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Der Flammenengel

Der Flammenengel

Titel: Der Flammenengel
Autoren: Jason Dark
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meinen Bumerang. In der rechten Hand hielt ich ihn und dachte für einen winzigen Moment daran, dass ich ihn noch nie im Liegen geschleudert hatte.
    Das holte ich nach. Aus dem Handgelenk würde ich es nicht schaffen, so richtete ich mich gedankenschnell auf, stützte mich auf der linken Handfläche des ausgestreckten Arms ab und schleuderte den rechten hoch.
    Als die Hand ungefähr die Höhe der Schulter erreicht hatte, ließ ich den Bumerang los. Er wurde zu einem blitzenden wirbelnden Etwas, das wie ein scharfes Beil meinem Gegner entgegenraste und schräg in die Stelle hineinschnitt, wo der Kopf auf dem Körper wuchs.
    Ein herrlicher Treffer, der mir hoffentlich auch den Sieg brachte. Zusehen konnte ich nicht, denn ich rollte mich rasch zur Seite, blieb mit dem Gesicht im feuchten Gras liegen und hörte rechts und links von mir zweimal einen dumpfen Aufprall.
    Sekundenlang blieb ich in der Haltung, dann drückte ich mich hoch und drehte den Kopf. Zuerst nach rechts. Da lag der Feuerleichen-Torso!
    Schwarz war er zwar noch, aber seine Form hatte sich verändert. Er erinnerte mich an zerlaufenen Teer, war wesentlich breiter geworden und hatte einen länglichen See gebildet. Keine Gefahr mehr. Als mein Blick auf die linke Seite fiel, sah ich auch den Kopf. Der Bumerang hatte ihn sauber vom Rumpf getrennt. Auch die Schädelform hatte sich in der Zwischenzeit verändert. Sie zerlief ebenfalls sehr langsam und erinnerte mich an einen stinkenden Sirup, der allmählich in das Erdreich einsickerte.
    Die dünnen Rauchwolken, die über dem Torso lagen, reizten mich zum Husten, und ich hustete auch noch, als ich mich in die Höhe stemmte und beide Hände gegen die Wangen presste.
    »Du wirst doch nicht lungenkrank?« Suko fragte dies, grinste mich an und übergab mir meinen Bumerang, den er aufgehoben hatte.
    »Danke.« Ich wog die Waffe in der Hand, schaute an meinen Freunden vorbei und suchte die Stelle ab, wo ich die zweite Feuerleiche zusammen mit den anderen hatte stehen sehen. Nur mehr dunkle Lachen auf dem Boden zeugten davon, dass sie einmal existiert und Angst sowie Schrecken verbreitet hatte.
    »Die Peitsche«, erklärte Suko und grinste dabei.
    »Dann hätten wir es fast«, kommentierte ich.
    »Und was meinst du mit fast?«
    Ich drehte mich auf Sukos Frage hin um und deutete auf die Feuersäule mit dem Gesicht Luzifers darin. Auch die drei Freunde starrten in diese Richtung, und ich glaubte erkennen zu können, dass sich das Gesicht verändert hatte. Es war zwar nicht böser geworden, das ging nicht mehr, eher wissender und heimtückischer.
    Ein Frösteln überlief mich, als ich flüsterte: »Verdammt, Freunde, da steht uns noch einiges bevor.«
    »Und nicht nur von ihm!« sagte Sheila.
    »Wie meinst du das?« Bills Stimme klang besorgt.
    Sheila schaute sich um. Sie drückte dabei den Kopf tiefer, als sie flüsterte: »Ich glaube, er kommt!«
    »Uriel?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Und?« wollte Bill wissen. »Was ist denn? Wie wird er sich verhalten? Hast du Kontakt?«
    Sheila nickte, während sie immer blasser wurde. »Ich glaube, er wird sich gegen uns stellen.«
    Jeder von uns hatte eine Antwort auf der Zunge, aber keiner kam dazu, sie auszusprechen, denn dicht vor der Insel entstand plötzlich eine gewaltige Flammenwand, die die Breite des Flusses einnahm. Im Zentrum der lodernden Hölle sahen wir ihn. Uriel, den Flammenengel!
    Die Themse brannte! Es war ein gewaltiges Bild, das mich, dies gab ich ehrlich zu, faszinierte. Es war die so oft erlebte und zitierte Faszination des Schreckens, die mich schlagartig überfallen hatte, als ich das gewaltige Bild sah.
    Ich kam mir auf einmal vor wie in einem Kino, während eine Szene aus der tiefsten Hölle gezeigt wurde. So erhebend und gleichzeitig furchteinflößend.
    Ohne es eigentlich zu wollen, waren wir zurückgegangen, kamen uns im Vergleich zu den himmelhoch zuckenden Flammen klein und hilflos vor und sahen auch den Engel, der sich mehrmals vergrößert hatte und der Flammenhöhe in nichts nachstand. Als imposante Erscheinung war er aufgetreten, und er hielt mit der rechten Hand den Griff seines flammenden Schwertes umklammert, dessen Spitze nach unten wies. Und ich sah noch etwas. Mein Kreuz!
    Uriel hatte es tatsächlich gewagt und es sich um den Hals gehängt, aber auch mein Kreuz zeigte sich verändert. Größenmäßig hatte es sich den Maßen des Engels angepasst.
    Es strahlte. Rötlich und silberfarben, wobei es eine Stelle gab, die alles andere übertraf.
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