Tode kamen!“
    Erfreut blinzelte der Greis ihr mit seinem unversehrten Auge zu und klatschte vergnügt
in die Hände.
    „In der Tat, in der Tat. Alle hundert Jahre sollte von nun an jeder, der diesen Grund und
Boden sein Eigen nennen würde, das gleiche Schicksal erleiden wie ich. Das ist keine
Gerechtigkeit, die einmal geübt wird, sondern eine, die sich wiederholt und zum Prinzip
wird! Das ist wahrlich wundervoll, nicht wahr?“
    Die Freude über diesen Wahnsinn stand ihm ins Gesicht geschrieben. Wenn das kosmisch
Gerechtigkeit war, dann wollte Michelle damit nie mehr zu tun bekommen.
    „Ihr zweifelt daran, dass dies Gerechtigkeit genannt werden darf? So glaubt doch ja
nicht, dass ich meine gerechte Rache einfach so bekommen habe, ohne dem Schicksal
auch etwas dafür zu geben! Glaubt ihr denn, ich bekam meine Rache umsonst?“
    Jetzt trat Keith nach vorn und baute sich vor dem Ermordeten auf.
    „Du kannst mich ignorieren, wenn du willst, aber ich glaube trotzdem, dass ich verstehe,
was du sagen willst. Der Preis, den du zahlen musstest, um deine kranken Rachephantasien
erfüllen zu können – es waren all die anderen Menschen, denen das Haus
in der Zwischenzeit gehört hat, nicht wahr? All diese Menschen musstest du glücklich
und erfolgreich machen, damit es dir einmal alle hundert Jahre erlaubt wurde, deinen
Hass gegen die armen Teufel auszuleben, die das Pech hatten, deinen kostbaren
Boden im falschen Jahr eines Jahrhunderts erworben zu habe, Ist es nicht so?“
    Der Alte drehte seinen Kopf linkisch von ihnen weg, als ginge ihn das Gespräch plötzlich
nichts mehr an.
    Volltreffer! Keith hat den Nagel auf den Kopf getroffen und dem Monster ist es peinlich,
dass er ihn erwischt hat.
    „Antworte!“, herrschte Keith ihn an. Wenn Blicke allein töten könnten, hätte Keith jetzt
sofort der Schlag treffen müssen. Der Kopf des Mannes schoss herum und lief rot vor
Zorn an.
    „Du kluger, unwichtiger, kleiner Mann“, zischte er Keith an.
    „Da du so scharfsinnig bist, brauche ich dir eigentlich gar nicht sagen, was ich zu sagen
habe. Ich werde es trotzdem tun – nur für den Fall, dass du nicht ganz so schlau bist,
wie du dich gibst. Wir wollen doch sicher gehen, dass ihr mich richtig versteht.“
    In diesem Moment hätte Michelle nicht in Keith´ Haut stecken wollen, denn der Alte trat
jetzt ganz dicht an ihn heran, bis nur noch wenige Zentimeter zwischen ihren Gesichtern
lagen. Sich auszumalen, wie der Atem eines Mannes riechen musste, der seit
zweihundert Jahren tot war, ließ sie frösteln.
    „Ich habe gesagt, es geht nicht um euch. Nun, mein Freund, das war vielleicht etwas
irreführend. Also hört mir besser gut zu! Euch zu töten, würde meine Rache nicht
erfüllen. Ihr habt den Grund und Boden ja nicht in diesem Jahr erworben. Die Familie zu
töten, der das Haus gehört, hilft mir auch nicht weiter. Ihr gegenüber bin ich sogar verpflichtet.
Nein, was ich will, was absolut notwendig ist, ist etwas anderes.“
    „Du musst erreichen, dass das Haus noch in diesem Jahr seinen Besitzer wechselt,
nicht wahr? Nur dann kannst du deine Rache leben. Du brauchst ein ahnungsloses
Opfer, das dieses Haus in genau diesem Jahr erwirbt“
    Ein teuflisches Grinsen breitete sich in der Ruine seines toten Antlitzes aus, doch auch
Keith begann jetzt, breit zu lächeln.
    „Ich würde sagen, dann haben wir einen Deal, alter Mann!“
    „Haben wir den“, fragte er verwundert.
    „Nimm uns beim Wort! Schon morgen liefern wir dir ein Opfer auf dem Silbertablett.
Dafür packst du jetzt deine hässlichen Freunde ein und verschwindest.“
    Michelle hatte das Gespräch atemlos verfolgt. Jetzt war alles ganz klar. Hatte sie vorhin
noch geglaubt, selbst der
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