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Der falsche Mörder

Der falsche Mörder

Titel: Der falsche Mörder
Autoren: Stella Blómkvist
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Abend von Dísa nach Hause kam.
    Habe aber das Video mit in die obere Etage genommen. Habe die Kassette in den Weinschrank gesteckt, als ich mir eine Jackie-Flasche geholt habe.
    Sie sollte dort immer noch sein.
    Ich weise auf die Tür. Mit gefesselten Händen.
    »Dann los!«
    Der Vermummte schubst mich mit der einen Hand in den Rücken. Hält mit der anderen die Schlinge fest.
    Also gehe ich langsam aus dem Schlafzimmer.
    Gehe langsam auf den Gang.
    Suche dringend nach dem rettenden Einfall.
    Nur irgendwas!
    Neben der Tür zum Gästezimmer steht ein vergoldeter Metallständer. Und obendrauf steht eine hübsch verzierte Vase.
    Sauteures Kunstobjekt.
    Zum Teufel damit!
    Ich lasse mich auf die Seite fallen. Stoße ganz zufällig an den Ständer. Stürze dann mit meinen nackten Knien auf den Fußboden.
    Peng!
    Der Lärm auf dem Flur ist wahnsinnig. Als das Metall auf die Fliesen donnert. Und die Vase auf dem harten Fußboden zerschlägt.
    Das sollte reichen, um selbst Dornröschen wieder zu erwecken. Von ihrem hundertjährigen Schlaf.
    Aber der Schmerz ist wirklich unerträglich. Das Seil drückt mir den Hals zu.
    Es ist, als ob ich ersticken würde.
    »Steh auf!«, sagt der Vermummte. Und lockert ein wenig das Seil Ich stütze mich an der Wand ab. Ringe nach Atem.
    »Hoch!«
    Langsam gelingt es mir wieder, auf die Beine zu kommen.
    »Wohin?«, fragt der Vermummte.
    Ich zeige auf das Wohnzimmer. Schwanke durch die offene Tür. Weise mit den Fingern auf den Weinschrank.
    Der Einbrecher drückt mich gegen die Wand. Hält das Würgeseil fest in der einen Hand. Öffnet den Schrank mit der anderen.
    Er findet das Video. Guckt auf den Aufkleber, wo Matti die Nummer hingeschrieben hat.
    »Und wo ist der Laptop?«
    Ich muss lügen. Um Zeit zu gewinnen.
    Hoffentlich lässt sich der verdammte Wachmann blicken, bevor alles zu spät ist!
    Ich zeige auf das Sofa.
    »Was? Da drunter?«, fragt der Vermummte.
    Ich nicke.
    Er schubst mir schon wieder in den Rücken. Will, dass ich weiter ins Wohnzimmer hineingehe. Direkt zur Couchgarnitur.
    »Auf die Knie!«, befiehlt er.
    Ich zögere.
    Weiß, dass das der entscheidende Moment ist.
    Ich darf ihm nicht erlauben, mich auf den Fußboden zu legen. Dann kann er mit mir machen, was er will. Wenn er den Laptop nicht unter dem Sofa findet.
    Ich muss mich irgendwie verteidigen.
    Jetzt oder nie.
    Aber ich bin zu spät.
    Der Vermummte tritt mir von hinten direkt in die Kniekehlen.
    Meine Knie geben nach. Ich falle auf den Boden. Merke, wie sich das Seil so fest um den Hals zuzieht, dass mir schwindelig wird.
    Im selben Moment regnet es Scherben über meinen Kopf. Sie fallen so dicht wie bei einem Schneetreiben mit scharfen Hagelkörnern.
    Und eine rote Flüssigkeit spritzt mir ins Gesicht.
    Ist das etwa Blut?
    Ich höre, wie hinter mir jemand qualvoll stöhnt.
    Zur gleichen Zeit lockert sich das Seil um meinem Hals. Und der maskierte Einbrecher fällt auf den Boden.
    Ich gucke schnell über die Schulter.
    Stefanía steht hinter mir. Mit dem dunklen Flaschenhals einer zersplitterten Rotweinflasche in der rechten Hand. Der Schock steht ihr ins Gesicht geschrieben.
    Man kann deutlich sehen, dass sie gerade erst aufgewacht ist. Sie ist nackt wie ich.
    Der Vermummte liegt ihr zu Füßen. Regungslos.
    Und in Rotwein mariniert.
    Er hat ganz eindeutig das Bewusstsein verloren, als er die Flasche mit voller Kraft auf den Hinterkopf bekommen hat.
    Ich merke, wie die Angst einer rasenden Wut weicht.
    Kann noch nicht einmal abwarten, bis Stefanía mich von den Fesseln befreit hat.
    Beuge mich sofort hinunter. Fange sofort an, mit meinen tauben Fingern, die neue Kraft bekommen haben, an der Mütze zu zerren.
    Mit der Kraft der Wut.
    Schließlich gelingt es mir, die Maske vom Kopf zu ziehen. Starre auf das breite Gesicht.
    Es ist Audur.

ENDE DES WINTERS

45. KAPITEL
    Am letzten Wintertag, Ende April
     
    D er Winter verabschiedet sich mit Regen.
    Der eisige Frost ist vorbei. Alles ist klatschnass geworden. Ungemütlich.
    Uff!
    Eigentlich ist das auch nicht besser.
    Die Goldjungs haben Adalgrímur kurz vor Ostern auf freien Fuß gesetzt.
    Sie machten sich allerdings mehr Mühe als normalerweise, wenn ein Krimineller aus der Untersuchungshaft entlassen wird. Haben eine besondere Besprechung in der Kripo-Festung anberaumt. Am gleichen Tisch wie beim ersten Verhör, als sie Adalgrímur noch für einen Mordverdächtigen hielten.
    Der Vize-Polizeipräsident steht seiner Mannschaft vor. Begrüßt den ehemaligen
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