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Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)
Autoren: Nelson DeMille
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nachweisen, um wie viel Uhr ich im Carlyle eingecheckt habe, wann ich im Hotel zu Abend gegessen habe … mit meiner Bekannten … wann wir an der Hotelbar noch einen Drink genommen haben …«
    »Okay, ist ja gut.« Ich wollte nicht noch erfahren, welchen Porno er sich im Pay-TV ausgesucht hatte. Aber es war offensichtlich, dass Jay Lawrence vorgesorgt hatte, mit Alibi und Belegen und allem Drum und Dran. Und warum hatte er vorgesorgt? Weil er vorab gewusst hatte, was am frühen Morgen passieren würde. Aber vielleicht wusste er wirklich nichts von einem Komplizen. Ich fragte ihn nach dem Namen und der Telefonnummer seiner Bekannten, und er gab sie mir. Es handelte sich doch tatsächlich um seine Agentin – die Dame, die seine Buchtour organisierte und die nun auch bestätigen konnte, wie Jay seinen freien Abend verbracht hatte: Agentin vögeln, 19.00 Uhr – 10.00 Uhr. Abendessen und Frühstück im Hotel.
    Jay Lawrence war in der Tat ein doppelgesichtiger Bastard. Und außerdem ein hinterhältiger Feigling, der seine Geliebte die Drecksarbeit machen ließ, während er sich ein Alibi für die Tat sicherte. Er hatte sie nach Strich und Faden verarscht. Und wenn alles nach Plan gelaufen wäre, dann hätte er bei der Verteilung der weltlichen Besitztümer des verschiedenen Otis Parker, zu denen auch dessen hinterbliebene Ehefrau gehörte, großzügig abgesahnt. Die Ehefrau hatte mit Sicherheit geglaubt, alles wäre nur aus Liebe geschehen, weil sie beide doch zusammenleben wollten. In Malibu. Wo auch immer das lag. Und mit Sicherheit wäre nichts dergleichen passiert, wenn Jay Lawrence mehr Bücher verkauft hätte.
    Aber die Sache mit den Möbelkeilen war noch immer nicht gelöst. Wer hatte ihr dabei geholfen? Jay schien es nicht zu wissen, oder er verriet es nicht. Aber Mia wusste es.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagte ich und ging hinüber zu Mia Parker, die noch immer in dem Ohrensessel saß. Sie sah etwas gefasster aus. Ohne große Einleitung fragte ich sie: »Wer hat Ihnen geholfen, die Möbelkeile zu entfernen?«
    »Jay«, antwortete sie.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass das weder stimmte noch wahrscheinlich war.
    »Wann?«
    »Vergangenen … Heute früh.«
    »Ist das die Wahrheit?«
    »Warum sollte ich Sie anlügen?«
    Na ja, weil Jay gestern ein Schäferstündchen hatte und Sie extrem wütend sind. Mrs Parker brauchte weniger Sympathie und Verständnis und dafür mehr Schocktherapie.
    »Handschellen anlegen«, befahl ich Rourke. Aber weil ich nun mal ein Softie bin und nicht anders kann, wies ich ihn an, ihr die Handschellen vorne anzulegen anstatt hinter dem Rücken. So konnte sie sich weiterhin die Augen tupfen und die Nase putzen.
    Rourke hieß sie aufstehen, tastete sie schnell und trotzdem sorgfältig ab und legte ihr die Handschellen so an, wie ich es befohlen hatte.
    »Lassen Sie einen Streifenwagen kommen«, sagte ich zu ihm. »Ich fahre mit ihr aufs Revier.«
    In Handschellen, verhaftet und kurz davor, auf die Wache geführt und in den Knast geschickt zu werden, durchlief Mia Parker eine Verwandlung. Heute Morgen noch war sie eine verheiratete Dame mit einem lästigen Ehemann und einem Geliebten gewesen. Jetzt hatte sie keinen Geliebten und keinen Mann mehr. Und keine Zukunft. Ich habe das schon so oft beobachtet, aber wenn ich behaupten würde, es machte mir nichts mehr aus, wäre es eine Lüge.
    Am meisten bedauerte ich natürlich Otis Parker. Seine Buchhandlung war eine heruntergekommene Klitsche, und er hätte sich ab und zu mal ein Lächeln abringen können, aber er hatte es nicht verdient zu sterben.
    »Wenn er stirbt, dann gehört das alles Ihnen?«, fragte ich Mrs Parker.
    Sie sah sich um, bevor sie antwortete.
    »Ich hasse diesen Laden.«
    »Ich weiß. Beantworten Sie meine Frage.«
    Sie nickte.
    »Wir hatten einen Ehevertrag. Bei einer Scheidung würde ich nicht viel bekommen, aber …«
    »In seinem Testament vermachte er Ihnen aber einiges. Lebensversicherung?«
    Sie nickte erneut.
    »Ich würde auch das Gebäude und das Geschäft erben.« Sie lachte hämisch. »Das bescheuerte Geschäft … Er schuldet den Verlegern ein Vermögen. Das Geschäft ist einen Dreck wert.«
    »Lassen Sie die festen Einrichtungsgegenstände und das Entgegenkommen der Leute nicht außer Acht.«
    Sie lachte wieder.
    »Entgegenkommen? Seine Kunden hassen ihn. Ich hasse ihn.«
    »Ich weiß.«
    »Der Laden hat unser ganzes Geld aufgesaugt«, fuhr sie fort. »Er wollte das Haus mit einer Hypothek belasten. Ich
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