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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Autoren: Remy Unmensch
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hier
zu wachen.
    Sie
wirkten so winzig neben dem mächtigen Monument, nicht einmal das
Skelett Cyrons konnte den Sitz wirklich ausfüllen.
    Endlich
fand Yre den Mut sich von den Kindern abzuwenden und die bleichen
Knochen näher zu betrachten.
    Auf
dem blanken Schädel hatte sich Rauhreif gebildet und ließ
ihn glitzern wie einen gefallenen Stern. Fehlplatziert wirkte er
hier. War er wirklich...?
    Yre
ließ ihren Blick tiefer in die leeren Augenhöhlen sinken,
suchend.
    Natürlich
fand sie die Alten. Sie hatten ihr Erbe in einen Menschen gepflanzt
und ihn die Zeit überstehen lassen, das Erbe hing noch immer in
seiner Mitte, wie ein leuchtender Ball. Sie fühlte es.
    Kein
Wunder, dass er vom Feuer verschont geblieben war. Das war also der
Plan gewesen.
    Yre
lachte, sie konnte nicht anders.
    Die
Alten hatten die Menschheit auslöschen und durch Cyron eine neue
Ära der Alten ins Leben rufen wollen.
    Was
war der Welt geblieben?
    Ein
Haufen verrückter Menschen, eine handvoll Ilfen auf ihren Türmen
und ein Skelett auf einem Thron.
    Die
Alten hatten versagt.

    Eine
weitere kleine Ewigkeit lang saß Yre vor dem Thron und
betrachtete ihn.
    Sie
verspürte so etwas wie Hass auf die Kinder, eine seltsame Art
von Neid.
    Sie
war nicht die einzige, die ihre Hoffnung in den Feigling gesetzt
hatte. Sie war nicht besser als zwei dreckige, kleine Menschenkinder.
    Es
war fürchterlich ernüchternd.
    Nein ,
sie würde nicht gehen, ohne wenigstens ein wenig Wissen erlangt
zu haben.
    Es
kostete sie alle Kraft sich zu erheben und sich ein weiteres mal Zir
Cyron zu nähern.
    Die
Alten, erzähl mir von ihnen. Ich brauche-
    ...
mehr.
    Sie
ging tiefer, griff nach dem Ball aus Licht und zog. Das Erbe, tief in
den Knochen des Mannes vor ihr, war widerwillig, doch schließlich
gab es doch nach.
    Sie
fand pechschwarze Zähne, spitz wie Dolche. Sie fand Hass, von so
elementarer Reinheit, dass es sie beinahe wieder abstieß, doch
sie hielt fest. Das Gefühl der Rache der Alten, das sie in dem
toten Ilf gefunden hatte, hier war es stärker, heftiger. Es war
ein Hass auf alles Lebende, sie empfand Abscheu und Widerwillen bei
dem flüchtigen Gedanken an das weiche, warme Fleisch der
Menschen und ihre kleinen, gemütlichen Leben und beschränkten
Gedankenwelten. Die
Retter der Welt. Einen kurzen Moment lang war sie dieses Wesen, dann riss sie sich los
und fuhr zurück.
    Die
Macht der Empfindungen ließ sie zurück stolpern und
fallen.
    So
lag sie auf dem Boden, den Blick auf das filigrane Stuckwerk der
Decke gerichtet und lachte, lachte schallend.
    Nach
einer Weile stand sie auf, ein irres Grinsen noch immer auf ihr
Gesicht geheftet, und verließ diesen Ort.
    Sie
kommen.

    Epilog

    Staub
und Asche wirbelten durch die Luft und mit ihnen der Geist eines
Mädchens, das höher aufgestiegen war, als alle anderen vor
ihr.
    Sie
sah eine Welt im Wandel, ihr Werk, sah ihren ehemaligen Verbündeten,
wie er ihr Werk weiterführte. Kupferkönig, sie hatte ihn
unterschätzt.
    Sie
sah ihren Lehrer, ihren Vertrauten, wie er ihre Worte den Novizen
verkündete.
    Und
sie sah den Teufel, wie er zurückkehrte, an Stärke gewann
und ein weiteres mal drohte, sie alle ins Unglück zu stürzen.
Hatte sie es nicht voraus gesagt?
    Akios,
tot.
    Ermordet
durch die Hand des Mannes, dem er den Namen seines toten Bruders
geschenkt hatte. Die Gedankenfetzen, die mit der Asche wirbelten,
waren nicht mehr fähig die Ironie zu sehen. Mitleid war alles
was blieb. Der Zorn, der ewige Drang und der Eifer waren mit den
verkohlten Knochen zurückgeblieben. Eine friedliche Existenz.
Der Leiche inmitten der Schatten in einer kleinen Hütte unweit
des Passberges blieb nicht einmal das. Nichts war aufgestiegen,
nichts entwichen. Das sanfte Seufzen, das Akios im Moment seines
Todes entfahren war, hier war es nicht. Alles was blieb war totes
Fleisch, und sie empfand Mitleid mit dieser armen Seele.

    Yre
stand auf einem Hügel und sah die Asche fliegen, wirbeln und
eins mit Himmel und Erde werden.
    Sie
empfand nichts.
    Alles
was sie wissen wollte hatte sie herausgefunden und sie blickte auf
die Welt, wie sie so still und friedlich vor ihr lag, und sah, dass
sie verdammt waren.
    Sie
sah die Menschen in ihren kleinen Hütten, unter dem schützenden
Flügel eines Ordens von Eiferern, die alles taten, um diese Welt
zu einer besseren zu machen und sie sah, dass sie verdammt waren.
    Sie
sah Kinder, die tot geboren wurden und strampelten und schrien als
seien sie am Leben. Sie sah die Kinder wachsen,
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