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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer
Autoren: Tom Holt
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Vanderdecker eine Keksdose nahm und mit dem Arm weit ausholte.
    »Was?«
    »Die Phänomene, die ich gerade beschrieben hab«, erklärte Montalban, »treten nur für kurze Zeit auf, nie länger als ein paar Wochen am Stück. Sie kehren jedoch immer wieder, wie Malaria, denke ich, allerdings mit einer faszinierenden Regelmäßigkeit.«
    »Wie oft?«
    Montalban zuckte zurückhaltend mit den Achseln, und Vanderdecker warf mit der Keksdose nach ihm. Während der Professor umhertaumelte und sich Keramiksplitter und Käseplätzchen aus dem Haar pflückte, hatte Vanderdecker Zeit, ein Spaghettiglas aufzutreiben und damit bedrohlich in der Luft herumzufuchteln.
    »Nach meiner momentan genauesten Schätzung treten die Symptome durchschnittlich zweimal pro Kalenderjahr für jeweils einen Monat auf«, erläuterte Montalban. »Aber ich muß betonen«, fuhr er fort, ohne das Spaghettiglas zu beachten, »daß diese Angabe lediglich auf der Beobachtung einer kleinen Brut von Feldmäusen beruht, von denen mir auch noch zwei entwischt waren. Außerdem haben sich die Tests nur über einen Zeitraum von drei Jahren erstreckt, was in jeder Hinsicht …«
    »Wieso das?«
    »Meine Haushälterin hat schreckliche Angst vor Mäusen«, gestand Montalban. »Besonders vor leuchtenden grünen Mäusen. Deshalb mußte ich sie loswerden. Da sie aber unsterblich und unverwundbar waren …«
    »Ach, der Teil wirkt trotzdem noch, was?«
    »Auf jeden Fall, ja«, antwortete der Professor. »Da die Mäuse also unsterblich und unverwundbar waren, ich sie aber nicht im Haus behalten konnte, befinden sie sich jetzt auf einer kleinen Raumstation im Orbit dreihunderttausend Kilometer über der Marsoberfläche und liefern mir unschätzbare Informationen über das …«
    »Ah ja, ich verstehe«, unterbrach ihn Vanderdecker. »Man wird also grün, leuchtet und gibt Geräusche von sich. Obendrein wächst einem vielleicht auch noch der eine oder andere Arm. Nebenbei, was passiert denn eigentlich mit diesen Armen?«
    »Die zusätzlichen Glieder sind auch nur vorübergehend vorhanden«, antwortete der Professor.
    »Sie meinen, die fallen einfach wieder ab?«
    »Ja.«
    »Wie die Mauser? Wie Tannennadeln vom Weihnachtsbaum? So was in der Richtung?«
    »Ja, so ungefähr.«
    »Ah ja«, erwiderte Vanderdecker. »Dann brauch ich in Zukunft wohl ’ne Hose mit einem abtrennbaren dritten Bein, was? Damit ich nicht für alle Zeiten wie ’ne menschliche Manx-Katze rumlaufe. Also, ich will Ihnen mal was sagen …«
    Vanderdecker verstummte plötzlich und ließ das Spaghettiglas sinken, wobei er den Inhalt ausschüttete. Er runzelte die Stirn und grinste dann.
    »Montalban«, sagte er schließlich, »das ist phantastisch!«
    »Wirklich?« Montalban zog eine Braue hoch. »Also, freut mich, daß Sie …«
    »Kapieren Sie das denn nicht?« fragte Vanderdecker. »Jane hat auch was vom Elixier getrunken. Fast einen guten Doppelten. Verstehen Sie, Jane ist jetzt auch unsterblich. Damit gehört sie zu uns! Montalban … ehm, hören Sie, bleiben Sie mal kurz hier stehen, ja?«
    Vanderdecker ließ das Spaghettiglas ins Spülbecken fallen und rannte durch die Küche ins Wohnzimmer. Dort saß Jane zusammengekauert am Rand einer Couch und stöhnte schwach. In einem Rutsch hob Vanderdecker sie hoch, gab ihr einen schallenden Kuß auf den Mund und rief: »Stell dir vor!«
    »Aua«, antwortete Jane.
    »Bald bist du knallgrün, leuchtest im Dunkeln, fängst leicht zu brummen an und bekommst einen dritten Arm«, berichtete er ihr vergnügt. »Na, wie findest du das?«
    »Ich glaub, das hab ich schon hinter mir«, entgegnete Jane. »Kannst du mich bitte runterlassen, bevor mir der Kopf abfällt?«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Vanderdecker. »Also, hör dir das mal an. Nein, trink lieber erst mal einen Schluck von der Quecksilberbrühe des Professors und hör mir dann zu.«
    Jane ging also mit ihm in die Küche, trank etwas von dem Quecksilbertrunk und lauschte dann Vanderdeckers Schilderung. Während ihr der Fliegende Holländer den Sachverhalt erklärte und dabei den Professor durch gelegentliche Püffe mit einem Nudelholz zur Bestätigung des Berichts ermahnte, drängte sich ihm langsam die Frage auf, ob sich Jane eigentlich über diese Neuigkeiten freute. Er hatte keinen blassen Schimmer. Er wußte nur, daß er sich freute, sogar sehr freute.
    »So, das wär alles«, schloß er den Bericht. »Was sagst du dazu?«
    Merkwürdigerweise fiel Jane mehrere Minuten lang nichts anderes ein
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