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Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)
Autoren: Nelson DeMille
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Sekretärs verfügte und dass ich vielleicht ein kleines bisschen misstrauisch war.
    Vorerst konnte ich nicht viel mehr tun oder den beiden sagen. Aber zumindest hatte ich Jay Lawrence den Hinweis gegeben, dass er seinen Flug nach Atlanta wohl nicht würde antreten können. Ich konnte sehen, dass er leicht beunruhigt wirkte. Ich meine, wenn er sich das alles ausgedacht hatte – so wie in einem seiner Romane –, dann war er felsenfest davon überzeugt gewesen, dass es als Unfall durchgehen würde. Und er hatte wohl gehofft, dass man den Toten schon abtransportiert hatte, als er hier mit einer halben Stunde Verspätung auftauchen würde, und dass ein Schild in der Tür hängen würde: GESCHLOSSEN. Oder, sollte die Polizei noch vor Ort sein, dass man ihm sagen würde: »Es tut uns leid, aber es hat einen Unfall gegeben. Der Laden ist geschlossen.«
    Genau. Aber der ehemalige Bestsellerautor Jay K. Lawrence hatte sich eben niemals einen Detective John Corey ausdenken können, der einbestellt wurde, weil ein Streifenpolizist misstrauisch geworden war. Die Ironie an der Sache war, dass Jay Lawrences Polizist, der hartgesottene Rick Strong, klüger als sein Erfinder war. Dann wiederum waren weder Rick Strong noch Jay Lawrence so klug wie John Corey. Allerdings war ich nun auch mit meinen klugen Einfällen am Ende.
    Im Aufstehen sagte ich zu Mrs Parker: »Zu Ihrer Information, in Fällen wie diesem verlangt das Gesetz nach einer Autopsie. Es kann also zwei Tage dauern, bis die Leiche freigegeben wird. Sie sollten dementsprechende Vorkehrungen treffen«, riet ich ihr. Dann fügte ich noch hinzu: »Für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Gerichtsmediziner … weitere Untersuchungen durchführen will, werden Sie benachrichtigt.«
    Auch Mr Lawrence stand nun auf.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Ich blickte ihn direkt an.
    »Sie verstehen mich ganz genau.«
    Er sagte nichts, aber es war eindeutig, dass er nun wirklich unruhig wurde.
    Es war jetzt an der Zeit, Ruiz anzurufen und ihm die Botschaft zu übermitteln, dass ich den Unfall nun offiziell als Mordfall einstufte. Zwar gab es zwei Verdächtige, aber nicht genügend Beweismaterial, um sie festzuhalten. Tatsächlich gab es noch nicht einmal ausreichend Beweismaterial, um ihnen zu sagen, dass sie für die New Yorker Polizei als Personen von besonderem Interesse galten. Allerdings würde ich sie bitten, später zu mir auf die Wache zu kommen, um bei den Ermittlungen zu helfen.
    Aber wie so oft, genau in dem Moment, in dem man denkt, man habe seine letzte Karte gespielt, erinnert man sich an die Karte im Ärmel. An den Joker.
    »Der Gerichtsmediziner wird jeden Moment eintreffen. Bitte bleiben Sie bis dahin noch hier. Ich lasse einen Wagen kommen, der Sie nach Hause bringen wird, sobald der Gerichtsmediziner hier ist.«
    Mr Lawrence widersprach.
    »Sie sagten, wir könnten gehen. Und wir sind durchaus in der Lage, uns selbstständig um unseren Transport zu kümmern.«
    »Nun, ich habe meine Meinung geändert. Bleiben Sie auf dem Gelände, bis die Gerichtsmedizin hier eintrifft.«
    »Warum?« Mr Lawrence ließ nicht locker.
    »Weil der Gerichtsmediziner wahrscheinlich eine Identifizierung verlangen wird, Mr Lawrence«, erwiderte ich etwas brüsk. »Oder er wird ein paar Angaben zu den persönlichen Daten des Toten benötigen – Geburtsdatum, Wohnsitz und so weiter. Im Grunde genommen können Sie gehen. Mrs Parker muss hierbleiben.«
    Er antwortete nicht, sondern setzte sich wieder hin und nahm ihre Hand. Ein wahrer Gentleman. Vielleicht wollte er sie nicht allein mit mir zurücklassen. Officer Rourke saß noch immer hinter dem Verkaufstresen, dem Anschein nach ganz in seine Lektüre vertieft, aber ohne jeden Zweifel hatte er jedes Wort mitbekommen. Ich ging zu ihm und sagte: »Lassen Sie mich wissen, wenn der Gerichtsmediziner eintrifft, und schicken Sie ihn nach oben.« Ich zwinkerte ihm zu.
    Er nickte, und ich konnte sehen, dass sein Gehirn auf Hochtouren lief, als er sich fragte, was dieser brillante Kommissar wohl im Schilde führen mochte. Ich stieg die Wendeltreppe zu Otis Parkers Büro hoch und besah mir die Verletzungen an seinem Körper. Ich hatte richtig gelegen. Er hätte überleben können. Dann hätte er mir sagen können, was vorgefallen war.
    Aber ich wusste ohnehin schon, was vorgefallen war. Otis Parker hätte mir allerdings verraten können, wer ihm das angetan hatte.
    Ich habe schon erwähnt, dass Polizisten das Recht haben zu lügen. Die Hälfte aller
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