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Der Falke des Nordens

Der Falke des Nordens

Titel: Der Falke des Nordens
Autoren: Sandra Marton
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Erregung durchfuhr sie, doch äußerlich blieb sie ruhig und gelassen. “Ich bin überzeugt, ich habe eine gute Chance”, antwortete sie.
    “Weil du ihm sagen wirst, dass du meine Tochter bist?”
    “Nein, weil ich ihm sagen werde, dass du krank bist, dir dieses Treffen jedoch viel zu wichtig ist, um es einfach abzusagen. Und weil ich ihm erklären werde, dass ich in der Firma nach dir die Nummer zwei bin und du mir in jeder Hinsicht vertraust.”
    Sam verzog die Lippen. “So einfach, hm?”
    Natürlich gab sich Joanna keinen Illusionen hin. Es war bestimmt nicht so einfach, ganz besonders nicht in einem Land, in dem Tradition und Fortschritt miteinander wetteiferten. Aber sie hatte nicht die Absicht, ihre Bedenken zu äußern. “Meiner Meinung nach ja”, sagte sie deshalb nur.
    Sie wagte kaum zu atmen, während Sam sie finster musterte. Schließlich nickte er und wies aufs Telefon. “Okay.”
    “Okay was?”, fragte Joanna ruhig, doch ihr Puls raste, und sie glaubte, ihr Herz pochen zu hören.
    “Ruf den Prinzen an. Wenn es dir gelingt, mit Khalil persönlich zu reden und er damit einverstanden ist, dass du mich beim Dinner vertrittst, dann ist die Sache abgemacht.”
    Joanna lächelte. “Lass uns erst die Bedingungen festlegen.”
    “Hast du kein Vertrauen zu deinem Vater?”
    “Du hast mich so erzogen, niemals etwas zu unterschreiben, ohne es mindestens zweimal gelesen zu haben.” Sie sah, wie es in seinen Augen aufleuchtete. “Also, erstens ernennst du mich zur Vizepräsidentin von Bennettco, zweitens werde ich diese Aufgabe selbständig und eigenverantwortlich ausführen, und drittens …”
    Sam wehrte ab und warf theatralisch die Hände in die Höhe. “Ist ja schon gut. Ruf den Mann an. Dann werden wir sehen, ob du wirklich so gut bist, wie du glaubst.” Er reichte ihr einen Notizblock vom Nachttisch mit Khalils Nummer.
    Am liebsten hätte Joanna in ihrem Zimmer telefoniert, was Sam ihr jedoch sogleich wieder als Schwäche ausgelegt hätte. Deshalb blieb sie, wo sie war, und wählte langsam. Plötzlich wurde ihr ganz flau im Magen. Doch weil Sam sie aufmerksam beobachtete, lächelte sie nur kühl, ließ sich in den Sessel neben dem Bett sinken und schlug lässig die Beine übereinander. Am anderen Ende läutete es mehrere Male, und schließlich meldete sich jemand mit tiefer Stimme. Von dem ganzen Wortschwall verstand sie nur das eine Wort
Hassan.
    “Guten Abend, Mr. Hassan. Hier spricht Joanna Bennett, Sam Bennetts Tochter”, stellte sie sich vor.
    Falls Hassan überhaupt überrascht war, verbarg er es geschickt. “Ah, Miss Bennett”, antwortete er in perfektem Englisch, “es ist mir eine Ehre. Was kann ich für Sie tun?”
    Nachdem sie einige Höflichkeiten mit ihm ausgetauscht hatte, atmete sie tief ein und kam zur Sache. “Mr. Hassan, ich möchte gern mit dem Prinzen sprechen.”
    “Es tut mir leid, das ist unmöglich, Miss Bennett. Wenn Sie eine Nachricht für ihn hinterlassen wollen, dann werde ich sie ihm gern ausrichten.” Hassans Stimme klang sehr geschäftsmäßig.
    Joanna fühlte sich unbehaglich, denn ihr Vater blickte sie unverwandt an, und seine Lippen umspielte ein selbstgefälliges Lächeln. “Gib es auf, Baby”, forderte er sie auf. “Ich habe dir gleich gesagt, dass du nichts erreichst.”
    “Mr. Hassan, ich möchte dem Prinzen versichern, dass mein Vater nur deshalb nicht zum Dinner kommen kann, weil er plötzlich krank geworden ist. Bedauerlicherweise hat Mr. Ellington die Anweisungen meines Vaters falsch verstanden. Anstelle meines Vaters wird selbstverständlich sein Stellvertreter Jo Bennett den Termin mit dem Prinzen wahrnehmen”, erklärte sie ruhig.
    “Einen Augenblick bitte, Miss Bennett”, sagte Hassan.
    Joanna schöpfte Hoffnung. Sie lächelte Sam betont freundlich an. “Er stellt mich zum Prinzen durch”, behauptete sie.
    In der eleganten königlichen Suite des Hotels Casablanca blickte Prinz Khalil seinen Minister fragend an. “Was für ein Mensch ist dieser Sam Bennett eigentlich? Er lässt seine Tochter für sich sprechen.” Khalil verschränkte die Arme vor der Brust, und seine dunkelblauen Augen leuchteten wie Saphire in dem edlen gebräunten Gesicht. “Er ist offenbar beunruhigt”, fügte er zufrieden hinzu und lehnte sich gegen die Wand.
    “So sehe ich es auch, mein Herr. Wahrscheinlich ist er bereit, unseren Wünschen entgegenzukommen, sonst hätte er nicht eine Frau um Vermittlung bitten müssen.”
    “Es ist ziemlich dumm von ihm,
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