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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron
Autoren: Carl Hanser Verlag
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stießen zusammen, bei anderen wurden die Netze gekappt und ins Meer geworfen, und bei den meisten versuchten die Steuerleute viel zu hektisch, die Boote auf Gegenkurs zu bringen.
    Noch während Hannez sich fragte, welcher Wahnsinn seine Freunde ergriffen haben mochte, sah er schwarze Rümpfe über der Kimm auftauchen, die schnell größer wurden. In diesem Augenblick schien das Blut in seinen Adern zu Eis zu erstarren. Galeeren aus Gurrland drangen in ihre Gewässer vor!
    »Diese Schufte! Sie sind dem Licht des Schwarms gefolgt und haben uns aufgelauert. Ilyna sei den armen Hunden gnädig.« Seine letzten Worte galten den vordersten Booten, die keine Chance hatten, den schwarzen Schiffen zu entkommen. Selbst auf diese Entfernung sah Hannez, dass die schwarzen Ruder wie von einem einzigen Mann geführt in die Wellen stachen und den Galeereneine Geschwindigkeit verliehen, die ein Fischerboot nur bei einer raumen Brise erreichen konnte. Doch so, wie der Wind stand, mussten die Fischer erst wenden und dann kreuzen.
    »Die Leine ist durchgeschossen!«, rief Girdhan von oben herab.
    Hannez vernahm Panik in seiner Stimme, doch anders als er oder Kip war der Junge angesichts der feindlichen Flotte nicht vor Angst erstarrt, sondern hatte fieberhaft weitergearbeitet. Sein Beispiel brachte Hannez dazu, sich zu schütteln und ebenfalls zuzupacken.
    »Große Blaue Göttin Ilyna, hilf uns! Lass nicht zu, dass die Kinder diesen Ungeheuern zum Opfer fallen«, betete er, während er Kip an die Pinne schob und in fieberhafter Eile das Segel aufzog. Er stellte sich Meraneh vor, deren greise Mutter und die kleine Mera, die an Girdhan hingen wie an einem Sohn oder Bruder. Was würden sie sagen, wenn der Junge nicht mehr zurückkam? Auch Kips Familie würde um ihren Jüngsten trauern, obwohl die älteren Brüder meist über ihn schimpften oder spotteten.
    Kip schrie auf, als habe ihn jemand getreten. »Hannez, schau! Die Gurrländer kapern die Unsrigen nicht einmal, sondern fahren einfach über sie hinweg!«
    Hannez kontrollierte jeden einzelnen Knoten. Dann übernahm er Kips Platz an der Steuerpinne und wies die beiden Jungen an, Netze und Fässer über Bord zu werfen und jedes Teil, das sonst noch herumlag.
    »Ich weiß nicht, ob wir es schaffen. Aber ich tue mein Möglichstes!«, versprach er sich und den Kindern, als er die Ruderpinne nach steuerbord drückte. Für ein paar Augenblicke flatterte das Segel nutzlos im Wind. Als es ihn wieder einfing, begann das Boot, Fahrt aufzunehmen.
    Hannez machte nicht den Fehler, sofort auf Gegenkurs zu gehen und dabei wieder an Geschwindigkeit zu verlieren, sondern hielt sein Boot so scharf am Wind, wie er es verantworten konnte. Dadurch kam er noch näher an die Schwarzen Galeeren heran.Doch deren Besatzung achtete nicht auf ein einzelnes Schiffchen am Rand des Geschehens, sondern machte Jagd auf das Gros der Fischerflotte. Einige Boote wurden von den Rammspornen durchschnitten wie von einem Messer, andere einfach unter Wasser gedrückt. Jedes Boot riss Freunde und Nachbarn mit sich in die Tiefe, die nun nie mehr nach Ilynrah zurückkehren würden.
    Hannez musste die Zähne zusammenbeißen, um sein Entsetzen und seine Wut nicht laut hinauszuschreien. »Die Flotte der Königin hätte längst etwas gegen die Gurrländer unternehmen sollen!«, entfuhr es ihm. Doch im Grunde war ihm klar, dass die eigenen Schiffe gegen diese Tötungsmaschinen keine Chance hatten.
    Im gleichen Moment jubelte Kip, der auf den Mast geklettert war, auf. »Die Unseren kommen! Da sind die ›Ilna I.‹, die ›Evorda‹, die ›Teglir‹ und die ›Trymai‹! Sie werden es diesen Gurrländern zeigen!«
    Jetzt sah auch Hannez die eigenen Schiffe über der Kimm auftauchen. Trotz der hohen Masten und der sich bauschenden blauen Segel wirkten sie winzig im Vergleich zu den riesigen, schwarz gestrichenen Galeeren. Als die Gurrländer die blaue Flotte bemerkten, schossen sie mit Feuerkugeln auf die letzten Fischerboote in ihrer Nähe und bildeten gleichzeitig eine Angriffslinie gegen die Kriegsschiffe aus Ilyndhir.
    »Möge die Blaue Göttin mit den Unsrigen sein!« Hannez konnte sich vorstellen, welche Verwüstungen die schwarzen Rammsporne bei den eigenen Schiffen anrichten würden, und drehte dem Geschehen den Rücken zu. Er wollte nichts von dem Blutbad sehen, das sich nun hinter ihnen abspielen musste. Ihm, den beiden Kindern und einem weiteren Fischerboot, das bei der Hatz auf die Goldgarnelen zurückgeblieben war, bot
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