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Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Autoren: Remy Unmensch
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glänzende
Blasen und das Fleisch begann an einer Stelle abzufallen. Es
ist stark, sein Test ist stark... Sie scholt sich innerlich, genau das hatte sie doch erwartet, jetzt
hieß es stark sein, nicht schreien, bloß nicht schreien.
Du bist ihre Anführerin, sei stark.
    Äste
fielen jetzt aus dem Gerüst und trafen sie, sie hielt den Blick
starr nach vorne gerichtet. Wenn
ich jetzt nach unten sehe- Sie spürte, wie ihre Haut krebsrot wurde und Blasen warf. Ihre
Hand, die durch die Hitze glitt kam ihr ins Gedächtnis. Eine
Vision, eine Prophezeiung.
    " Komm! ",
schrie sie, " Erfüll
mich! "
    Die
Luft brannte in ihrem Rachen, erfüllte sie mit Schmerz. Blut
pumpte durch ihren Körper und sie spürte die Kraft, die sie
durchströmte.
    Dann
ließ der Schmerz nach. Er war noch immer da, aber ihr Geist war
hellwach und über all dem. Transzendental, über allem! Sie
atmete den Schmerz, bei jedem Zug. Schwindel ergriff Besitz von ihr. Ja! Ihr Kopf wurde leicht, alles wurde leicht. Die Farben verschwammen,
ihre Orange, Gelb, Rot. Weiß nahm ihren Platz ein. Dann brachen
ihre Beine weg, sie stürzte. Die Hitze des Bodens war
unbeschreiblich, es schmerzte kaum noch. Über sich sah sie die
Flammen lodern, hörte ihr Brüllen und Kreischen. Das Gerüst
wankte, immer mehr Äste stürzten auf sie hinunter. Kommt
nur, erfüllt mich-
    Sie
empfing das Feuer, mehr Hitze, mehr Licht, mehr Schmerz. Sie sah sich
unter den brennenden Ästen liegen, ein Lächeln auf dem
verbrannten Gesicht. Aller Schmerz war gewichen, eine tiefe
Heiligkeit hatte sie erfüllt. Eins ihrer Augen war mit einem
Zischen geplatzt, die Flüssigkeit rann ihre Wange hinunter und
verdampfte beinahe sofort. Die Flammen schlugen noch immer hoch,
voller Wut und Eifer. Sie stieg höher, eins mit dem Rauch,
hinauf in den dunkelroten Himmel. Sie verging, wie die grauen
Schwaden mit denen sie aufgestiegen war, und war nicht mehr.

    Vier
– Yre und das Erbe ihres Volkes

    Die
Spiegelwüste mit ihren eisigen Weiten aus spiegelndem Sand und
ihren Winden, die die Kälte tief in den Körper trieben und
alle Hoffnung auf Wärme im Keim erstickten, das war ihr bislang
größter Test. Die grausamen Ebenen hatten sie unerbittlich
geprüft, doch Yre hatte allem widerstanden, was sie ihr entgegen
schleuderten.
    Sie
hatte aufgehört die Tage zu zählen. Was machte es schon
aus. Die Sterne sah sie hier selten. Doch wenn die Sand- und
Schneestürme einmal nachließen, dann sah sie sie so klar
wie lange nicht. Klarer noch, als daheim von ihrem Turm aus.
Abertausende Brillanten glitzerten ihr von dem pechschwarzen Himmel
entgegen, erzählten ihr Geschichten, neue und alte, und luden
sie ein, sich doch einfach auf den Rücken zu legen und in sie
einzutauchen.
    Doch
Yre hatte widerstanden und war weitergegangen. Danach erlaubte sie
sich kaum noch einen flüchtigen Blick in das funkelnde Meer über
sich, zu groß war die Versuchung.
    Die
Zeit, die sie in der Wüste verbracht hat, war so lang wie
tausend Leben. Menschen mochten geboren und wieder gestorben sein,
Dynastien empor gestiegen und wieder zu Staub zerfallen. Ewigkeiten
waren ins Land gegangen, als Yre sich mitten in einem Schneesturm
plötzlich vor einer bröckelnden Mauer aus dunklem Stein
wiederfand.
    Wie
in Trance schritt sie durch die alten Gemäuer, stolperte über
gefallene Konstrukte. Einmal trat sie gegen eine der mächtigen
Glocken, die mit ihrem Gebäude gestürzt war und der Klang
schmetterte durch die Geisterstadt wie Donner.
    Kurz
bildete Yre sich sogar ein, dass der Schneesturm von dem Schall
gebrochen wurde und abflaute, doch das musste Einbildung sein.
    Eine
weitere Ewigkeit, in der sie durch die Trümmer irrte, verging,
bis sie endlich ihr Ziel erreicht zuhaben schien.
    Just
in dem Moment verging der Sturm tatsächlich und gewährte
ihr einen grausamen Blick in den Burggraben mit seinen Bergen aus
Knochen.
    Totes
Material, sonst nichts ,
sagte sie sich und schritt mutig voran, hinein in die mächtige
Burg, die noch immer ein beeindruckendes Bild abgab.
    Sie
fand ihren Weg durch Gänge und Korridore und schließlich
stand sie vor dem Ziel ihrer Reise.
    Wie
den Kindern vor ihr zeigten sich Illusionen und Träume einer
früheren Zeit, fast hörte sie Zir Cyron zu ihr sprechen,
doch sie wusste, dass es Traum war und schüttelte es ab.
    Am
Fuß des Thrones hockten zwei Gestalten, erfroren. Ihre
Gesichter zeigten keinen Frieden, sie schienen leer.
    Verwesung
fand hier nicht statt, sie waren verdammt Ewigkeit um Ewigkeit
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