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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens
Autoren: Sandra Marton
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seine Tochter auf eine solche Reise mitzunehmen”, bemerkte Khalil verächtlich. “Die Frau hat sicher gedacht, Casablanca sei eine exotische Spielwiese, wo sie sich austoben kann.”
    Hassan zog die leicht ergrauten Augenbrauen hoch. “Natürlich, mein Herr. Schließlich kommt sie ja aus dem Westen.”
    “Was will sie überhaupt?”, erkundigte Khalil sich.
    “Mit Ihnen sprechen.”
    Khalil lachte laut auf, woraufhin Hassan sich ein mildes Lächeln gestattete. “Selbstverständlich habe ich ihr gesagt, dass das nicht möglich ist. Und dann meinte sie, Sam Bennett wünsche, das Dinner solle heute Abend stattfinden.”
    “Ach ja.” Khalil verzog amüsiert die Lippen. “Demnach hat Bennett beschlossen, den Termin doch einzuhalten?”
    “Er ist krank, Sir. Jedenfalls behauptet das die Frau. Jetzt will er einen Vertreter schicken. Ich vermute, das ist nur eine Entschuldigung, um das Gesicht nicht zu verlieren.”
    Khalil ging im Zimmer hin und her. “Ich rede nicht mit seinen Stellvertretern, Hassan.”
    Hassan senkte respektvoll den Kopf. “Nein, mein Herr. Aber das Angebot klingt ganz interessant. Joe Bennett, angeblich Vizepräsident der Gesellschaft, soll in die Bresche springen.”
    “Diesen Namen habe ich noch nie gehört.” Khalil kniff die Augen zusammen.
    Stirnrunzelnd nahm Hassan den Hörer wieder auf. “Eine Person dieses Namens ist uns nicht bekannt, Miss Bennett. Handelt es sich dabei um einen Verwandten Ihres Vaters?”
    “Mr. Hassan, wenn Sie mich kurz mit dem Prinzen sprechen lassen würden …”
    “Der Prinz redet nicht mit Untergebenen, genauso wenig wie er sich mit ihnen trifft”, entgegnete Hassan ungerührt. “Wenn Sie meine Frage beantworten, gebe ich die Information an den Prinzen weiter. Wenn nicht, dann ist das Gespräch hiermit beendet.”
    “Jo”, mischte Sam sich gebieterisch ein, “gib es auf. Du sollst aufgeben! Du hast es versucht und verloren.”
    “Miss Bennett, ich habe Sie etwas gefragt. Wer ist Joseph Bennett? Sam Bennetts Sohn?”, fragte Hassan, und seine Stimme klang jetzt ungeduldig und schneidend.
    Joanna schluckte krampfhaft und schloss kurz die Augen. “Ja”, antwortete sie schließlich und hoffte inständig, der Prinz würde ihr diese Notlüge verzeihen, sobald sie ihn davon überzeugt hatte, dass er so viel Geld bekommen würde, wie er brauchte, um glücklich zu sein. “Ja, so ist es, Sir.”
    “Einen Augenblick, bitte.” Hassan bedeckte die Sprechmuschel mit der Hand und schaute den Prinzen an. “Er ist Sam Bennetts Sohn.”
    “Sein Sohn”, murmelte Khalil vor sich hin. “Also ein junger Schakal statt des alten.” Er ging erneut ruhelos auf und ab, drehte sich dann um und blickte Hassan an. “Sagen Sie der Frau, dass Sie heute Abend zum Dinner mit ihrem Bruder kommen. Vielleicht irre ich mich ja, und der Sohn hat doch einen gewissen Einfluss.”
    Hassan lächelte. “Ausgezeichnet, mein Herr.” Dann sprach er wieder ins Telefon. “Miss Bennett?”
    “Ja?”, fragte Joanna blinzelnd.
    “Ich, Adym Hassan, Minister seiner Hoheit, des Prinzen Khalil, werde heute Abend zum vereinbarten Treffen erscheinen.”
    Joanna fasste den Hörer fester. “Aber …”
    “Um acht Uhr, wie vorgesehen, im Restaurant Oasis. Wie sagt man noch bei Ihnen, Miss Bennett? Entweder nehmen Sie an, oder Sie lassen es bleiben.”
    “Jo?”, erkundigte Sam sich mit erhobener Stimme. “Verdammt, Jo, was sagt er? Er lässt dich abblitzen, nicht wahr?”
    “Natürlich”, Joanna beugte sich tiefer über das Telefon, “um acht Uhr. In Ordnung. Vielen Dank, Sir.” Dann legte sie den Hörer auf, atmete tief ein und aus und wandte sich ihrem Vater zu. “Siehst du, das war doch gar nicht so schwierig”, sagte sie betont lebhaft.
    “Er wird tatsächlich mit dir vorliebnehmen?” Seine Stimme klang zweifelnd.
    Joanna nickte. “Ja, sicher, ich sagte es doch gerade.”
    Sam stieß hörbar die Luft aus. “Okay, okay. Dann wollen wir mal sehen, wie wir heute Abend das Beste aus der Sache herausholen.” Plötzlich grinste er übers ganze Gesicht. “Nicht schlecht, Kindchen, nicht schlecht.”
    “Nenn mich nicht
Kindchen.
Ich bin Vizepräsidentin Jo Bennett, wenn du nichts dagegen hast”, entgegnete Joanna lächelnd.
    “Vizepräsident Joseph Bennett”, dachte sie und schauderte. Das versprach interessant zu werden, wenn der Minister Adym Hassan feststellen musste, dass sie ihn belogen hatte.
    Ähnliche Gedanken gingen auch Hassan durch den Kopf, während er den Hörer
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