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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Autoren: Remy Unmensch
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verborgen von den unendlichen Weiten. „Es wird nicht gut enden“ ,
sagte sie. „ Einsamkeit,
eine alte Schuld und viel, viel zu viel Macht.“
    Ein
anderer Aspekt offenbarte sich ihr mit ungekannter Heftigkeit und
Deutlichkeit. „ Der
Retter der Welt, die letzte Hoffnung. Die allerletzte Hoffnung.“ Das war wichtig, selbst für eine Ilfe wie sie war dieses
Schicksal von allerhöchster Bedeutsamkeit. Es zog sie zu sich,
hielt sie fest. Sie musste folgen und so suchten ihre Augen weiter,
tiefer.
    Ihr
Lehrer nickte langsam und lenkte ihren Blick auf die anderen, die
alten Sterne. „ Wieso?“ ,
fragte etwas in ihr. „ Es
ist alles vergangen, alles vorbei... Asche.“
    Der
Alte blickte sie tadelnd an.
    „ Ilfen
sehen alles, nah oder fern. Was nützt es, zwischen neu und alt
zu unterscheiden. Was für einen Unterschied macht es für
uns?“
    Doch
in Yres Geist begann sich eine Wand zu formen. Das Vergangene und das
Kommende, wer konnte sagen, dass das Kommende nichts für ihr
Volk bereit hielt?
    Innerlich
zuckte sie unter dem Gedanken zusammen. Die Worte ihres Lehrers waren
die ihres Volkes und sie kannte sie gut.„ Beobachter,
Wissende... es macht keinen Unterschied... für uns.“
    Und
wieder versuchte ihr Geist ein Gesicht zu finden, das zu dem Einsamen
passte, der heute oder morgen für diese Welt von so großer
Bedeutung sein würde. Der Retter der Welt.

    Brav
konzentrierte sie sich schließlich auf die leuchtenden Punkte
vor sich. Ein großer Mann, ein grausamer Mann. Vermutlich ein
König, er starb. Im Feuer. Wo sonst?
    Und
brav teilte sie ihrem Lehrer alles mit, was sie sah, und er nickte
ihr zufrieden zu.
    Irrelevant ,
sagte ihr Geist, ungehört von dem Lehrer, er
ist tot, Asche, Staub- Wir könnten ihn gerade jetzt atmen, wie
wir so in all dem Dreck stehen.

    Als
der Himmel blasser wurde und der Dreck unter ihnen eine rosa Färbung
annahm kehrten sie zurück in die Sicherheit ihrer marmornen
Wände. Yre hatte bis zum Schluss, immer wenn ihr Lehrer nicht
hinsah, nach dem neuen Leben Ausschau gehalten, doch die Sterne gaben
ihr nicht die Antworten, die sie sich wünschte.

    Das
Graubraun des Drecks unter ihnen war einem Rostrot gewichen, und
schließlich war da nichts weiter als Grau. Yre hatte gewartet.
Sie hatte die Sonne untergehen sehen, die ihnen stets den Blick auf
alles wichtige verdeckte und hob nun den Kopf. Die ersten Sterne, die
ihr erschienen, waren die alten, wie üblich.
    Es
sollte noch eine ganze Weile dauern, bis das kleine Sternensystem
sich ihr offenbarte, das sie schon die Nächte vorher so
gefesselt hatte.
    Doch
diese Nacht sollte es ihr schwerfallen, sich ganz den Lichtern oben
zu widmen. Diese Nacht wurde sie in der Lichtsprache ihres Volkes
unterrichtet.
    Natürlich
verließen Ilfen ihre Türme nie. Sie wurden hier geboren,
sie starben hier. Es gab nur eine Möglichkeit mit ihren
Verwandten in anderen Türmen zu kommunizieren, dies war eine
runde Scheibe aus Kristall, die auf jedem ihrer Türme stand.
    Das
gebündelte Licht des Mondes reichte weit, wenn man wusste, wie
man die Scheibe auszurichten hatte.
    Yre
hatte schon oft zugesehen, wie die Älteren kurze Abfolgen von
Lichtblitzen in die Weite sandten, mal ebenso kurze, mal längere
Lichter im Gegenzug erhielten, und danach wussten alle, was in den
anderen Türmen vor sich ging.
    Der
kleinen Ilfe war dies immer wie ein Rätsel vorgekommen, heute
sollte sie endlich lernen, wie diese Sprache funktionierte.
    Ihre
Mutter übernahm diese Aufgabe selbst. Sie war die Meisterin der
Lichtsprache auf Ygrun und als solche war es nur gut und richtig,
dass sie dieses so wichtige Wissen weiter gab.
    Die
Sprache zu lernen war nicht schwer. Konzentration war alles, was es
brauchte, um in dem flackernden Licht Muster und Wellen auszumachen
und diesen Bedeutungen zuzuweisen. Yre lernte. Doch das, was die
anderen Türme ihnen mitzuteilen hatten, neue Dinge, die sie in
den Sternen gefunden hatten, irritierten Yre.
    Das
Wissen war abstrakt wie nie. Sicher, Irrtum musste um jeden Willen
vermieden werden. Aber war es denn besser, sich von den
verschwommenen Botschaften aus Licht eine Grenze setzen zu lassen?
„ Gibt
es nichts Sicheres?“ ,
fragte Yre und erntete Unverständnis.
    „ Unser
Wissen liegt in uns, die Sterne helfen uns, es zu sehen. Was meinst
du, Kind?“
    Yre
wusste um die Weltlichkeit ihrer Gedanken und sprach dennoch.
    „ Das
Wissen, das die Sterne uns geben können, ist so frei, abstrakt.
Es ist leicht, sich in die Irre führen zu
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