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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Autoren: Remy Unmensch
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her.
    Yre
hatte eine gewisse Sensibilität für seine Seele entwickelt.
Wie genau ihr das gelungen war, war ihr nicht klar. Sie dachte an
Gold und eine alte Verbindung.
    Was
ihr Sorgen machte war das leise Geräusch. So etwas wie ein
flüpp. Eigentlich kein Laut im eigentlichen Sinne. Das Gefühl,
wenn man eine Kerze auslöscht. Nicht ausbläst, es gab kein
Flackern, keinen Rauch, kein gar nichts. Es war schneller, abrupter
und absolut unspektakulär. Wie jemand, der im Vorbeigehen mit
Zeigefinger und Daumen den Docht umschließt und innerhalb des
Bruchteils einer Sekunde die Flamme verschwinden lässt. So ein
Gefühl war das. Sie konnte es sich nicht weiter erklären.
Das Schicksal, dem sie folgte, brachte ihr neue Erkenntnisse, beinahe
jeden Tag vervollständigte sich das Bild. Es machte keinen Sinn,
was sie nun in dieser ärmlichen Hütte sah.
    Leichen.
Die meisten sahen so aus, als seien sie schon lange tot. Aber ihre
Erfahrung sagte ihr, dass sie auch lebendig nicht viel besser
ausgesehen hatten.
    Wilde.
    Der
Mann, der hinten an die Wand gelehnt hing, versetzte ihr einen
Schock. Sie hatte gewusst, dass sie ihn wiedersehen würde. Es
war Schicksal, nicht?
    Er
mochte einige Tage tot sein. Sie erinnerte sich, wie ihre Füße
wie von selbst diesen Weg gewählt hatten.
    Dünn
war er geworden, und sein Gesicht war übersät mit alten
Narben und dem Brandmal des Ordens. War er geheilt worden? Die Dornen
aus seinem Fleisch gebrannt?
    "Wer
bist du?", fragte sie in die Stille und hörte ihre Stimme
brechen, ihre Augen sich mit Tränen füllen.
    "Du
hast mir deinen Namen nicht genannt.", flüsterte sie.
    Er
war tot, verschwunden. Vor ihr lag ein leerer Körper, der sein
Gesicht trug. Sie mit toten Augen anblickte, die einmal ihm gehört
hatten.
    Voller
Angst und Wut waren sie immer gewesen, sie erinnerte sich an den
Anblick. Jetzt schwiegen diese Augen. Sie sah keinen Frieden, keine
Ruhe in ihnen. Nur nichts.
    Niemand.
    Eine
namenlose Leiche.
    Plötzlich
wurde sie wütend, ein neues Gefühl.
    "Ich
wollte dich doch nur verstehen!"
    Gerade
noch hielt sie sich davon ab den leblosen Körper zu treten.
    "Wieso
seid ihr Menschen denn so dumm... das macht keinen Sinn, das macht
alles keinen Sinn..."
    Sie
schluchzte auf, der Gedanke an Tod war zu abstrakt, zu unfassbar.
Oder war es Verlust, den sie spürte?
    Die
Überreste vor ihr hatten den einen Mann beherbergt, den sie nie
verstanden hatte. Es war irritierend, dass man ihr jetzt die
Möglichkeit für immer genommen hatte. Sie würde ihn
nie verstehen, ein ewiges Mysterium. Nie war kein Wort, das ihr
sonderlich lag. Die Ungreifbarkeit dieses Wortes machte sie beinahe
rasend.
    So
zwischen Mitleid für das Leben des Mannes und Wut über sein
dummes, dummes Ableben schwankend verließ sie die Hütte.
Was machte es für einen Sinn noch weiter totes Fleisch zu
bestaunen, es war leer, zu Ende, aus.

    Da
war kein Frieden, das war kein ewiger Schlaf. Das war Tod und sie
verstand es nicht.

    X –
Endzeit

    Eins
– Feuertaufe

    Ein
Meer aus Hitze und Licht ließ sie den Atem anhalten, Orange und
Gelb und Rot leckte über ihre Haut, flackerte und spielte mit
ihr. Das Knistern war ohrenbetäubend, die Hitze vollkommen.
Schweiß rann in Sturzbächen ihren Körper hinab und
als sie ihren Mund öffnete um es alles in sich aufzusaugen
verschlug ihr der Geschmack nach purem Feuer beinahe erneut den Atem.
Sie keuchte, versuchte sich an die Kehle zu greifen und ihre Hände
glitten durch das gleißende Weiß, als sei es nichts.
Hellblaue Krönchen saßen auf den unzähligen Flämmchen
die sie umtanzten, nach ihr griffen, und sie spürte, wie das Mal
auf ihrer Kehle hell rot aufglühte und sie mit einem neuen
Gefühl der Heiligkeit durchdrang.
    Dann
war es vorbei. Kalt und dunkel war die Welt, in die man sie setzte.
Ihr Bett schien ihr noch härter als sonst und die Kontraste
schienen zu verschwimmen.
    Nichts
bewegte sich, nichts flackerte. Das Bild stand und mit ihm stand sie
still. Die Welt schien wie eingefroren, in dieser Normalität in
der sie ihr Traum zurückließ.
    Alles
was sie hörte war ihr Atem, der ihr kalt und schwer in der Kehle
hing. Frustriert seufzte sie auf, als die Realität über sie
hereinbrach, und mit ihr die Erinnerungen an die Geschehnisse der
letzten Tage.

    Es
war passiert.
    Sie
hatte es von Anfang an gesagt- Nein. Sie hatte es sagen wollen, aber
Akios hatte sie überzeugt zu vertrauen.
    Schwachsinn!
Sie war wütend. Wütend auf Akios, wütend auf sich, am
wütendsten
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