Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man

Titel: Der faule Henker - Deaver, J: Faule Henker - The Vanished Man
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
ein Wintertag schien. Franciscovich war in erster Linie deswegen Polizistin geworden, weil sie solche Taten verhindern wollte.
    »Wir müssen da rein, Diane«, flüsterte Ausonio.
    »Das sehe ich auch so. Okay. Wir gehen rein.« Sie klang ein wenig hektisch, denn sie dachte im selben Moment an ihre Familie und daran, wie sie mit der Linken die rechte Schusshand abstützen musste, um die Automatikpistole sicher in Anschlag zu bringen. »Sag dem Wachmann, dass wir im Saal Licht brauchen.«
    Es dauerte einen Augenblick, dann meldete Ausonio sich zurück. »Die Beleuchtungstafel ist hier draußen. Auf mein Signal schaltet er ein.« Franciscovich hörte über Funk einen tiefen Atemzug. »Ich bin so weit«, sagte Ausonio dann. »Auf drei. Du zählst.«
    »Okay. Eins… Halt! Von dir aus gesehen befinde ich mich auf zwei Uhr. Erschieß mich nicht.«
    »Okay. Zwei Uhr. Und ich bin…«
    »Du bist links von mir.«
    »Mach weiter.«
    »Eins.« Franciscovich packte mit der linken Hand den Knauf. »Zwei.«
    Diesmal legte sie den Finger um den Abzug der Waffe und strich behutsam über den dort integrierten Sicherungshebel – eine Besonderheit des Herstellers Glock.
    »Drei!«, rief Franciscovich so laut, dass ihre Partnerin es auch ohne das Funkgerät gehört haben durfte. Sie riss die Tür auf und sprang in den großen rechteckigen Raum vor. Im selben Moment wurde die grelle Beleuchtung eingeschaltet.
    »Keine Bewegung!«, schrie sie – doch es war niemand da.
    Sie ging in die Hocke, schwenkte die Waffe hin und her und suchte jeden Zentimeter des Saals ab. Ihre Haut kribbelte vor Anspannung.
    Keine Spur von dem Mörder, keine Spur von einer Geisel.
    Sie schaute nach links zu dem anderen Eingang, wo Nancy Ausonio stand und ebenfalls fieberhaft den Raum absuchte. »Wo?«, flüsterte die Frau.
    Franciscovich schüttelte den Kopf. Sie registrierte ungefähr fünfzig hölzerne Klappstühle in ordentlichen Reihen. Vier oder fünf lagen auf dem Rücken oder der Seite, nicht etwa zu einer Barrikade aufgetürmt, sondern als habe man sie achtlos umgeworfen. Zur Rechten befand sich eine niedrige Bühne, auf der ein Verstärker, zwei Lautsprecher und ein ramponierter Konzertflügel standen.
    Die jungen Beamtinnen konnten nahezu alles im Raum sehen.
    Nur nicht den Täter.
    »Was ist passiert, Nancy? Was hat das zu bedeuten?«
    Ausonio antwortete nicht. Genau wie ihre Partnerin blickte sie sich hektisch nach allen Seiten um, suchte jeden Schatten und jedes Möbelstück ab, obwohl der Mann eindeutig nicht hier war.
    Gruselig

    Bei dem Saal handelte es sich im Wesentlichen um einen geschlossenen Kubus ohne Fenster. Die Schächte der Klimaanlage und Heizung waren lediglich fünfzehn Zentimeter breit. Eine Holzdecke, keine Akustikvertäfelung. Keine erkennbaren Falltüren. Nur zwei Zugänge führten hinein: der Haupteingang, den Ausonio benutzt hatte, und die Brandschutztür, durch die Franciscovich eingetreten war.
    Wo?, formte Franciscovich unhörbar mit den Lippen.
    Ihre Partnerin antwortete auf gleiche Weise. Die Polizistin konnte die Worte nicht ablesen, aber Ausonios Miene sprach Bände: Ich habe nicht die geringste Ahnung.
    »He«, rief eine laute Stimme an der Tür. Sie wirbelten herum und richteten die Waffen auf den leeren Vorraum. »Soeben sind ein Krankenwagen und ein paar Ihrer Kollegen eingetroffen.« Es war der Wachmann, und er blieb außer Sicht.
    Franciscovich rief ihn herein. Das Herz schlug ihr nach dem Schreck noch immer bis zum Hals.
    »Ist denn, äh… ich meine, haben Sie ihn erwischt?«, fragte der Mann.
    »Er ist nicht hier«, erwiderte Ausonio mit zittriger Stimme.
    »Was?« Er schaute vorsichtig um die Ecke.
    Franciscovich hörte die Stimmen der sich nähernden Polizisten und Rettungssanitäter. Das Klirren von Ausrüstungsgegenständen. Trotzdem brachten die beiden beunruhigten und verwirrten Frauen es noch nicht fertig, sich zu ihren Kollegen zu gesellen. Sie standen wie gelähmt mitten in dem Vortragssaal und versuchten vergeblich zu ergründen, wie der Mörder aus einem Raum ohne Ausgang entkommen konnte.

…Zwei
    »Er hört Musik.«
    »Ich
höre
keine Musik. Es läuft gerade eine CD. Das ist alles.«
    »Musik, ja?«, murmelte Lon Sellitto, als er Lincoln Rhymes Schlafzimmer betrat. »Na, das nenne ich aber einen Zufall.«
    »Er interessiert sich neuerdings für Jazz«, erläuterte Thom dem stämmigen Detective. »Ich war ganz schön überrascht, das dürfen Sie mir glauben.«
    »Wie ich schon sagte«, fuhr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher