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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain
Autoren: Ernst Vlcek
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Caer nicht die Absicht, Thormain niederzubrennen. Gelegentlich war ferner Kampflärm zu hören, Schreie gellten durch die Nacht.
    Im Hafen war es verhältnismäßig ruhig. Im Schein der Feuer waren einige Wracks zu sehen, die halb aus dem seichten Wasser ragten. Die meisten der Piratenschiffe trieben führungslos innerhalb der Hafenmauern, nur wenige waren angedockt.
    Einige Caer waren damit beschäftigt, Leichen auf eines der Schiffe zu verfrachten. An den bunten Kleidern waren Piraten zu erkennen.
    Eine andere Gruppe von Caer-Kriegern arbeitete an der Stelle der Stadtmauer, wo die Seeungeheuer eine Bresche geschlagen hatten. Sie zerteilten die Kadaver der schlangenähnlichen Seedrachen in dicke Scheiben und schleppten die Brocken dann zu den Feuern, über denen sie sie brieten. Klauen und Flossen behielten sie als Beutestücke, die harten Schuppen der Tiere befestigten sie an ihren Gewändern, denn sie waren leicht und trotzdem beinahe so widerstandsfähig wie Eisen.
    Mythor konnte auch beobachten, wie die Caer die hässlichen Schädel der Ungeheuer aushöhlten und mit Schutzfarben bestrichen. Vielleicht machten sie aus den Schädeln Rammböcke, bei deren bloßem Anblick die Verteidiger einer Festung den Mut verlieren sollten. Die Szene vermittelte einen Eindruck vom Kriegeralltag nach der gewonnenen Schlacht. Von dem Caer-Priester, der die Streitmacht angeführt hatte, war nichts zu sehen.
    Als Coerl O'Marn merkte, dass Mythor an seiner Seite aufgetaucht war, deutete er auf den im Dunkeln liegenden Teil der Bucht, der außerhalb der Hafenmauern lag. Dort schaukelte ein einzelnes Piratenschiff auf den Wellen. Es war unbemannt und nicht besonders groß, aber es würde ihnen allen genügend Platz bieten.
    »Das wäre ein Schiff für uns«, meinte der Ritter.
    »Können wir damit das Meer der Spinnen überqueren und das Festland erreichen?« wollte Mythor wissen. Er hatte den Helm der Gerechten aufgesetzt und trug Alton am Gürtel.
    »Von großer Fahrt würde ich abraten«, sagte Coerl O'Marn. Seine Stimme klang ruhig, er wirkte gelöst. »Aber es genügt, wenn wir damit auf die andere Seite der Elvenbrücke gelangen. Das Land dort ist kaum besiedelt. Die Küste ist steil und unzugänglich und wird nicht bewacht. Wenn wir dicht dranbleiben, könnten wir in ihrem Schutz ziemlich weit kommen.«
    Mythor war von der langen Rede des Ritters überrascht. »Ich vertraue dir, Coerl«, sagte er. Der Ritter nickte, Mythor erkannte es an der Bewegung seines Helmes.
    »Mythor, du kommst mit mir«, bestimmte O'Marn. »Wir ziehen das Boot an Land. Nottr! Du folgst mit Sadagar und den Frauen, sobald wir das Schiff an uns gebracht haben.«
    »Wird gemacht«, bestätigte der Lorvaner, fügte aber hinzu: »Wenn Mythor damit einverstanden ist.«
    O'Marn wandte Nottr das Gesicht zu, und durch das offene Visier war sein humorloses Lächeln zu sehen. »Ich habe nicht vor, Mythor die Führung streitig zu machen«, sagte er.
    »Es bringt uns nichts, wenn wir hier die Zeit vertrödeln«, sagte Mythor. »Worauf warten wir noch?«
    Coerl O'Marn erhob sich und schlug sich geduckt durch die Büsche. Er hielt den zerbeulten Rundschild, als könne er ihm Sichtschutz bieten, dabei ragte jedoch der Federbusch des Helmes verräterisch darüber. Mythor folgte ihm und blickte dabei immer wieder voll Besorgnis zu den Caer hinüber. Aber die waren zu sehr mit sich beschäftigt. Offenbar war es ihnen egal, ob einigen Piraten die Flucht gelang.
    Mythor geriet mit einem Fuß in ein Schlagloch und stürzte. Danach achtete er wieder mehr auf den Weg. O'Marn erreichte die Böschung, die zum Strand führte, und rutschte diese hinunter. Er befand sich bereits im Schutz der Hafenmauer und konnte von den Wachen der Caer nicht mehr gesehen werden. Mythor schloss zu dem Ritter auf, und sie erreichten gemeinsam das Ufer. Das kleine, etwa sechs Mannslängen große Schiff war nur einen halben Steinwurf von ihnen entfernt.
    Coerl O'Marn watete ein Stück ins seichte Wasser, bis es ihm über die Knie reichte. Dann blieb er stehen und hielt ein dickes Tau hoch. Er spannte es an, bis es sich straffte und es sich zeigte, dass es mit dem Bug des kleinen Schiffes verbunden war. »Hilf mir, Mythor.«
    Mythor watete ebenfalls ins Wasser, und als er den Ritter erreicht hatte, griff er nach dem Tau. Mit vereinten Kräften zogen sie das Schiff ans Ufer, bis sein Kiel sich knirschend in den Sand grub.
    Mythor winkte mit beiden Armen, um Nottr ein Zeichen zu geben. Bald darauf
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