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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder
Autoren: Stella Blómkvist
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man weiß ja nie.
    Ich gehe in die Küche. Mache mir einen starken Kaffee.
    Tiefschwarzen Espresso.
    Nehme die Kaffeetasse mit mir ins Wohnzimmer.
    Setze mich wieder aufs Sofa. Trinke abwechselnd Kaffee und Jackie.
    Gute Mischung.
    Aber ich habe keine Ruhe in mir, um still zu sitzen. Muss mich bewegen.
    Tigere im Wohnzimmer auf und ab. Mit meinem Glas in der Hand.
    Aber das bringt es auch nicht. Und ändert nichts an der nagenden Ungeduld, die Körper und Seele kribbelig macht.
    Ich halte die Stille nicht aus. Und das Alleinsein. Jedenfalls nicht jetzt.
    Muss mich auf die Piste begeben. Das ist die einzig wahre Lösung.
    Die Innenstadt ist unwirtlich.
    Und dunkel. Trotz der bunt leuchtenden Lichterherrlichkeit der Geschäfte und Vergnügungslokale.
    Nur ganz wenige sind auf den Straßen unterwegs. Am ehesten noch einige verlorene Seelen der Stadt, auf der Suche nach chemischer Glückseligkeit.
    Aber hinter den Türen kann man immer ein Plätzchen finden, an dem etwas los ist. Einen erfrischenden Lärmpegel und alkoholgetränkte Hintergrundgeräusche. Und eine Art Gesellschaft.
    In der ersten Bar suche ich mir einen ruhigen Platz. Erlaube Jackie, sich in meinem Körper auszutoben. Bevor ich mich richtig umgucke.
    Nach einem brauchbaren Nachtvergnügen Ausschau halte.
    Die Auswahl heute Abend ist nicht gerade berauschend. Wird erst im dritten Lokal besser.
    Da treffe ich auf eine Gruppe Mädels, die zusammen unterwegs sind.
    Sie sehen richtig fit aus. In guter Form. Als würden sie im Verein trainieren.
    Eine von ihnen entfacht in mir ein kleines Feuer. Sofort, als ich sie sehe.
    Sie ist groß und schlank. Hat eine vorwitzige Brust. Und helle Haare mit Kurzhaarschnitt. Fast wie bei einem Jungen.
    Sie bemerkt meinen Blick schnell.
    Guckt wieder weg.
    Aber sieht trotzdem ab und zu zu mir hinüber. Tut so, als wäre es unabsichtlich.
    Als sie zur Bar geht, spendiere ich ihr ein Glas.
    Sie heißt Stefanía. Ist eine Sportskanone. Wie ich vermutet habe.
    Ich habe keine Ahnung von Handball. Aber ich gestehe ihr zu, über ihren Sport, die isländischen Meisterschaften und sich selbst zu erzählen, wie es ihr gefällt.
    Schaue ihr lächelnd in die Augen. Berühre sie wie unbeabsichtigt, während wir miteinander reden. Ihre starken Finger. Die durchtrainierten Muskeln an ihren Armen.
    Merke, dass sie auch Interesse hat. Aber dass sie sich nicht traut. Ist unerfahren.
    Deshalb gehe ich vorsichtig vor.
    Versuche sie erst zu küssen, als wir bei mir zu Hause im Wohnzimmer sind.
    Zuerst ist es ihr peinlich.
    Aber dann gibt sie schnell nach. Lässt sich leiten.
    Als ich merke, dass sie die Schwelle übertreten hat, lässt sie sich willig von mir ins Gästezimmer führen.
    Ich nehme sie hart ran. Bin grob und frech. Als ob sie an den Schmerzen vergangener Jahre schuld sei.
    Hinterher wird Stefanía schüchtern. Ist aber nichtsdestotrotz mit sich zufrieden.
    Ich erlaube ihr, in meinen Armen einzuschlafen.
    Lege mich dann nackt unter meine eigene Bettdecke im Schlafzimmer. Alleine.
    Endlich in der Lage, in tiefen Schlaf zu fallen.
    Und lange, lange zu schlafen.

44. KAPITEL
    Donnerstag, in den frühen Morgenstunden
     
    I ch wache langsam und unbequem auf. Aus tiefem Schlaf.
    Will es nicht. Aber werde dazu genötigt.
    Zuerst fühle ich mich wie in einem besonders unangenehmen Traum.
    Habe das Gefühl, völlig kraftlos zu sein. Hilflos.
    Es ist, als ob mich etwas von allen Seiten einengen würde. Etwas, das mich komplett lähmt.
    Ich kann meine Hände nicht bewegen. Die Füße auch nicht.
    Weiß nicht, warum.
    Meine innere Angst versucht, um Hilfe zu rufen.
    Aber das geht auch nicht.
    Der unangenehme Traum wird zu einem schrecklichen Albtraum.
    Ganz langsam komme ich zu einer Art Bewusstsein. Ohne jedoch ganz aufzuwachen.
    Versuche wieder, mich zu bewegen. Aber ich kann es jetzt genauso wenig wie vorhin.
    Ich hänge in irgendwelchen Fesseln fest.
    Schließlich gelingt es mir, meine Augen zu öffnen.
    Da erst wird mir klar, dass dieser Albtraum kein Traum ist. Er ist Realität.
    Ich liege immer noch im Bett. Nackt. Aber an Händen und Füßen gefesselt.
    Und mit etwas Ekelhaftem über dem Mund.
    Im Schlafzimmer ist es dunkel.
    Aber auf dem Flur ist die Wandlampe an. Sie wirft einen schwachen Schein durch die Tür.
    Jemand hat ein breites, schwarzes Klebeband um meine Hände und Füße gewickelt. Während ich tief geschlafen habe.
    Ich spüre, wie meine Finger taub werden. Sie sind über meinem Kopf am Bettgestell festgebunden.
    Teufel
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