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Der Faktor X

Der Faktor X

Titel: Der Faktor X
Autoren: Andre Norton
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Zimgrald und Julha! Aus dem Nebel weit entfernter Erinnerungen kehrten sie plötzlich wieder in Diskans Gedanken zurück. Zimgrald mit Julha dort oben in den Felsen, und der Tod kam näher als kalter, dunkler …
    »Na schön.« Er legte einen Arm um Drustans’ Hüfte und zog den Vaan mit sich.
    Aber es war, als wate er in nassem Sand, in dem er keinen rechten Halt finden konnte. Diskan mußte gegen das ankämpfen, das in ihm schrie: »Nein! Nein!«
    Und er kämpfte, obwohl sein Atem nur noch stoßweise, in schmerzerfüllten Schluchzern kam, und er wagte nicht, sich umzusehen, jenes Xcothal anzusehen, das gewesen war – und das nun war … für ihn.

 
18
     
    »Laßt mich gehen – laßt mich nur für eine Weile weg!« Diskan wußte nicht, ob er es laut geschrien oder den anderen Weg der Kommunikation benützt hatte. »Ich muß es tun!«
    Abrupt, als sei eine Entscheidung gefallen, zu der er nicht beigetragen hatte, ließ der Sog, der ihn gefangengehalten hatte, nach. Er ging die runde Treppe hinunter auf den Platz. Drustans taumelte neben ihm her. Und die Stadt war seltsam, sie schwankte, waberte, als würde ein nebliges, schemenhaftes Bild einem anderen überlagert. Manchmal taumelten sie durch dunkle Ruinenzeilen. Dann wieder spülte Wasser um ihre Beine, Banner hingen von den Wänden und das Schattenvolk kam und ging.
    Würde es ihnen gelingen, hier herauszukommen? Diskan hatte es ja zuvor schon versucht und feststellen müssen, daß alle Straßen zu dem gleichen Tümpel führten, aber diesmal bewegte er sich mit einer vorher nie gekannten Sicherheit. Nur – was war mit den Piraten und dem Veep? Und mit jenen anderen, die vorher hiergewesen waren, in den Gängen unter dem Turm? Sie alle mochten nun durch diese dunklen Gassen irren.
    »Wohin gehen wir?« fragte Drustans und unterbrach so Diskans konzentriertes Schweigen.
    »Auf den Bergrücken – wenn wir es schaffen.«
    »Du glaubst, die Eingeborenen können uns helfen?«
    »Sie haben mir geholfen …«
    »Du meinst – die Illusionen?«
    Illusionen? Nein, Xcothal war keine Illusion, aber Diskan wollte jetzt nicht darüber argumentieren.
    Er wollte jetzt nur noch so schnell wie möglich vorankommen; er mußte die beiden oben in den Bergen so schnell wie möglich erreichen. Aber dann – was dann? Diskan wußte nicht, wie es dann weitergehen sollte, aber ihm war klar, daß er im Augenblick das einzig Richtige tat.
    Diesmal war sein Weg klar und deutlich. Sogar der Dunst, der sonst die Sicht in die Ferne versperrt hatte, schien gewichen. Im klaren Mondlicht konnte Diskan sogar die vielen Spuren erkennen, die im Schnee waren und alle in die Stadt führten – Spuren von Stiefeln und von Tatzen. Die Pelzigen waren fast zahllos gewesen, und auch jetzt begleiteten sie ihn, wenn er sie auch nicht sehen konnte.
    Er geht von uns!
    Er hat recht. Es ist das, was er tun muß – eine notwendige Formung seiner eigenen Art – eine Straße, die er gehen muß!
    Brüder! Zum erstenmal versuchte Diskan, sich direkt in die lautlose Unterhaltung einzumischen.
    Lange kam keine Antwort. Dann jedoch brandete ein Tumult auf, als riefen viele Gedanken auf einmal.
    Bruder! Und die Freude war ein warmes Feuer für das frierende Herz und den lange kalten Körper.
    »Wie viele sind es – diese Piraten?« wandte sich Diskan an Drustans.
    Ich weiß es nicht, Sie haben uns auf dem Schiff gefangengehalten. Wir haben nur den Posten gesehen und diejenigen, mit denen wir vorhin zusammen waren. »Diskan –« seine Stimme wurde leiser – »fragst du dich nicht, wie ich hierher komme?«
    »Natürlich als Gefangener. Hast du geglaubt, ich nehme an, daß du zu ihnen gehörst?«
    Ein seltsamer Schatten, den Diskan nicht deuten konnte, flog über das Gesicht des Vaan.
    »Ich war dumm.« Drustans’ Stimme klang scharf, fast als weise er Diskans Vertrauen zurück. »Ich habe eine Geschichte geglaubt, in der mir weisgemacht wurde, daß bestimmte Faktoren auf einem Reiseband kontrolliert und berichtigt werden müßten. Also habe ich es geholt, aber es war nicht das, welches sie gesucht hatten …«
    »Nein. Denn das hatte ich bereits gestohlen.« erklärte Diskan. Er wollte losrennen, wollte lachen, wollte schreien. Was machte es wirklich aus, all das, was auf einer anderen Welt geschehen war, zu einer anderen Zeit, einem anderen Menschen? Das Brodeln in ihm war etwas, das er in seinem ganzen tristen Leben vorher nicht gekannt hatte. Das war die Freiheit! Es war nicht länger wichtig, daß er zu
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