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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts
Autoren: Gillian Bradshaw
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sah, wie die anderen sie angespannt beobachteten. Ja, es war auf jeden Fall richtig, wenn ich ging.
    »Nein, Herr«, antwortete ich ruhig. »Ich bin zurückgekommen, um euch Lebewohl zu sagen. Morgen will ich nach Norden reiten und sehen, ob ich nicht diesen Winter zu den Orkneys zurückkehren kann.«
    Agravain zog zischend den Atem ein. »Gawain, was meinst du.«
    »Was sagst du da?« wollte Artus wissen.
    »Was meinst du denn, was du hier eigentlich machst?« fragte Cei wütend.
    »Aber Artus hat gesagt, daß er dich akzeptieren will«, meinte Agra-vain. »Du hast es dir verdient; du hast gewonnen.«
    »Artus wird mich akzeptieren, weil er auf ehrenhafte Weise keine andere Wahl hat.« Ich schaute dem Hohen König fest in die Augen.
    Der nickte. »Ich streite es nicht ab. Ich habe dein Schwert benutzt, weil ich mußte, und du bist in meinem Dienst verwundet worden. Aber was hoffst du mit diesem Gerede zu gewinnen?«
    »Nichts. Jetzt noch nicht.« Ich wünschte mir, daß ich es ihm am nächsten Morgen sagen könnte.
    »Du hast dir den Platz bei uns schon tausendmal verdient«, sagte Agravain. »Was soll das heißen, du gehst nach Norden?«
    »Ich will nicht akzeptiert werden, nur weil Artus durch seine Ehre dazu gezwungen ist«, sagte ich. »Wenn du willst, dann kannst du ja sagen, ich bin zu stolz dafür.«
    »Das verstehe ich überhaupt nicht mehr«, meinte Cei laut.
    Seine Stimme war hoch vor Ärger. »Den ganzen Sommer hängst du hier herum und wartest darauf, daß Artus dir einen Platz anbietet. Die Hälfte der Könige in Britannien lehnst du ab. Und jetzt, wo du akzeptiert wirst, da willst du es wieder nicht akzeptieren. Du bist wie ein Falke, der sich große Mühe macht, einen Vogel zu fangen, und der ihn dann nicht frißt. Bei den Hunden von Yffern, die Familie läßt sich so leicht nicht auf die Seite schieben!«
    »Willst du denn, daß ich bei euch bleibe? Wenn das der Fall ist, dann bist du wie der gleiche Falke, der den ganzen Sommer versucht, mich zu vertreiben, und dann, wo ich bereit bin.«
    Cei stierte mich an. »Du beleidigst uns alle, und mich am meisten. Ich hätte nicht übel Lust.«
    »Was würde das schon nützen?« fragte ich müde. »Wenn wir zu Fuß kämpfen, dann gewinnst du. Wenn wir zu Pferd kämpfen, dann gewinne ich. Jeder weiß das. Wir würden also nichts damit beweisen. Und ich hatte nie vor, dich zu beleidigen. Du bist ein edler, tapferer Mann, und ich wäre ein Narr, wenn ich dich beleidigen wollte.«
    Cei zwinkerte, als ob ich ihm eine Ohrfeige verpaßt hätte. »Du bist wahnsinnig.«
    Ich zuckte die Achseln. »In der Schlacht ja. - Niemand könnte glauben, daß ich die Familie verlassen will, um eine bessere Truppe zu finden. Es gibt ja keine.«
    »Warum willst du dann weg?« wollte Agravain wissen.
    »Wenn ich ehrenhaft bleiben will, was kann ich dann anderes tun?«
    »Was denkst du damit zu gewinnen?« fragte Artus wieder. »Oder hast du es schon gewonnen? Wirst du jetzt auf die Orkneys zurückkehren und deiner Mutter erzählen, daß der Hohe König von Britannien dir einen Platz in seiner Truppe angeboten hat und daß du diesen Platz ablehnst, wie ein Bauer, der keine faulen Eier kaufen will?« Seine Stimme klang flach, aber sie hatte die Schärfe der kalten Wut.
    Mir fiel wieder ein, wie großartig er war, und sein Zorn tat mir weh. Das, verbunden mit meinem Schmerz und meiner Müdigkeit, zwang mich dazu, deutlicher zu werden, als ich wollte. »Herr«, sagte ich langsam, »ich bin nicht der Diener der Königin der Finsternis. Ich will gehen, weil ich mich dennoch so benommen habe. Ich habe deine Familie geteilt, die Truppe, auf der das Schicksal von Britannien ruht, genau so, wie Morgas sich das gewünscht hätte. Herr, ich kann nicht sagen, daß ich alles verstehe, aber ich werde meinen Herrn, das Licht, nicht betrügen. Es ist einfacher, Hoher König, wenn ich gehe. Du hast mir den Platz jetzt angeboten, und ich habe ihn abgelehnt. Niemand kann sagen, daß du mir unrecht getan hättest, denn es ist mein eigener freier Wille. Die Familie wird wieder zusammenheilen.«
    »Aber du bist der beste Reiter der Familie!« sagte Agravain. »Du kannst nicht weg.«
    »Ich kann. Und dann werde ich eben der beste Reiter anderswo werden.« Ich schluckte ein bißchen mehr Met und rieb mir mit meiner freien Hand das Gesicht. »Ich werde gehen, und damit basta. Laßt uns von etwas anderem reden.«
    Eine lange, lange Minute saßen alle still da und starrten mich an. Ich begann zu essen und
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