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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts
Autoren: Gillian Bradshaw
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einen Umweg gemacht. Du wolltest einem Mann helfen, den du nicht kanntest und dem man nicht helfen konnte.«
    »Ich wußte ja nicht, daß er so schlimm verwundet war.«
    »Aber als du es wußtest, da hast du trotzdem versucht zu helfen. Du hättest keinen Vorteil davon haben können, du konntest nichts gewinnen. Es war sinnlos, aber ehrenhaft und mitleidig. Danach konnte kein Zweifel mehr bestehen. Du warst das, als was du dich die ganze Zeit bezeichnet hattest. Und ich hatte die Rolle eines Narren und eines Tyrannen gespielt.«
    Er kam zu mir herüber und legte mir die Hand auf die Schulter. »Ich habe gesagt, es tut mir leid, und ich sage es noch einmal. Vielleicht hast du nicht länger den Wunsch, einen Platz in meinem Dienst einzunehmen. Dennoch glaube ich, da du mir angeboten hast zu gehen, daß es keine weitere Teilung mehr in meiner Truppe gäbe, wenn ich dich bitte, zu bleiben. Und Cei hast du sehr gründlich entwaffnet.« Er grinste plötzlich, wenn auch ziemlich zittrig. Etwas von dem Licht kam wieder in seinen Blick. »Mit Beleidigungen wird Cei fertig, aber nicht damit, daß man ihm sagt, er sei edel und mutig. Ich glaube, er hofft, daß niemand das herausfindet. Und er schafft es auch, wenn er streitsüchtig genug ist.« Artus wurde wieder ernst. »Deshalb - wenn du noch bleiben möchtest« - er suchte nach Worten - »es gibt Arbeit genug zu tun, mehr als genug. Und ich wäre sehr froh, wenn du bliebest.«
    Ich schwieg einen Augenblick, und Artus beobachtete mich mit festem Blick, halb hoffend. Seine Hand lag noch immer auf meiner Schulter, fast, als ob er mich prüfen wollte.
    »Mein Herr«, sagte ich endlich, »wenn jemand dir Britannien anböte, wenn das Imperium wieder eingesetzt wäre, und du könntest ganz Erin und Kaledonien und außerdem noch Kleinbritannien haben, und die Straßen nach Rom wären offen - würdest du dann annehmen?«
    Artus grinste langsam. Dann umarmte er mich linkisch, noch immer fast prüfend, aber ich begriff, daß er nicht mich prüfte, sondern sich selbst. Ich erwiderte seine Umarmung, dann kniete ich nieder und küßte seine Hand und den Siegelring, den er am Finger trug.
    »Herr«, sagte ich, »ich habe mir gewünscht, für dich kämpfen zu können, schon lange, lange. Seit damals, als ich erfuhr, daß du für das Licht kämpfst. Und es wäre besser, gegen die Finsternis kämpfend zu sterben, als lange zu leben und Siege zu gewinnen, die keinen Sinn haben. Wie könnte ich mir mehr wünschen? Von jetzt an wird es nur noch Siege geben.«
    »Wenn Gott will. Ich glaube, wir haben irgendwie schon Siege gewonnen. Komm.« Er half mir auf die Beine, umarmte mich noch einmal und verließ dann schnell das Zelt.
    Die anderen warteten noch immer bei Ceincaled und dem beladenen Packpferd. Sie diskutierten irgend etwas, aber sie hörten sofort auf, als sie Artus und mich kommen sahen. Artus blieb stehen, betrachtete die Pferde und verkündigte dann ruhig: »Ihr könnt dafür sorgen, daß sie wieder abgeladen werden. Gawain ap Lot hat eingewilligt, zu bleiben und mir den Eid zu schwören. Ich habe ihn dazu gedrängt.«
    Agravain schaute Cei an, dann Bedwyr, dann mich. Ich nickte. Da stieß er einen Freudenschrei aus. »Gottes Lob, bei der Sonne!« Er umarmte mich, klopfte mir auf den Rücken. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr - du änderst deine Meinung, Artus überlegt es sich anders, du überlegst es dir wieder anders -, aber mir soll’s recht sein, solange du nicht wieder von vorne anfängst«, sagte er auf irisch. »Und jetzt haben wir wirklich gewonnen«, fügte er auf britisch hinzu, ließ mich los und starrte Cei an.
    Cei zuckte die Achseln und beäugte mich. Dann lächelte er plötzlich. »Es ist eine gute Nachricht. Verdammt, du bist wirklich ein Teufel von einem Kämpfer, Vetter.«
    Bedwyr schaute von mir zu Artus hinüber, und dann, als Artus auch nickte, lächelte er langsam. »Ich bin froh.«
    »Sehr gut«, sagte Artus trocken. »Es freut mich, daß meine Entscheidung euren Beifall findet. Ihr drei könnt Zeugen sein. Ruft mir die anderen, und dann wollen wir die Eide schwören.«
    Es war noch immer kalt, und der Wind ließ die Wolken über den dunklen Himmel jagen und flüsterte in den nackten Ästen der Bäume. Die »Familie«, das war ein Spritzer aus Farbe und Licht auf der öden Landschaft, im Kreis versammelt, um Zeuge zu sein. Artus stand vor seinem Zelt, hoch und gerade, und der Wind riß an seinem purpurnen Umhang. Bedwyr stand zu seiner Rechten, Cei zu seiner
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