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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Autoren: Remy Unmensch
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senkten betreten die Köpfe.
    "Also,
worum geht es?"
    Der
Fremde schob sich mit dem Fuß einen Hocker an den Tisch und
setzte sich neben das blasse, fürchterlich verängstigte
Mädchen, das eben noch spitz aufgeschrien hatte. Die Hände,
mit denen sie ihren Steinbecher umklammert hielt, bebten. Es
erinnerte ihn an den verkrampften Griff des Jungen, den er mit Gewalt
vom Griff des Schwertes gelöst hatte. Das musste sie sein, sein Grund sich dämlich grinsend in den Tod zu stürzen.
Nun fixierte sie ihn mit ihrem tränenverhangenen Blick, die
schmalen, blassgrauen Augen angstvoll aufgerissen. Sie wollte eine
Bestätigung, Sicherheit. "Er ist tot.", brachte der
Fremde nur hervor. Sollte er Mitgefühl zeigen? Triumph? Der
Andere hatte ihn angegriffen.
    Er
riss sich, nicht ohne einen Anflug von Mitleid, vom Anblick ihrer
zitternden Lippen los und suchte den Blick des Mannes, der scheinbar
die Entscheidungen traf und ihn nun mit hohlem Blick betrachtete,
abschätzte.
    "Wir
dulden keine Männer unter unserem Dach, die einen aus unserer
Mitte ermordet haben.", sagte er nun langsam.
    Sie
beide wussten, dass dies eine Formalität war, nichts weiter.
    "Er
hat mich angegriffen.", sagte der Fremde dennoch und hasste den
verteidigenden Unterton in seiner Stimme.
    Der
Meute hier war es gleich. Er war derjenige, der ihren eigenen Haus-
und Hofsöldner getötet hatte. Jetzt standen sie ohne
Wachhund da und waren wieder auf solche wie ihn angewiesen, die nicht
erst versuchten so zu tun, als seien sie ein Teil der Gemeinschaft.
    Die
Blicke, die ihn trafen, trugen den Hass und die Verachtung von
Angehörigen in sich, sie taten tatsächlich so, als sei er
einer der ihren gewesen.
    Also
schüttelte der Fremde nur irritiert den Kopf und sah seinen
Gegenüber erwartungsvoll an, dieser wand sich auf seinem Hocker.
Wie er diese Spiele hasste, das Resultat war doch immer das selbe und
sie alle wussten das. Sie brauchten ihn.
    "Es
ist mir nicht recht, dass du neben meiner Tochter sitzt. Er war
ihr...", der Ältere seufzte und wandte sich ab,
hilfesuchend.
    Der
Fremde schenkte dem Mädchen neben sich ein Lächeln. Sie war
hübsch, auf eine schrecklich zarte und verletzliche Art und
Weise. Kaum ein Wunder, dass sie einen dahergelaufenen Söldner
einem der Fischerjungen aus ihrem eigenen Dorf vorgezogen hatte, ein
Ding wie sie suchte Schutz. Selbst jetzt huschte ihr Blick über
die stärkeren der Männer im Raum.
    Ich
bin der Stärkste hier, hör auf zu suchen .
    Er
machte keine Anstalten aufzustehen.
    "Was
dir recht ist oder nicht ist mir egal. Was kann ich für euch
tun?"
    Dem
Mann bebten die Hände vor Wut, schnell zog er sie vom Tisch und
versuchte dem Blick des Fremden standzuhalten. Er hasste diese Situation. Hasste, auf den Mann angewiesen zu sein, den er
nicht unter seinem Dach wollte. Aber
dem anderen hast du deine Tochter entgegen geworfen.
    "P-Plünderer."
    "Sag
mir wo und ich erledige sie gleich morgen früh."
    Je
schneller er hier weg kam, umso besser. In den Blicken, die man ihm
zuwarf, lag das Versprechen eines Messers an der Kehle, wenn er nicht
aufpasste.
    "Wir
wissen nicht, wo sie sind. Wenn wir das wüssten, bräuchten
wir keinen von euch in unserem Dorf, tagein tagaus."
    Der
Fremde lachte laut auf, das Mädchen neben ihm zuckte zusammen,
als hätte man sie geschlagen. Nun hatten sie ihm doch bestätigt,
was er längst wusste. Der Andere, nichts als ein geduldetes
Übel, sein Preis ein Mädchen und ein Versprechen von
Akzeptanz. Dummer
Junge .
    Er
beschloss es auf sich beruhen zu lassen, ignorierte es. Je schneller
er hier raus kam-
    "Wann
waren sie das letzte mal hier?"
    "Über
einen Monat her. Es müsste bald wieder so weit sein."
    "Dann
werde ich wohl ein paar Tage bleiben müssen.", verkündete
der Fremde schließlich, unwillig, doch ein paar Tage mit
gesicherter Verpflegung taten möglicherweise selbst ihm ganz
gut.
    Sein
Gegenüber schluckte schwer, irgendwo hinten wurde ein Jungspund
von einigen älteren, weiseren Männern zurückgehalten.
    "Wir
haben hier oben einen Raum für... Gäste.", er wies
links von sich, wo neben der Theke mit der alten Wirtin dahinter eine
Treppe nach oben führte.
    Der
Fremde nickte nur, stumm das Angebot annehmend, und zog sich zurück.

    Er
wachte auf, als die Kälte des Morgennebels ihre Finger nach ihm
ausstreckte. Sein Umhang, unter dem er schlief, hielt kaum noch warm
und als er widerwillig die Augen aufschlug, sah er seinen Atem als
Dunst in der Luft schweben. Die Sonne war noch nicht
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