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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts
Autoren: Gillian Bradshaw
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den Fluß, das Wasser klatschte hoch und kalt um unsere Beine. Die Fackeln leuchteten und sprangen vor uns hin und her, die Bäume warfen lange Schatten, die wie in einem verrückten Traum hin- und herschwankten. Jetzt waren wir über den Fluß, schleuderten mehr Speere, und manche davon fanden ihr Ziel. Die Pferde schwammen kurz, strengten sich sehr an, ihre Augen rollten, und sie legten die Ohren zurück. Die sächsischen Speere gingen überall um uns herum nieder, und die Pferde galoppierten wieder. Wir kamen an den Schilderwall. Artus grinste. Er hielt seine Lanze gesenkt, um zuzustoßen. Der Schilderwall, der uns gegenüberlag, war drei Reihen dick. Mehr Krieger rannten herbei, um ihn noch zu verstärken. Sie brüllten und rollten wild mit den Augen. Wir näherten uns, griffen schweigend aus dem Nichts eine ganze Armee an, und plötzlich warf Artus den Kopf zurück und schrie: »Für Britannien, meine Brüder! Für mich!«
    Und wir antworteten: »Für Artus!« Der Schrei kam von Herzen, und er war einstimmig. Es war ein Klang, der schrecklicher als der Tod war. Ich schleuderte meinen Wurfspeer und zog mein Schwert. Es flammte von weißem Licht, als wir das Ufer erreichten.
    Mein alter Wahnsinn erfüllte mich nicht, aber ich brauchte ihn auch nicht. Ceincaled stieg, schlug mit den Hufen um sich, und ich beugte mich über seinen Nacken und ließ mein Schwert niedersausen. Ich kämpfte aus Liebe und um einen Traum, wie Artus. Es waren nur ein paar Augenblicke, nicht mehr. Hätten wir lange genug Zeit gelassen, daß unsere Geschwindigkeit sich verringerte, wir hätten es nicht tun können. Aber die Sachsen hatten Angst. Sie waren verwirrt und unsicher, und ihre Reihen brachen auseinander. Wir töteten sie auf allen Seiten, während wir durchritten, wir rissen ihnen die Fackeln von den Pfosten und schleuderten sie ins Lager. Alles flammte auf. Wir hackten uns durch die Zeltseile und galoppierten weiter, und wir ließen einen Pfad der Zerstörung hinter uns. Dann stürzten wir uns in die Sicherheit der Wälder, und nur noch ein paar Speere fielen um uns nieder, jetzt, während wir die Nacht über ruhten.
    »Gut gemacht«, sagte Artus leise, und dann brüllte er laut vor Freude: »Oh, herrlich gemacht!«
    Wir verlangsamten unsere Pferde zu einem leichten Galopp. Wir dachten an die vielen Meilen, die wir noch zu reiten hatten. Hinter uns wurde der Himmel schon bleich vom ersten Grau der frühen Stunden, die den Morgen ankündigen.

16
    Fast einen Monat lang hatte ich nicht die Chance, Artus zu sagen, daß ich die Runde verlassen wollte. Im Kampf hatte ich eine Wunde am Bein empfangen, eine schlimme Wunde, die durch den Zwanzigmeilenritt danach noch schlimmer wurde. Dagegen konnte man nichts machen. Wir hatten keine Angst, daß die Sachsen uns folgen würden - sie hatten keine Pferde und würden sich viel zu sehr mit ihren eigenen Verlusten beschäftigen müssen. Abgesehen davon, daß sie auch noch das gestohlene Vieh zurückholen mußten. Aber wir brauchten einen Platz, wo wir bleiben konnten. Mit einer Truppe von der Größe der Runde war solch ein Platz nicht leicht zu finden. Am Ende ritten wir nach Nordwesten, bis wir zu einem Clan kamen, der seinen Besitz in der Nähe des Hadrianswall hatte. Der Anführer war ein Mann namens Ogyrfan. Er war ein hochgewachsener, schwarzbärtiger Mann. In diesen Teilen des Landes besaß er wegen seines Reichtums und eines römischen Titels ein ziemliches Gewicht. Er fürchtete die Sachsen und sehnte sich nach der Wiedererrichtung des Reiches, und deshalb hieß er Artus willkommen. Er gab der Truppe Nahrung und einen Ort, wohin man die Verwundeten bringen konnte. Ich war froh darüber. Ich war schwach vom Blutverlust, und der Schmerz machte mich wirklich krank. Agravain und Bedwyr trugen mich zum Kuhstall - dem einzigen Gebäude, das für ein Lazarett zur Verfügung stand. Dort brach ich zusammen und blieb über eine Woche so liegen. In den ersten paar Tagen hatte ich das Wundfieber, und ich kann mich an nichts erinnern. Als ich mich genug erholte und wieder bei Bewußtsein war, sagte man mir, daß Artus und die Truppe schon abgezogen seien. Sie führten einen neuen Überfall durch. Die Truppe war durch den Sommer geschwächt worden, aber die Gelegenheit, die sich durch die augenblickliche Situation bot, war unwiderstehlich gewesen. Aldwulfs Glaubwürdigkeit bei den anderen Sachsen war, wie Artus vorhergesagt hatte, durch unseren Sieg ernsthaft geschwächt worden. Die Sachsen konnten
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