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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens
Autoren: Sandra Marton
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ganz im Gegensatz zu Joanna. Deshalb fuhr er sie scharf an: “Joanna, warte!”
    Sie ignorierte ihn jedoch, stieg aus und fand sich wieder vor einem Meer von Kameras und Mikrofonen.
    “Miss Bennett!” Jemand hielt ihr ein Mikro vors Gesicht. “Ist es wahr, dass der neue Herrscher von Jandara Sie entführt und als Geisel festgehalten hat?”
    Joanna verspannte sich sogleich. “Woher haben Sie …”
    “Stimmt es, dass er von Ihrem Vater Bestechungsgeld verlangt hat und Sie nur deshalb kidnappte, weil Ihr Vater sich weigerte zu zahlen?”
    Sie wirbelte zu Sam herum, der hinter ihr herkam. “Ist das dein Werk?”, erkundigte sie sich leise.
    “Darüber reden wir später, wie du selbst vorhin gesagt hast.”
    “Antworte mir! Hast du es inszeniert oder nicht?”
    “Er bekommt nur das zurück, was er mir angetan hat, Jo”, flüsterte Sam ihr zu. “Khalil ist in New York auf der Suche nach Geldgebern. Jetzt bin ich an der Reihe zuzuschlagen.”
    Joanna zitterten die Lippen vor Zorn. “Nur um deine Rachegelüste zu befriedigen, erzählst du ungeniert Lügen über Khalil und lässt es zu, dass die Medien über mich herfallen?”
    Sam sah sie sekundenlang starr an. “Geschäft ist Geschäft, Joanna. Weshalb geht dir das nicht in den Kopf?” Er schob sich so geschickt an ihr vorbei, dass es aussah, als wollte er sie vor den Presseleuten schützen. Dann warf er theatralisch die Hände in die Höhe. “Meine Tochter kann noch nicht darüber sprechen, es regt sie zu sehr auf. Deshalb werde ich Ihnen die Fragen beantworten”, erklärte er.
    Er ließ eine Hasstirade gegen Khalil vom Stapel, behauptete, Bennettco habe die Zahlung von Bestechungsgeld verweigert, und beschuldigte Khalil, im Gegenzug Joanna entführt und schließlich noch ein hohes Lösegeld gefordert zu haben.
    Plötzlich wurde es Joanna zu viel. “Nein”, warf sie mutig ein, und alle Kameras richteten sich wieder auf sie. Sam warf ihr einen warnenden Blick zu.
    “Wir haben uns nur deshalb entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil es meine Tochter nicht mit ansehen kann, wie Khalil die Banken täuscht …”, fuhr er fort.
    “Nein”, rief Joanna mit erhobener Stimme. “Das stimmt überhaupt nicht!”
    “Sehen Sie nun, was dieser Schuft ihr angetan hat?” Sam brüllte fast. “Sie hat immer noch Angst, darüber zu reden, wie er sie gefangen hielt, geschlagen hat und …”
    “Das sind lauter Lügen!” Entschlossen drängte Joanna sich vor ihren Vater. “Prinz Khalil hat weder Bestechungsgeld noch Lösegeld gefordert. Er ist ein ehrenwerter und anständiger Mann. Leider versucht mein Vater, seinen Namen in den Schmutz zu ziehen!”
    Sekundenlang herrschte Schweigen. Schließlich rief ihr jemand zu: “Anständige Männer entführen keine Frauen!”
    Einige kicherten und lachten. Joanna hob selbstbewusst das Kinn und blickte in die Kameras. “Er hat mich nicht entführt”, erklärte sie mit fester Stimme.
    “Ihr Vater hat es aber behauptet. Wie war es denn wirklich, Miss Bennett?”
    Hatte Khalil damals in jener Nacht nicht gesagt, jeder würde ihm glauben, wenn er die Sache so hinstellte, als wäre sie freiwillig mit ihm gegangen? Joanna atmete tief ein.
    “Ich war bei Khalil, weil ich es so wollte. Der Prinz hat mich gebeten, mit ihm zu kommen, und ich tat es.” Ihre Stimme klang immer überzeugender.
    In dem allgemeinen Stimmengewirr verstand sie kaum eine der vielen Fragen. Schließlich gelang es einem der Reporter, sich gegen die Menge durchzusetzen. “Sie hassen also den Falken des Nordens nicht, oder?”
    “Nein”, antwortete Joanna wahrheitsgemäß. “Ich hasse ihn nicht”, bekräftigte sie.
    “Was denn?”, wollte ein anderer wissen.
    Joanna zögerte. “Ich …” Sie blickte in die unzähligen Kameras. Was empfinde ich eigentlich für ihn?, überlegte sie.
    Eine Reporterin bahnte sich rücksichtslos den Weg durch das Gewühl und hielt Joanna das Mikrofon vor den Mund. “Lieben Sie ihn?”, fragte die Frau direkt.
    Nachdenklich blickte Joanna sie an. Ich muss diese grenzenlose Falschheit und die Lügen beenden, dachte sie. “Ja, ich liebe ihn”, entgegnete sie schließlich mutig.
    Hinter ihr stöhnte Sam entsetzt auf. Noch mehr Fragen prasselten auf sie herab, jeder wollte gleich eine Antwort haben. Mit einem Mal wurde es ihr zu viel, sie drehte sich um und flüchtete in das leere Taxi, aus dem soeben Hotelgäste ausgestiegen waren und das zufällig noch am Straßenrand stand.
    Joanna spazierte auf der
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