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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Autoren: Remy Unmensch
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ihre Pläne
vereitelte, es musste bald geschehen.
    Es
fiel ihr schwerer als sie zugeben mochte, ihren Vertrauten und Freund
weg zu schicken, aber sie hatte sich schon zu lange auf ihn
verlassen. Das hier musste sie allein tun. Schon einmal war aus ihrem
Ungehorsam Großes hervorgegangen. Sie war fest entschlossen,
die Geschichte sich wiederholen zu lassen.
    An
diesem Abend waren die Vorbereitungen schon in vollem Gange.
    Seit
Tagen wurde eifrig Holz zusammengetragen und im Hof gesammelt. An
diesem Tag sollte es geschehen, das Material würde reichen,
dessen war sie sich sicher.
    Einige
Geläuterte schichteten die Dornenzweige in zwei Reihen auf,
verhakten die Äste hoch über ihrem Kopf, sodass ein mehrere
Schritte langer Gang entstand.
    Noch
sah es aus wie eine sehr armselige Hütte, aber wenn sie es erst
einmal anzündeten-
    Jaris
konnte es kaum erwarten.
    Zur
Hervorhebung der Taufe hatte sie erneut ihre dunkelbraune Novizenrobe
angelegt, dies hier war ein Neubeginn und alle sollten es sehen.
    Sie
würde aus dem Feuer hervorgehen als eine höhere Existenz.
Ob es dieses mal bei ihr bleiben würde, das Feuer? Oder würde
es sie bloß erneut in dieser kalten Welt zurücklassen?
Gestärkt zwar, aber kalt. Nein, an so etwas durfte sie nicht
denken. Sie konzentrierte sich lieber auf die Bilder aus ihrer
Vision, die Flammen, die sie begrüßten, wie ein alter
Freund. Die Hitze, die sie umschmeichelte... so würde es werden.
    Als
die Sonne zu sinken begann rief sie ihre Kinder zu sich.
    Sie
erinnerte sich gut an das letzte mal, das sie alle auf dem Hof
versammelt standen. Diese Zusammenkunft würde das traurige
Ereignis der gescheiterten Brennung bei weitem übersteigen, sie
war sich sicher.
    Hinter
ihr wurden die Dornen in Flammen gesetzt, sie hörte das
aggressive Knistern in ihrem Rücken. Spürte, wie die Wärme
an sie heran kroch.
    "Dies
ist ein großer Tag!", verkündete sie, als sie die
Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen hatte.
    "Wir
haben großes vollbracht, die Welt verändert, aber es ist
nicht genug! Ich werde die höchste Taufe vollziehen und euch in
eine bessere Zeit führen!"
    Jubel.
    " Das
Feuer ,
das in uns allen lebt, muss gestärkt werden, es darf nie
erlöschen, sonst sind wir verloren. Darum werde ich euch
teilhaben lassen an meiner Wiedergeburt in den Flammen und gemeinsam werden wir erneut erstarken."
    Die
Blicke, die sie trafen, waren voll Eifer, voll Vorfreude auf das, was
sie ihnen zu zeigen im Begriff war. Das pure Feuer, ihren Gott in Reinform, sollte sie berühren und sie
sollte hervortreten und triumphieren. Es war Zeit.
    Sie
drehte sich um, die Hitze schlug ihr ins Gesicht. Beinahe
einschüchternd, aber sie fegte den Gedanken bei Seite.
    Du
bist kein Kind mehr, das Feuer ist in dir. Hab keine Angst vor seiner
Großartigkeit, es kann dich nicht verletzen.
    Sie
umrundete das lodernde Gerüst und sah ihre Kinder durch die
Flammen. Sie
glauben an mich. Es gab ihr Kraft.
    Als
sie einen weiteren Schritt in Richtung des Feuers tat flammten die
Erinnerungen an die Vision erneut auf, es war genau wie sie es sich
vorgestellt hatte, es war alles richtig.
    Das
Blut rauschte, kochte in ihren Adern und die Hitze, die sich ihr
entgegen warf, lockte sie. Es war ein Test, es war Überwindung,
zweifellos! Niemand hatte gesagt, dass es einfach werden würde.
    Sie
sog ein letztes mal tief die Luft ein und ging den nächsten
Schritt, in die Flammen.
    Gelb
streckte die Finger nach ihrer Robe aus, leckte daran. Schmerz,
richtig. Das gehörte dazu, sagte sie sich. Die
Großartigkeit, die Göttlichkeit betritt deinen Körper,
widersteh dem Schmerz!
    Einen
weiteren Schritt.
    Sie
stand in der Mitte des flammenden Konstrukts, Rauch füllte ihre
Lungen, sie unterdrückte gerade noch ein Husten. Nimm
es in dich auf, alles... keine Angst. Die Rufe ihrer Kinder waren weit entfernt, ihre Gesichter hinter den
Flammen kaum auszumachen.
    Der
Schmerz war kaum noch auszuhalten, als die Flammen ihre Robe
vollkommen verschlangen, doch ihr entwich kein Laut. Der Geruch
brennender Haare stieg ihr in die Nase und im selben Augenblick fiel
ihr der Flammenvorhang ins Gesicht, verging so schnell wie er
gekommen war. Die Hitze testete sie mit voller Macht, sie konnte sich
kaum auf den Beinen halten. Sei
stark, kein Laut wird deine Lippen verlassen... Sie wankte, griff zur Seite und erfasste einen schwelenden
Dornenzweig. Gerade noch hielt sie ihren Fall auf, stolperte und fing
sich. Voll Wunder betrachtete sie ihre Hand, die Haut warf
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