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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Autoren: Remy Unmensch
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Hölle. Alles Leben
brannte, mutierte, zerstörte sich selbst und alles um sich
herum. Die Menschen waren verrückt geworden, in dieser
brennenden Hölle. Der Himmel war verhangen, Asche und Gase
versteckten das einzig schöne, das dieser Welt noch geblieben
war. Die Ilfen fanden es dennoch, sie streckten ihren Geist aus,
suchten und fanden. Silber und Licht und Reinheit, sie mussten es
einfangen, es verstehen. Also bauten sie. Schneeweißer Marmor,
das andere Schöne, das ihnen geblieben war. Ihr Volk verstreute
sich, wo immer der Dreck sich in den Himmel erhob bauten sie,
streckten sich den Sternen entgegen. Bald hatten sie die Erde
vergessen, aus der sie gekrochen waren. Bald hatten sie die Erde
vergessen, auf der noch immer Menschen schrien und starben und
litten. Die Mondkinder, sie hatten ihre eigene Welt aus tiefem
Blauschwarz und feinem Licht.

    Den
Turm an diesem Ort nannten sie Ygrun. Diese Ilfe nannten sie Yre.
Eine junge Existenz, aber eine Ilfe dennoch. Ihr Geist war wach und
offen, die Lehren ihres Volkes alles. An diesem Tag folgte sie einem
Älteren, einem Lehrer, den Turm hinauf. Eine junge Ilfe musste
lernen, die Karten studieren, um in den Sternen lesen zu können.
    Schicksale.
Die von Menschen, die von Ilfen und die von noch größeren
Dingen. Die Wahrheit liegt in den Dingen, und die Dinge sind die
Sterne.
    Die
Ilfen wussten. Ihr Geist war perfekt. Aber nichts in der Welt ist
perfekt, also waren sie verrückt geworden. In einer Welt voller
Wissen, mit der allesumfassenden ,
großen Wahrheit tief in ihrem Geist eingebettet, wie konnten
sie ihre Gedanken noch kontrollieren? Supernoven aus purem Verstand
und alles was sie brauchten war ein kleines Licht. Die Ilfen hatten
einen Weg gefunden. Sie beobachteten. Wenn ihre Silberaugen sich fest
auf ein Ding konzentrierten war es leichter die Wahrheiten abzurufen.
Es war alles in ihrem Kopf, doch der Wahn war allgegenwärtig.
Konzentration. Umleiten der Gedanken, einen Fixpunkt suchen, ihn
festhalten, als wenn das Leben davon abhinge. Das war das wichtigste.
    Die
Ilfe namens Yre kletterte hinter ihrem Lehrer die schmale Steintreppe
hinauf. Die vielen, filigranen Muster in dem Stein fingen ihr Auge,
doch das war für ein anderes mal.
    Heute
war es Licht, das ihre Gedanken fesselte. Sterne, große
Schicksale, epische Schlachten der Vergangenheit und der Zukunft.
Alle lagen sie da, vor ihr ausgebreitet.
    " Verrückte
Tiere... ",
wisperte ihr Lehrer. Sie hörte es in ihrem Kopf, sowie mit ihren
Ohren. Wieso sie die dreckige Luft benutzen sollte, um Töne zu
tragen, verstand sie nicht, aber es war so Brauch in ihrem Volk. Wenn
eins versagte konnte man immer noch auf die andere Methode
zurückgreifen.
    " Menschen. ",
antwortete sie und trat durch die kleine Öffnung hinaus in die
kühle Nachtluft.
    Der
Himmel war klar heute.
    Ihr
Lehrer führte sie an den Rand der Plattform und wies nach unten,
in den Dreck.
    "Was
siehst du?"
    Yre
ließ ihren Blick über die staubigen Hügel unter sich
streifen. Durch die Asche in der Luft waren sie kaum zu erkennen.
    "Nichts
von Interesse."
    Ihr
Lehrer lachte innerlich und wies nach oben.

    Sterne.
Ein, zwei, tausend. Hell und fern, einer heller und ferner als alle
anderen. Eine weiße Hand streckte sich nach ihm aus, griff zu
und erschauerte. Unfassbar .
    "Die
großen Dinge-", wisperte ihr Lehrer und sie verstand.
    Ihr
Geist erblickte die Lichter und in ihr erwachten Leben, Existenzen,
Schicksale. "Großartigkeit im Dasein einzelner Menschen...
so viele."
    Ihr
Lehrer schüttelte langsam den Kopf und sie verstand. Selten.
    Verrückte
Tiere... alle...
    Ilfen
würde sie dort oben nicht finden. Sie waren die Beobachter, die
Wächter. Passiv und wissend, nie handelnd. Das war ihr Anteil an
der Welt.
    Ihr
Wissen war abstrakt, fern wie die Lichter, aus denen sie es bezogen.
Namen und Orte waren bestenfalls angedeutet, aber was spielten die
auch für eine Rolle für die Ilfen? Yre fragte sich oft, wie
ihre Gesichter aussehen und ausgesehen haben mochten. Aber das war
eine dumme Frage und sie stellte sie nie.

    Der
Alte hieß sie liegen, und sie betrachteten. Schnell zeigte sich
der jungen Ilfe ein Schicksal, ein Leben von großer Bedeutung.
Es waren keine hellen Sterne, vermutlich waren sie noch jung. Dies
betraf die Gegenwart, möglicherweise die nahe Zukunft. Es war
schwer zu sagen, was sie faszinierte, doch etwas an diesem schwachen
Licht hielt sie gefangen, ließ sie nicht los, und bald fand sie
weitere Lichtpunkte, noch fast
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