Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Der Feigling im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Feigling im Dunkeln (German Edition)
Autoren: Remy Unmensch
Vom Netzwerk:
lange
aufgegangen, ein seltsames Halblicht erfüllte die kleine Kammer,
in der er die Nacht verbracht hatte. Zeit aufzustehen, sagte er sich.
Ein wenig Bewegung würde schon wieder Wärme in seine
Glieder bringen und seit er gestern seinen Kampf gewonnen hatte,
hatte ihn sein neues Schwert gereizt. Sieh,
was du mit mir anstellen kannst. Zeig mir, dass du meiner würdig
bist. Der mit Leder umwickelte Griff lockte ihn, reizte ihn. Also schwang
er sich nicht ohne Überwindung von seiner Schlafstatt hoch und
begann, seine Rüstung anzulegen. Hier in diesem Dorf sollte er
keinen Moment lang Schwäche zeigen. Jeder Anflug von
Verletzlichkeit könnte sein Ende bedeuten.

    Die
Sonne stand hoch am Himmel als der Fremde aufgab und sich erschöpft
zu Boden sinken ließ.
    Nicht
lange nachdem er aufgestanden war und sein Training begonnen hatte
war die Welt um ihn herum erwacht. Fischer waren losgezogen, um ihren
ersten Fang für den Tag an Land zu ziehen, ihre Frauen machten
sich an die Feldarbeit oder flickten zurückgelassene Netze.
Lauter wurde es außerdem. Der Schäfer hatte seine
spärliche Herde zurück ins Dorf getrieben, wo sie nun an
den mickrigen Halmen knabberten, die hier und da am Fuß der
Lehmhütten sprossen.
    Den
Fremden hatte niemand gewagt zu stören. Ob ihr eigener kleiner
Söldner jemals im Dorf trainiert hatte? Er wusste um die
beeindruckende Wirkung des Schwertes, das er zu kontrollieren
gesuchte. Er fieberte dem Tag entgegen, an dem er es tatsächlich
meistern und seine Gegner in Angst und Schrecken versetzen würde.
Aber der müde Schmerz in seinem rechten Arm sagte ihm, dass es
bis dahin noch eine Weile dauern würde.

    Er
verbrachte den Rest des Tages damit, die Umgebung ein wenig zu
erkunden, einladende Schwachstellen in dem Aufbau des Dorfes
ausfindig zu machen und sich mögliche Verteidigungsstrategien zu
überlegen. Niemand hatte ihm genau sagen können, wie viele
Männer er erwarten sollte. Angeblich waren es nie mehr Plünderer
als Dorfbewohner gewesen, was in den Augen des Fremden nicht
sonderlich optimistisch klang.
    Gegen
Abend schienen die meisten sich mit dem Gedanken angefreundet zu
haben, dass er jetzt bei ihnen lebte, und so protestierte kaum noch
einer, als er wie die heimkehrenden Fischer seine Mahlzeit forderte.
Niemand hatte heute Angst haben müssen und Sicherheit hatte
ihren Preis.

    Es
sollte noch einige Tage dauern, bis seine tatsächliche
Fähigkeit, dem Dorf Sicherheit zu geben, auf den Prüfstand
gestellt werden würde.
    Sie
kamen in der Nacht und sie kamen nicht lautlos. Ein Problem dieser
Banden von Plünderern war schon immer ihre Siegessicherheit
gewesen. Sicher, sie erwarteten Widerstand. Sie werden das Dorf
ausgekundschaftet haben, ihn gesehen haben. Aber er war nur einer,
sie waren viele.
    Der
Fremde wurde wach, als sie in das Dorf marschiert kamen und sich
lauthals ankündigten. Das Grölen und Rufen klang nach
mindestens zehn Männern und Frauen.
    Die
letzten Tage hatte er in seiner Rüstung geschlafen, nicht nur in
Hinblick auf den nahenden Übergriff, und so dauerte es nur
wenige Augenblicke bevor er, Schwerter in der Hand, das Gasthaus
verließ, seinen Gegnern entgegen.
    Er
zählte sieben von ihnen und es brauchte all seine Kraft die
freudige Erwartung angesichts eines bevorstehenden Kampfes
zurückzuhalten. Es war zu lange her, dass er das letzte mal
wirklich gefordert worden war.
    Die
Rüstung der Plünderer war mehr schlecht als recht
zusammengeflickt und einige ihrer Waffen sahen aus, als seien sie
schon halb geschmolzen gewesen, als jemand sie wieder gerade gebogen
und geschliffen hatte. Glorifizierter Eisenschrott. Seine eigene
Ausrüstung war nicht sehr viel besser, aber hier zeigte sich der
Vorteil, für Dorfgemeinschaften mit echten, gelernten Schmieden
zu arbeiten. So klein der Vorteil auch sein mochte, er war in diesem
Moment nicht zu leugnen.
    Die
anderen musterten ihn mit abschätzendem Blick. Keiner von ihnen
war willens, sich als erster in den Kampf zu stürzen und das
erste Opfer zu stellen, bevor der Kampf richtig begann. Das würde
auch nicht nötig sein, zwei der sieben fächerten aus, kamen
leicht seitlich auf ihn zu.
    Doch
so einfach würden sie ihn nicht in die Zange nehmen können.
Mit einem schnellen Blick ermittelte er den schwächeren der
beiden und griff an. Das Moment der Überraschung lag auf seiner
Seite und die Erkenntnis seines Todes schaffte es kaum in die Augen
des Mannes bevor er fiel. Hinter sich hörte der Fremde die
restliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher