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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens
Autoren: Sandra Marton
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Tür. “Wie kannst du es wagen?”
    “Das ist Amerika”, erwiderte Khalil und lächelte kühl. “Hier ist alles erlaubt. Hast du mir das nicht einmal erzählt?”
    “Nein, ganz bestimmt nicht. Ich …” Sie sprach nicht weiter.
    Khalil war ähnlich angezogen wie am allerersten Abend. Er trug einen dunklen Anzug mit einem weißen Hemd darunter. Doch irgendwann im Verlauf der Nacht hatte er offenbar die Krawatte abgelegt und die oberen Knöpfe des Hemds geöffnet. Außerdem hatte er sich das Jackett lässig über die Schultern gelegt. Er sah umwerfend gut aus. Bei seinem Anblick wurde ihr ganz schwach in den Knien.
    Krampfhaft hielt sie das Seidennegligé am Hals zusammen. “Ich kann dich nicht hereinlassen.”
    Er lächelte, und dabei blitzten seine weißen Zähne auf. “Nein?”
    “Nein. Das ist mein Apartment und …”
    Unbeeindruckt ging er an ihr vorbei und warf die Tür hinter sich zu.
    “Du verdammter Kerl!”, rief Joanna hinter ihm her. “Ich will dich nicht in meiner Wohnung haben! Verschwinde!”
    Khalil schüttelte den Kopf. “Nein”, stellte er fest.
    Einfach
Nein,
nur dieses eine Wort, dazu dieser überhebliche, anmaßende Ton in seiner Stimme!
    Joanna warf entschlossen den Kopf zurück. “Nun, dann werde ich dich hinauswerfen lassen! Der Portier hat wahrscheinlich ohnehin schon die Polizei angefordert …”
    “Der Portier”, begann er gedehnt, “unterhält sich momentan angeregt mit meinem Minister!” Er verschränkte die Arme vor der Brust und nahm diese arrogante Haltung ein, die für ihn so typisch war. “Wusstest du, dass er nur einen Steinwurf von Hassans Geburtsort entfernt zur Welt gekommen ist?”
    “Hassan soll in Brooklyn geboren sein?”
    Khalil lächelte. “Das darfst du nicht so eng sehen! Tatsache ist, ein Cousin von Hassan stammt aus Brooklyn.”
    Joanna hob trotzig das Kinn. “Von mir aus könnt ihr, du und Hassan, eine ganze Reihe von Cousins haben, die …”
    “Wir haben den Abend auf einer Dinnerparty verbracht, Joanna.”
    “Wie schön für euch”, entgegnete sie zuckersüß. “Es freut mich außerordentlich für euch beide.”
    “Erst vor ungefähr einer halben Stunde bin ich ins Hotel zurückgekommen. Als ich das Fernsehen einschaltete und die Nachrichten sah …”
    “Es gibt bestimmt viele Leute, die daran interessiert sind, zu erfahren, wie du den Abend verbracht hast, Khalil. Aber ich …”
    “Ich habe eure Pressekonferenz gesehen.”
    Joanna wurde ganz blass. “Welche Pressekonferenz?”, fragte sie gespielt forsch. “Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest.”
    “Diese aufschlussreiche Versammlung von Reportern vor dem Palast-Hotel, das meine ich.” Auf seinen Lippen lag ein kühles Lächeln.
    “Das war keine Pressekonferenz, sondern eine Zirkusvorstellung. Wenn das alles ist, was du …”
    “Was seid ihr doch für ein cleveres Gespann, du und dein Vater, Joanna.”
    Verständnislos blickte sie ihn an. “Wie bitte?”
    “Ihr gebt vor laufenden Kameras zwei ganz verschiedene Versionen von ein und derselben Geschichte ab, die sich jedoch gleichermaßen faszinierend anhören.” Khalil kniff die Augen zusammen. “Eine raffiniert ausgedachte Aktion, um Bennettco zu mehr Publicity zu verhelfen, nicht wahr?”
    “Was sagst du da?” Joanna brach in Lachen aus. “Du glaubst also, Sam und ich hätten eine gut inszenierte Show abgezogen?”
    “Etwa nicht?”
    “Nein, natürlich nicht. Wozu sollte das gut sein?”
    “Was weiß ich? Vielleicht ist der Wert der Bennettco-Aktien drastisch gesunken, sodass ihr euch etwas einfallen lassen musstet. Eine Schlagzeile zur rechten Zeit könnte den Kurs wieder steigen lassen.”
    Joanna schüttelte den Kopf. Sie konnte kaum glauben, was sie hörte. “Du würdest großartig mit meinem Vater auskommen, mit dieser hinterhältigen Denkweise.”
    “Hast du die Sache denn nicht geplant und vorbereitet?”
    “Nein. Ich hatte sowieso nichts damit zu tun. Mein Vater …” Mitten im Satz hielt sie inne, während ihr die Röte in die Wangen stieg. “Hör zu, wenn du nur deshalb hier bist …”
    “Warum, Joanna?” Er ging rasch auf sie zu und packte sie bei den Schultern. “Warum lag ihm so viel daran, dass du behaupten solltest, ich hätte dich misshandelt?” Seine Miene verdüsterte sich. “Das wäre das Allerletzte, was ich jemals tun würde.”
    “Genau das habe ich Sam auch gesagt. Er hatte jedoch diese verrückte Idee, dass er die Entwicklung in Jandara beeinflussen könnte …”
    “Indem
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