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Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)
Autoren: Nelson DeMille
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Geständnisse bekommen wir dadurch, indem wir die Verdächtigen anlügen.
    Ich ließ ein paar Sekunden verstreichen, bis ich aufgeregt nach unten brüllte: »Rufen Sie sofort einen Krankenwagen!« Ich rannte zum Geländer. »Er lebt! Er bewegt sich! Schnell, einen Krankenwagen!«, befahl ich Rourke, der Gott sei Dank nicht zurückbrüllte »Aber er ist doch mausetot!«, sondern sein Funkgerät hervorholte und vorgab, zumindest hoffte ich das, einen Krankenwagen zu rufen.
    Ich schielte kurz hinüber zu Mia Parker und Jay Lawrence. Sie sahen nicht so aus, als machte sie die Nachricht überglücklich. »Ein Wagen wird in drei oder vier Minuten hier sein«, rief ich ihnen zu. Sind das nicht tolle Neuigkeiten? Versuchen Sie bitte, Ihre überbordende Hoffnung und Freude im Zaum zu halten. Ich hielt mich gerade so davon ab, nicht auszurufen, dass es sich um ein Wunder handelte. Allerdings sagte ich dann doch: »Mrs Parker kann im Krankenwagen mitfahren.«
    Sie sahen beide extrem … verblüfft aus. Und das war definitiv nicht vorgetäuscht. Außerdem registrierte ich, dass Mrs Parker nicht die Treppe hinaufstürmte, um ihren langsam zu sich kommenden Ehemann mit Küssen zu bedecken. Sollte sie nach oben gehen, dann wohl eher, um ihm ein Buch über den Schädel zu ziehen. Na ja, vielleicht bin ich da nur wieder zu zynisch und misstrauisch.
    Ich entfernte mich von dem Geländer, ließ eine Minute verstreichen und ging dann langsam und bedächtig die Wendeltreppe hinunter und auf die zwei besorgt dreinblickenden Zeitgenossen zu. Der Ausdruck auf meinem Gesicht musste ihnen klarmachen, dass sie knietief in der Scheiße steckten. Allerdings würde ich noch tiefer in der Scheiße stecken, sollte mein Plan nicht funktionieren.
    Ich baute mich vor ihnen auf. »Er spricht.«
    Keine Antwort. Ich blickte beiden in die Augen und sagte: »Er hat mit mir gesprochen.«
    Sehr kluge Leute hätten gleichzeitig ausgerufen: »Totaler Bockmist!« Aber die beiden zitterten regelrecht und waren so nervös, dass sie mich nur anglotzen konnten. Dazu kommt, dass ich ein gewiefter Lügner bin. Fragen Sie nur den letzten Kerl, den ich so lange verarscht habe, bis er gestanden hat.
    Nach ein paar Sekunden sagte ich: »Mir ist aufgefallen, dass jemand die Möbelkeile unter dem Regal abgezogen hat. Und ich habe bemerkt, dass jemand die Saugglocke aus dem Badezimmer benutzt hat, um das Bücherregal von der Wand wegzuhebeln.«
    Ich legte eine dramatische Pause ein, bis ich fortfuhr. »Und jetzt weiß ich auch, wer das getan hat.«
    Wusste ich gar nicht. Aber sie wussten es.
    Ich hätte darauf gewettet, dass Mia Parker einbrechen würde, aber es war Jay Lawrence.
    »Dann wissen Sie ja, dass ich mit der Sache nichts zu tun habe. Ich war den ganzen Morgen über in meinem Hotel. Das kann ich beweisen.«
    Wenn jemand diesen Satz spricht, dann geht man davon aus, dass er die Wahrheit sagt. Soll heißen, dass er ein Alibi für die Tatzeit hat. Oder dass er denkt, er habe eines. Während Jay Lawrence redete, starrte Mia Parker ihren fürsorglichen Freund nur an.
    »Ich bestellte den Zimmerservice für halb sieben, und eine Stunde später wurde saubergemacht.«
    »Das beweist lediglich, dass Sie gefrühstückt haben.« Im Gegensatz zu mir. Oder fast.
    Ich blickte auf Mia Parker. »Mrs Parker, aufgrund dessen, was Ihr Mann mir gerade gesagt hat, verhafte ich Sie wegen versuchten Mordes.«
    Ich bereitete mich mental auf das »Sie-haben-das-Recht-zu-schweigen«-Spiel vor, aber sie fiel in Ohnmacht. Einfach so. Sank einfach zu Boden. Vorzusgweise sollte ein Verdächtiger bei Bewusstsein sein, wenn ihm seine Rechte vorgelesen werden, weshalb ich mich wieder auf Jay Lawrence konzentrierte.
    Er stand einfach da und sah ebenfalls nicht besonders gut aus. Hallo? Jay? Ihre Freundin ist gerade zusammengeklappt. Ich hätte mich um Mrs Parker gekümmert, aber Rourke steuerte schon auf uns zu. Ich blickte Jay Lawrence ins Gesicht.
    »Ich habe Grund zur Annahme, dass Sie ein Komplize waren. Dass sie Mrs Parker dabei geholfen haben, die Möbelkeile unter dem Regal zu entfernen. Wahrscheinlich vergangene Nacht, nachdem Sie aus Los Angeles hier eintrafen.« Ich unterbrach mich kurz. Dann ließ ich ihn wissen: »Das bedeutet, dass Ihr Alibi für heute Morgen, selbst wenn es stimmen sollte, Sie nicht entlastet, was die Mittäterschaft in einem versuchten Mord anbelangt.«
    Er fiel nicht in Ohnmacht, wurde aber sehr blass. Rourke war zu seinem Wagen gerannt und kam nun mit einem
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