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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens
Autoren: Sandra Marton
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er meinen Ruf zerstört”, vollendete Khalil den Satz mit ausdrucksloser Stimme.
    “Er weiß, dass es falsch war”, erklärte Joanna. “Ich schwöre dir …”
    “Aber du hast nicht zugelassen, dass er diese Lügen verbreitet.”
    Plötzlich war ihr die Kehle wie zugeschnürt. “Ich … ich hielt es für ungerecht.”
    Khalil ließ die Hände langsam über Joannas Schultern gleiten. “Deshalb hast du zweihundert Millionen Menschen erzählt, du seist freiwillig mit mir gegangen.”
    Joanna fühlte sich auf einmal ganz unbehaglich. “Bitte geh jetzt, Khalil.”
    “Nein. Erst wenn du mir alle Fragen beantwortet hast.”
    “Das habe ich bereits. Du wolltest wissen, ob mein Vater und ich …”
    “Ich möchte von dir erfahren, warum du der gesamten amerikanischen Bevölkerung anvertraut hast, dass du mich liebst”, sagte er mit sanfter Stimme.
    “Es war … ich meine … ich dachte, es sei …” Hilflos blickte sie ihn an. “Es fiel mir nichts Besseres ein.”
    “Ach.”
    “Ja, genau.” Joanna schluckte heftig. “Natürlich darfst du es nicht ernst nehmen, wenn du das meinst.”
    Er schaute sie nachdenklich an. Für ihn war sie immer noch die schönste Frau der Welt. Und wie hätte für ihn ein Leben ohne sie ausgesehen? Er lächelte und strich mit dem Daumen sanft über ihre Unterlippe. Als er Joanna in Jandara das letzte Mal in die Augen geblickt hatte, war sein Herz so von Schmerz und Qual erfüllt gewesen, dass er für alles andere blind gewesen war.
    Doch im Laufe der Zeit hatte er die Überzeugung gewonnen, dass er an jenem schrecklichen Morgen vor drei Monaten viel zu voreilig und unüberlegt geurteilt hatte. Wochenlang träumte er jede Nacht von ihr und musste unentwegt an sie denken. Nun hatte er einen Vorwand gefunden, um nach New York zu fliegen – im Grunde seines Herzens war ihm bewusst, dass er vor allem deshalb gekommen war, um Joanna wiederzusehen und die Wahrheit herauszufinden.
    Und in Joannas grünen Augen, in denen Tränen standen, las er die Wahrheit, die er suchte. Er war sich ziemlich sicher, jedenfalls sicher genug, um etwas zu tun, das er noch nie im Leben getan hatte – er war bereit, seinen Stolz zu vergessen und Joanna seine Gefühle zu gestehen.
    “Stimmt es wirklich nicht?”, fragte er leise.
    Joanna schluckte noch einmal heftig. “Was?”
    “Dass du mich liebst.”
    Sie schloss die Augen. “Khalil, bitte tu mir das nicht …”
    “Ich glaube, du hast nur ein einziges Mal die Unwahrheit über deine Gefühle für mich gesagt, und zwar an jenem Morgen vor der Höhle.”
    Sie schaute ihn erstaunt an. “Du irrst dich. Ich liebe dich nicht. Ich habe dich …”
    Er neigte den Kopf und strich ganz sanft mit den Lippen über ihre. “Wie konnte ich nur so blind sein? Du wolltest wirklich nur mein Leben retten, als du Abu gegenüber so getan hast, als könntest du mich nicht ausstehen, nicht wahr, Joanna?”
    Sie sah ihm in die tiefblauen Augen. “Wenn ich die Unterhaltung jetzt beende, würde ich meinen Stolz bewahren. Ich könnte zugeben: Ja, so ist es, das heißt aber noch lange nicht, dass ich dich liebe. Es war selbstverständlich für mich, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um dir zu helfen”, überlegte sie.
    “Joanna.” Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und zwang sie, ihn anzuschauen. Und als sie seinem liebevollen Blick begegnete, fühlte sie sich mit einem Mal ganz beschwingt. “Mein Liebling”, flüsterte er. “Wird es leichter für dich, die Wahrheit zu gestehen, wenn ich es zuerst tue?” Er küsste sie wieder, und seine Lippen fühlten sich warm und weich an ihren an. “Ich liebe dich, Joanna. Ich liebe dich von ganzem Herzen.”
    Sie hielt die Luft an und glaubte zu träumen. “Was?”
    “Warum habe ich dich wohl bei mir festgehalten, nachdem ich erfahren hatte, dass dein Vater nicht bereit war, über deine Freilassung zu verhandeln?”
    “Nun, weil … weil …”
    Lächelnd zog er sie in die Arme. “Ich weiß, es war falsch. Aber ich konnte dich einfach nicht gehen lassen, denn ich hatte mich in dich verliebt. Ich habe nie aufgehört zu hoffen, dass du mich eines Tages genauso lieben würdest wie ich dich.”
    Joanna hatte das Gefühl, das Herz würde ihr vor Freude zerspringen. “Oh, mein Liebling”, flüsterte sie. “Mein Liebling …”
    Er hielt sie fest an sich gepresst und brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. Dann seufzte er und streichelte ihr Gesicht außerordentlich zärtlich.
    “In der Nacht in der Höhle habe
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