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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Autoren: Remy Unmensch
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gehoben.
    Ein
verirrter Sonnenstrahl fand seinen Weg durch die Aschewolken am
Himmel und ließ die Klinge aufleuchten wie schwarzes Feuer.
    Dem
nächsten Hieb wich der Fremde aus, der Junge verlor zunehmend
Kontrolle über seine Waffe und einen Wimpernschlag später
auch die, über seine Beine, als eine kurze, schartige Klinge aus
gewöhnlichem Eisen sich von unten durch seinen Körper
bohrte und ihn fallen ließ.
    Er
lag noch eine Weile zitternd da, sein Herz pumpte Blut in den Dreck,
auf dem er lag.
    Der
Fremde nahm ihm das Schwert, das er noch immer in der verkrampften
Hand gehalten hatte, ab und brachte es zu Ende.
    Eine
Weile stand er da, auf den Griff seiner neuen Waffe gestützt,
und betrachtete den zerschlagenen Körper des jungen Mannes.
    Er
hatte ihn entwaffnen wollen, seine Überlegenheit demonstrieren.
Doch schien ihm Zurückhaltung im Kampf nicht zu liegen.
Spätestens der Moment, als die Klinge des anderen ihn am Boden
hatte und um ein Haar aufgespießt hätte war es mit
Zurückhaltung vorbei. Man kämpft, um zu überleben,
nicht?
    Leute
wie dieser Junge waren genau so sehr Bedrohung für seine
Existenz wie umgekehrt. Kurz dachte er an die Familie, die zu
behalten der andere sein Leben geopfert hatte, und empfand letzten
Endes doch so etwas wie ein klein wenig Stolz bei dem Gedanken daran,
ihm wenigstens den Tod eines Kämpfers beschert zu haben.
    Du
bist wieder frei .
    Was
hatte er ihn auch angegriffen?
    Kopfschüttelnd
hob er das Schwert und führte vorsichtig ein paar Hiebe aus. Es
lag selbst ihm schwer und träge in der Hand und er musste nach
wenigen Augenblicken seine linke hinzunehmen, um es nicht fallen zu
lassen. Es wog deutlich mehr als seine beiden Kurzschwerter zusammen
und seine Arme waren auf Schnelligkeit trainiert, nicht auf Stärke.
    Dennoch
ging eine seltsame Faszination von der Waffe aus. Kurz blitzte ihm
sein eigenes Spiegelbild entgegen, als er die Klinge in der Hand
drehte. Das Bild gefiel ihm, also nahm er noch den Schultergurt an
sich, sowie den linken, gepanzerten Handschuh des Jungen. Mit ein
wenig Übung konnte er mit dieser Waffe absolut tödlich
werden. Er war nicht so naiv seine alten Schwerter zurückzulassen,
den gleichen Fehler wie der eben Getötete zu begehen, aber eine
so großartige Waffe ignorierte man nicht einfach, wenn sie
einem vor die Füße fiel.
    Schnell
befreite er die Leiche noch von den restlichen Gegenständen von
Wert und machte sich auf den Weg zurück in das kleine Dorf.
Etwas sagte ihm, dass sie seine Hilfe nun gebrauchen konnten und das
wütende Knurren seines Magens war lauter als sein Stolz in
diesem Moment.

    Als
der Fremde das Dorf erreichte war es bereits Nacht geworden. Nur
schemenhaft erkannte er die ärmlichen Lehmbauten, die hier einen
dichten Schutzwall bildend eng aneinandergepresst standen. Auf
einigen der Dächer lagen Netze zum Trocknen und Ausbessern
ausgebreitet und aus dem größten der armseligen Gebäude
wehte dem Fremden der Geruch von gebratenem Fisch entgegen.
    Er
folgte ihm, nicht ohne das neue Schwert auf seinem Rücken gut
sichtbar zurechtzurücken. Sie sollten wissen, was er getan
hatte. Es gab nichts, was sie dagegen tun konnten. Er war auf die
Prozedur gefasst. Wut, Anschuldigungen, dann die verdiente Angst,
schließlich würden sie akzeptieren, dass ihnen keine
andere Wahl blieb als ihn um Hilfe zu bitten.
    Als
er die Gaststube betrat schlug ihm eine willkommene Hitze entgegen.
Die Nächte waren kühl geworden. Mit der Hitze kam
Essensgeruch und der Lärm von Menschen am Ende eines
ereignislosen Arbeitstages. Als erstes nahm ihn die alte Wirtin wahr.
Mit einem Schlag wurde es ruhig, niemand wagte als erstes zu
sprechen.
    Schließlich
erbarmte sich einer, ein Fischer mittleren Alters, der ihn wenige
Stunden zuvor abgewiesen hatte.
    "Was
tust du hier?", fragte er mit Nachdruck und zurecht, "Wir
brauchen hier keinen von euch."
    Angst
schwang in seiner Stimme mit, auch er wusste, dass der andere längst
hätte zurück sein müssen.
    Der
Fremde warf einen flüchtigen Blick über die Schulter, auf
den mit Leder umwickelten Griff des Schwertes, niemand schien es zu
kennen. Sei's drum.
    "Euer
kleiner Soldat hat sich überschätzt. Ihr braucht mich."
    Einen
Moment lang herrschte Stille, dann heulte eine Frau auf, ein Raunen
ging durch den Raum.
    "Wir
brauchen niemanden!", rief einer, noch jünger, als der
gefallene Kämpfer. Mehrere ältere Männer hießen
ihn schweigen. Sie wussten. Es gefiel ihnen nicht, aber sie wussten
und
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