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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts
Autoren: Gillian Bradshaw
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packte meinen Speer.
    »Nein!« schrie die Gestalt. »Häuptling. Fürst.«
    Ich schaute genauer hin und sah, daß es kein Sachse war, der mich aus dem Hinterhalt überfallen wollte. Es war nur eine zerlumpte britische Frau. Eine arme Frau, wenn sie meinte, daß ich wie ein »Fürst« aussah. Ich senkte meinen Speer und hielt Ceincaled an.
    »Was gibt’s?« wollte ich wissen. Ich wollte endlich ins Lager kommen.
    »Fürst, verzeih mir. Ich habe dich auf dem Hügel gesehen, und ich hatte Angst. Aber als du auf das Lager zurittst, da wußte ich, du mußt einer von den Männern des Drachen sein. Deshalb dachte ich mir, ich muß ihn anhalten.«
    »Wozu?«
    Sie kam näher heran und packte meinen Fuß. Sie war etwa Mitte Dreißig, und ihr Haar war grau. Ihr Gesicht zeigte tiefe Falten. Die Frau eines armen Bauern.
    »Fürst.«
    »Was gibt’s denn?« fragte ich wieder. »Der Pendragon nimmt keine neuen Diener an, wenn es das ist, was du wissen willst.« Es war unwahrscheinlich, daß sie deshalb in solch einer Nacht hergekommen war, aber möglich war es schon.
    »Nein, Fürst. Es geht um meinen Mann. Ich habe gehört, daß es im Lager des Drachen von Britannien ausgebildete Ärzte gibt.«
    Ich schaute sie mitleidig an. »Ist dein Mann verletzt?«
    »Ja, großer Herr. Einige der Sachsen, die der Drache forttreibt, sind zu unserem Haus gekommen und wollten Essen haben. Mein Mann wollte ihnen nichts geben, und sie haben ihn mit der Waffe niedergeschlagen und sind geflohen. Unser Clan kann ihm nicht helfen. Ich habe gehört, daß der Drache fähige Heiler hat.«
    »Wo ist euer Hof?«
    Sie zeigte den steilen Hang des Hügels hinunter, nach Osten. Ich schaute den Westhang hinab zu Artus’ Lager, und ich seufzte.
    »Wann ist es passiert? Kann man deinen Mann bewegen?«
    »Nein, großer Herr. Es war heute, um die Mittagszeit. Die schmutzigen Mörder sind geflüchtet, nachdem sie meinen Mann niedergeschlagen hatten, und sie haben die Pferde mitgenommen. Aber er konnte kein Pferd reiten, er ist zu krank. Und wir haben keine Wagen. Fürst.« Sie schüttelte meinen Fuß - »mein Mann ist verletzt. Er wird sterben, wenn ich keinen Arzt finde. Die Ärzte im Lager sagen, sie haben Arbeit zu erledigen und können nicht kommen, und ich müßte meinen Mann zu ihnen bringen. Du hast ein schnelles Pferd. Hilf mir!«
    »Nun gut. Zeig mir den Weg zu eurem Hof.«
    Sie packte meinen Fuß mit beiden Händen. »Mögen die Götter dich segnen, großer Herr! Möge Christus und alle Götter dich segnen! Es geht dort hinunter, über den Pfad, und dann weiter nach.«
    »Du mußt mir den Weg zeigen«, wiederholte ich. Pfade auf dem Land sind unbrauchbar für einen Fremden. »Komm.« Ich streckte die Hand aus. »Mein Pferd kann zwei tragen.«
    Sie starrte mich an. »Fürst, ich habe noch nie.«
    Ich seufzte, saß ab und half ihr hoch - Ceincaled mochte das gar nicht. Er scheute und schnaubte -, und dann saß ich hinter ihr auf. Sie zeigte mir den Weg, und der Pfad war schlecht. Ich brauchte fast eine Stunde, bis ich den Hof erreichte, und die Frau war ungeheuer beeindruckt über die Geschwindigkeit unseres schneckenlangsamen Ritts. Ihre Verwandten warteten schon.
    »Aber das ist kein Arzt!« sagte ein alter Mann, der offenbar die Unruhe des ganzen Clans ausdrückte, denn alle nickten und begannen zu murmeln.
    »Er ist ein großer Fürst«, sagte die Frau und glitt von Ceincaled herab. »Ich habe ihn auf dem Hügel gefunden, nachdem die Ärzte im Lager schon sagten, sie hätten viele Verwundete zu pflegen und könnten nicht kommen. Er hat ein Pferd, das schnell ist wie der Westwind auf den Bergen« - Ceincaled warf den Kopf hoch und schüttelte den Regen aus der Mähne -»und er will uns helfen, Gwilym zu den Ärzten zu bringen.«
    »Gwilym kann nicht transportiert werden«, sagte der alte Mann.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich habe ein bißchen Ahnung von der Heilkunst. Laßt mich euren Verwandten sehen - und bringt mein Pferd aus dem Regen.«
    Sobald ich Gwilym sah, wußte ich, daß es hoffnungslos war. Der sächsische Speer war glatt durch seinen Körper gedrungen, schräg durch die Lungen. Es war ein Wunder, daß er noch immer lebte, aber er würde mit Sicherheit nicht am Leben bleiben.
    Die Frau schaute mich hoffnungsvoll an. »Was willst du tun, Fürst?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß ich irgend etwas tun
    kann.«
    Der alte Mann nickte. »Siehst du? Ich habe ja gesagt, zieh den Speer selbst heraus und besorge dir einen neuen
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