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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain
Autoren: Ernst Vlcek
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wieder wurde an ihm gezerrt, heftiger und drängender als zuvor. Da riss Mythor die Geduld, und er schlug um sich. Die Aurogaer heulten auf und liefen stöhnend und ächzend davon.
    Mythor bereute seinen Zornesausbruch sofort wieder, denn ohne die Hilfe der Aurogaer würde er länger brauchen, um den Weg zu Yargh Mainers Keller oder zum Weinkeller Dhalins zu finden. Ohne Licht durch die Unterwelt den Weg zum Nest zu suchen, daran war nicht mehr zu denken. Er musste nach oben und sich durch die Straßen von Thormain zum Schloss durchschlagen. Wenn er dem Versteck schon so nahe war, wollte er aber zuerst seine Waffen und das Pergament mit dem Bildnis des unbekannten Mädchens an sich bringen.
    »Kommt zurück!« rief er in die Dunkelheit. »Lauft doch nicht weg!«
    Er lauschte, und da hörte er auf einmal jemanden sagen: »Hat da nicht Mythor gerufen?«
    »Sadagar?« fragte Mythor unsicher. »Steinmann Sadagar?«
    »Er ist es!« hörte er Sadagar erfreut ausrufen. Und dann fiel ein flackernder Lichtschein aus einem Seitengang. Mythor eilte darauf zu, und gleich darauf sah er sich seinen Freunden gegenüber. Nottr und Sadagar, Kalathee, Coerl O'Marn und Nyala, sie alle waren beisammen.
    Und bei ihnen waren Wamdon, der sein Gesicht jedoch unter der Kapuze versteckt hatte, und Royna. Den Anführer der Aurogaer erkannte er an der Stimme, als er sagte: »Du bist wohlauf, Mythor, der Brunnen hat dich nicht verschlungen. Dann hast du deine Bestimmung gefunden?«
    »Ich habe einen wichtigen Hinweis erhalten«, sagte Mythor nur. Er war von dem unerwarteten Wiedersehen so überwältigt, dass er keine Lust zum Erzählen hatte. Er platzte selbst vor Neugierde. »Wie ist es möglich, dass ihr nicht mehr im Kerker des Nestes seid?«
    »Kommt, wir führen euch aus Thormain«, sagte Wamdon. »Früher oder später werden die Caer auch in die Unterstadt vordringen, und dann solltet ihr in Sicherheit sein. Ihr könnt euch auf dem Weg alles erzählen.«
    *
    Bevor Mythor nach seiner Ausrüstung fragen konnte, wurde ihm diese von Sadagar überreicht.
    Wamdon ging voran, den Weg mit einer Fackel leuchtend. Royna blieb neben Mythor. Als sie jedoch sah, wie sich Kalathee auf der anderen Seite an ihn drängte, fiel sie zurück.
    Mythor ließ sich im Gehen von Sadagar die Ereignisse im Kerker erzählen und staunte nicht schlecht, als er hörte, dass Gaymon ein Mannweib gewesen war. Sadagar vergaß nicht zu erwähnen, dass Nyala nun wieder völlig Herr ihrer selbst war und nicht mehr unter den Nachwirkungen des Dämons von Drundyr litt.
    Als Mythor zurückblickte, sah er Coerl O'Marn und Nyala einträchtig, aber schweigsam einhergehen.
    »Hast du dich eigentlich gefragt, warum O'Marn nach Thormain gekommen ist?« fragte Sadagar so leise, dass nur Mythor es hören konnte. Und er gab auch sogleich selbst die Antwort: »Ich bin sicher, dass er Nyalas wegen zu uns überlaufen wollte. Sein Stolz lässt es nur nicht zu, dass er es eingesteht.«
    »Ich werde ihn auch nicht fragen«, sagte Mythor.
    Die Gänge und Hohlräume, durch die sie kamen, sahen aus wie alle anderen, in denen sie bereits gewesen waren. Mythor musste sich über Wamdons feinen Spürsinn wundern, der es ihm erlaubte, sich so sicher in der Unterstadt zurechtzufinden.
    Sadagar beendete seine Erzählung: Als sie in die Unterwelt vorgedrungen waren, hatten sie sich auf einmal von vermummten Gestalten umringt gesehen. Es kam zum Kampf, der jedoch bald darauf abgebrochen wurde, als Nottr einen der Gegner überwältigte und unter Todesdrohungen nach Mythors Schicksal ausfragte. Die Aurogaer, denn um solche handelte es sich bei den Vermummten, hatten Frieden mit ihnen geschlossen und sie zu Wamdon geführt, der sie zu dem Waffenversteck brachte und versprach, dass seine Leute auch Mythor herbeischaffen würden, falls er den Sturz in den Brunnen überlebt hatte.
    »Thormain ist also in den Händen der Caer!« stellte Mythor fest.
    »Auch das Nest ist gefallen«, berichtete dazu Wamdon. »Ich habe überall meine Späher. Diese berichteten, dass Welleynn am Schultergalgen sein Ende gefunden habe. Argur von Solth fiel, als er sich den Caer ergeben wollte. Auch die anderen Piraten werden keine Gnade zu erwarten haben; ihnen droht zumindest Sklaverei.«
    »Was wohl aus Yargh Mainer geworden ist?« meinte Sadagar. »Da wir ihn nicht im Kerker vorgefunden haben, wird er sich wohl wieder herausgeredet haben.«
    »Erinnere mich nicht an diesen Schurken«, sagte Nottr grollend. »Ich bedaure, dass ich
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