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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer
Autoren: Tom Holt
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Weg.«
    »Bestimmt«, entgegnete Vanderdecker. »Bei Vorstandstreffen oder so was in der Richtung.«
    Jane zuckte die Achseln. »Kann sein. Ich glaub, ich mach auch erst mal Urlaub. Nur …« Nur das ist jetzt nicht mehr dasselbe, jetzt nicht mehr. Diese Freiheit, die du mir verschaffst hast, Mister Vanderdecker, ist nämlich reine Täuschung. Vielleicht bin ich jetzt von Mister Gleeson, von der Buchhaltung und diesem ganzen furchtbaren Quatsch befreit, aber von dir kann ich mich nicht befreien, nie. Jeden Mann, der mir auf der Straße begegnet, werde ich mir zweimal anschauen, um festzustellen, ob nicht du es bist. Doch das sagte Jane natürlich nicht, sondern sie lächelte nur und ließ den Satz unvollendet.
    »Eigentlich hatte ich vor, mir ein neues Schiff zuzulegen«, verriet Vanderdecker.
    »Was?«
    »Ein neues Schiff«, wiederholte Vanderdecker. »Das soll diesmal aber nicht Verdomde heißen, sondern einen etwas vergnüglicheren Namen haben. Und groß muß es sein. Riesig. Vielleicht einer von diesen Öltankern oder ein gebrauchter Flugzeugträger. Allerdings würden wir den gesamten Innenausbau rausreißen und das Schiff wie einen gewaltigen schwimmenden Gesellschaftsklub einrichten. Jeder kriegt sein eigenes Stockwerk, voll automatisiert und computergesteuert. Totaler Komfort. Wir könnten einfach über die sieben Meere fahren, an Land gehen, wo und wann wir wollen, und es uns einfach nur gutgehen lassen. Ich meine«, Vanderdeckers Stimme klang ein wenig gezwungen, »ich glaub, wir sind alle schon ein bißchen zu alt, um jetzt noch ein geregeltes Leben anzufangen. Findest du nicht auch?«
    »Das weißt du wohl selbst am besten«, antwortete Jane. »Egal. Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee, ehrlich. Hast du das schon den Jungs erzählt?«
    »Nein, bis jetzt noch nicht. Ich dachte, ich hör mir lieber erst mal an, was du dazu meinst.«
    »Schön, das hast du ja jetzt«, entgegnete Jane. »Komm, gehen wir einen trinken!«
    Sie begaben sich zu den anderen ins Wohnzimmer. Das erste, was sie sahen, war Professor Montalban, der in tiefem Schlaf auf dem Sofa lag – und schnarchte.
    »Hat einen über den Durst getrunken«, bemerkte Sebastian überflüssigerweise. »Kann nichts vertragen.«
    »Na gut«, sagte Vanderdecker. »Hört mal alle her. Ich hab nachgedacht …«
    Er klärte sie über die Idee mit dem Öltanker auf. Dieser Einfall wurde gut aufgenommen, besonders von Antonius, der sich schon gefragt hatte, wie es wohl weitergehen werde. Dann stießen sie alle gemeinsam an, um den Beschluß zu begießen, und tranken Whisky, Wein, Gin, Brandy, Cherry Brandy, den Rest des Apfelkorns und Sherry. Kurz darauf schieden Danny und seine Kameraleute leider wegen Ohnmacht aus und überließen Jane, dem Fliegenden Holländer und seiner Besatzung das Feld; also Wermut, Ouzo, Portwein, Bourbon, Wodka, Baccardi, Schnaps und Bier mit Ingwerlimonade.
    »Das scheint alles gewesen zu sein«, stellte Vanderdecker irgendwann enttäuscht fest. »Und kein Tropfen Bier mehr im ganzen Haus.«
    »Was ist denn das hier, Käpt’n?« fragte Antonius und hielt eine Karaffe aus geschliffenem Glas hoch. Sie trug keine Aufschrift, aber der Inhalt war von einer angenehmen tiefgoldenen Farbe.
    »Wo hast du die denn gefunden, Antonius?« fragte Vanderdecker.
    »In dem kleinen Vitrinending.«
    Vanderdecker schnüffelte an dem Inhalt der Karaffe. »Riecht wie Rum«, sagte er. »Hat jemand Lust auf ’n Schlückchen Rum?«
    Wie sich nach und nach herausstellte, hatten alle Lust auf ein Schlückchen Rum. Es mußte guter Rum gewesen sein, denn sie wurden davon alle sehr müde.
    Als sie wieder aufwachten, hatte die ganze Mannschaft, einschließlich Jane, Kopfschmerzen. Aus der Küche drang der Geruch von gebratenem Schinkenspeck, wovon ihnen schlecht wurde. Vanderdecker arbeitete sich langsam hoch, blickte sich um, ob irgendwo sein am gestrigen Abend abgelegter Kopf zu entdecken war, und ging dann in die Küche, um denjenigen umzubringen, der diesen furchtbaren Gestank verbreitete.
    Der Schuldige war Montalban, der eine gestreifte Schürze trug und in einer Pfanne Schinkenspeck briet. Er hatte außerdem eine große Kanne Kaffee gekocht, den Vanderdecker in Riesenmengen direkt aus dem Ausgießer trank.
    »Warum geht es Ihnen denn nicht so schlecht wie uns?« fragte er den Professor.
    »Ich krieg nie einen Kater«, antwortete der Professor.
    Vanderdecker machte ein finsteres Gesicht. »Sie sind wohl solide, was?«
    »Nein«, entgegnete der
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