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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder
Autoren: Stella Blómkvist
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    Der alte Mann erscheint zuerst auf dem Bildschirm. Gefesselt und geknebelt. Und völlig entsetzt.
    Die drei reagieren völlig unterschiedlich auf das Video.
    Harpa hält sich die Hand vor den Mund.
    Audur in ihrem Sessel beugt sich vor. Betrachtet das Bild genau.
    Aber Dísa springt auf.
    »Ich hab’s doch gewusst!«, ruft sie. »Du hast die Kassette geklaut!«
    »Aber Dísa!«, sagt Audur tadelnd. Wie eine Mutter, die versucht, ihr ungezogenes Kind zur Vernunft zu bringen.
    Ich lasse das Bild vom alten Mann auf dem Bildschirm gefrieren.
    Begegne gelassen Dísas aufgebrachtem Blick.
    Lächele. Obwohl sie sich über mir aufbaut. Mit drohendem Gesichtsausdruck.
    »Merkwürdig … Wie bin ich nur darauf gekommen, dass dir bekannt vorkommen könnte, was man auf diesem Video zu sehen kriegt«, sage ich. »Findest du nicht?«
    Dísa wird ihr Verhalten bewusst. Setzt sich wieder aufs Sofa.
    »Ich habe den Film bei Matti gesehen«, sagt sie.
    »Gib dir keine Mühe, mir etwas vorzumachen«, sage ich. »Du warst doch an Ort und Stelle, als der Film aufgenommen wurde.«
    »Du bringst mal wieder alles durcheinander, wie immer«, antwortet Dísa unverschämt.
    »Dann kann es dir ja egal sein, dass ich den Goldjungs das Video übergebe?«
    »Was du machst, geht mich doch nichts an.«
    Harpa ist ganz eindeutig völlig geknickt.
    »Und was ist mit dir?«, frage ich und fixiere sie mit meinem Blick. »Ist dir auch egal, was ich mit dem Video mache?«
    Sie guckt Dísa an. Senkt dann ihren Kopf.
    Und schweigt.
    Audur bricht schließlich das Schweigen.
    »Ich habe diese furchtbare Aufnahme noch nie gesehen und weiß daher nicht, um was es sich handelt«, sagt sie ruhig. »Aber wenn das etwas mit der Theatergemeinschaft oder den Mädchen zu tun hat, bin ich davon überzeugt, dass es sich hierbei um ein weiteres Delikt von Matti handelt. Aber weil er ja jetzt nicht mehr unter uns weilt, halte ich es nicht für fair, andere in die Sache hineinzuziehen.«
    »Er war ja nicht allein zugange.«
    »Ja, natürlich! Matti soll das Video mit ins Grab nehmen!«, ruft Dísa.
    »Ich möchte darauf hinweisen, dass nach dem dritten Einbruch dieser Art eine alte, unschuldige Frau in der Uniklinik immer noch um ihr Leben kämpft«, sage ich und gucke Dísa und Harpa abwechselnd an. »Ist das für euch nicht Grund genug, um mir die Wahrheit zu sagen?«
    Nach einer längeren Stille stehe ich auf. Ziehe die Kassette aus dem Videogerät. Lege die Fernbedienung auf den Couchtisch.
    Dísa steht auf.
    »Lass das Video hier«, sagt sie. Mit Befehlston in der Stimme.
    Ich schüttele den Kopf.
    »Das Video wird zu seiner Zeit als Beweismittel in einem Kriminalfall eingesetzt werden«, sage ich. »Ich habe allerdings jetzt schon beschlossen, den Goldjungs die Kassette zu übergeben.«
    Harpa weicht meinem Blick aus.
    »Und auch Mattis Laptop«, füge ich hinzu. »Sie werden sicher einige interessante Sachen darin finden.«
    »Hast du auch den Laptop?«, fragt Audur und steht auf.
    Ich nicke.
    »Wo hast du ihn gestohlen?«, schnauzt Dísa.
    »Am nächsten Montag kriegen die Goldjungs den Laptop«, sage ich und gehe ein paar Schritte auf die Wohnungstür zu. »Und die Kassette selbstverständlich auch.«
    Aus Harpas Augen spricht die Angst. Aber sie sagt nichts.
    Dísa will mir am liebsten das Video aus der Hand reißen. Bis Audur sie an den Schultern festhält. Und ihr etwas ins Ohr flüstert.
    Danach versucht sie nicht mehr, mich am Gehen – mit dem Video – zu hindern.
    Als ich nach Hause komme, nehme ich mir meinen Jackie mit ins Wohnzimmer. Lege mich aufs Sofa. Endlich kann ich etwas trinken. Der erste Schluck des Tages.
    Jetzt habe ich die Leinen ausgelegt. Jetzt wird sich zeigen, wer den Köder schluckt. Mir das berichtet, was ich wissen muss, um den Fall zu lösen.
    Der Besuch hat mir das bestätigt, was ich schon vermutet hatte.
    Dísa wird mir nie etwas sagen. Sie ist eine viel zu harte Nuss.
    Aber wahrscheinlich wird Harpa den Druck irgendwann nicht mehr aushalten. Das kann jederzeit passieren.
    Muss darauf vertrauen.
    Aber ich treffe auch meine Vorsichtsmaßnahmen. Rufe den Sicherheitsdienst an. Ordere über das Wochenende eine besondere Bewachung des Hauses.
    Sie versprechen, dass ein Wachmann ein paar Mal pro Tag vorbeikommen wird. Um zu überprüfen, ob im Haus alles in Ordnung ist.
    Natürlich erwarte ich nicht wirklich, dass sie tatsächlich versuchen würden, bei mir einzubrechen. Um meine Köder zu stehlen. Den Laptop und das Video.
    Aber
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