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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer
Autoren: Tom Holt
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Professor. »Ich hab dagegen ein nettes kleines Rezept.«
    »Her damit!«
    Der Professor lächelte und deutete auf einen halbvollen Krug auf der Arbeitsplatte. »Das ist Tomatensaft mit rohem Ei«, sagte er, »außerdem Quecksilber, Salpetersäure, Bleiweiß und schweres Wasser. Und Worcestersauce«, fügte er hinzu, »damit’s schmeckt.«
    Vanderdecker nahm einen Schluck und fühlte sich gleich viel besser. »Danke. Daran ist der Rum schuld.«
    »Rum?«
    »Übles Zeug, dieser Rum. Was der mit einem veranstaltet, ist grauenhaft.«
    »Ich hab gar keinen Rum im Haus«, sagte Montalban.
    »Jetzt nicht mehr.«
    Montalban blickte ihn an. »Nein, ich habe nie welchen im Haus. Sind Sie sich ganz sicher, daß das Rum war?«
    »Na ja. Auf der Karaffe stand nichts drauf, aber das Zeug hat genau wie Rum geschmeckt. Glaub ich jedenfalls.«
    »Welche Karaffe?«
    »Die stand in so ’ner kleinen Glasvitrine direkt neben dem Telefontisch. Wenn ich so drüber nachdenke, kann’s auch Calvados gewesen sein. Allerdings bekomm ich von Calvados immer Sodbrennen, und Sodbrennen war so ziemlich das einzige, das ich gerade eben beim Aufwachen nicht hatte.«
    Montalbans Blick wurde starr, war aber nicht auf den gerade anbrennenden Schinkenspeck gerichtet. »Eine große Karaffe aus geschliffenem Glas in einer kleinen Glasvitrine?« fragte er.
    »Genau. Tut mir leid, war die Karaffe was Besonderes oder so? Uns ist daran nichts aufgefallen …«
    »Das war leider kein Rum«, klärte Montalban ihn auf. »Das war ein Elixier.«
    Vanderdeckers Augen wurden groß wie Fußbälle, und die Hände sackten ihm schlaff nach unten. »Was sagen Sie da?« fragte er.
    »Das war ein Elixier«, wiederholte Montalban.
    »Ach, du SCHEISSE!« fluchte Vanderdecker. »Nicht schon wieder!«
    »Leider doch«, erwiderte der Professor. »Tut mir leid.«
    Vanderdeckers Rückgrat schien sich völlig aufzulösen. Er rutschte gegen die Arbeitsplatte und stieß dabei ein Glas mit Perlgraupen um. »Sie blöder …«
    »Das ist doch nicht meine Schuld«, protestierte Montalban aufgeregt. »Du lieber Himmel, man sollte doch wohl meinen, Sie und Ihre Freunde hätten ihre Lektion inzwischen gelernt, also wirklich …«
    Vanderdecker richtete sich auf, drehte den Kopf zur Wand und schlug ihn wütend gegen die Ecke eines Regals. »Das ist nicht Ihre Schuld«, rief er. »Ich bin schuld. Nein, Antonius. Nein, ich. O Gott!«
    »Das ist nicht genau dasselbe Elixier wie … na ja, wie beim letztenmal«, beruhigte ihn der Professor.
    Vanderdecker hörte auf, den Kopf gegen das Regal zu schlagen, und blickte ihn an. »Ehrlich?«
    »Na ja«, antwortete der Professor, »im Grunde ist es schon das gleiche, aber ich hab gewisse Veränderungen an der molekularen …«
    Er verstummte plötzlich, weil ihm Vanderdeckers Hände die Luftröhre zudrückten und damit das Sprechen erschwerten. »Fängt man davon an zu riechen?« knurrte er, aber Montalban gab keine Antwort – das lag keineswegs an mangelndem Bemühen –, doch seine Lippen vollführten immerhin die notwendigen Bewegungen, um ein Nein zu formen.
    »Sind Sie sicher?« Montalban nickte eifrig, und Vanderdecker ließ ihn los.
    »Aber es hat auch Nebenwirkungen«, fügte er hinzu, sobald er wieder genügend Atem dafür hatte.
    »Wirklich?«
    »Leider ja.«
    Vanderdecker stöhnte. »Reden Sie weiter«, bat er. »Los, erzählen Sie!«
    »Sie haben doch sicher Verständnis dafür«, entgegnete Montalban und stellte zunächst sicher, daß sich die massige Tiefkühltruhe zwischen ihm und seinem Gesprächspartner befand, »daß die Ergebnisse auf notgedrungen oberflächlichen und unvollständigen Versuchen beruhen, die sich ausschließlich auf nichtmenschliche Versuchstiere beschränkt haben, und meine folgenden Aussagen deshalb vollkommen unverbindlich sind.«
    »Los, erzählen Sie!«
    »Sie müssen wirklich verstehen, daß ich noch nichts unter hohen Anforderungen überprüft …«
    »Los, erzählen Sie!« wiederholte Vanderdecker.
    »Man wird von dem Elixier leuchtendgrün.«
    »Grün?«
    Montalban nickte abermals. »Grün«, bestätigte er. »Und man leuchtet im Dunkeln. Außerdem fängt man schaurig zu brummen an. Hin und wieder kommt es zur Bildung zusätzlicher Glieder, das ist aber nicht unweigerlich so. Das hängt vom jeweiligen Stoffwechsel des Versuchstiers ab und davon, ob es sich zum Beispiel um ein Wirbeltier handelt oder nicht. Die Wirkung des Elixiers ist aber zeitlich stark begrenzt«, fügte Montalban schnell hinzu, als
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